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19.03.2024 | 06:04 | Milchviehfutter 
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Greenpeace fordert Grünfütterung für Milchkühe zu forcieren

Hamburg - Mehr Gras und Heu statt Mais und Kraftfutter für deutsche Rinder hätten einer Studie zufolge positive Auswirkungen in verschiedenen Bereichen.

Grünfutter
Mehr Gras statt Kraftfutter und Maissilage für Kühe - eine Studie im Auftrag von Greenpeace hat analysiert, was das etwa für Milch- und Gesamtnahrungsmittelproduktion sowie Klimaschutz bedeutet. (c) proplanta
Der Futterwechsel beeinflusse sowohl den Flächenverbrauch, die Gesamtproduktion von Nahrungsmitteln als auch das Klima und das Tierwohl.

Das geht aus der Studie des Schweizer Forschungsinstituts für biologischen Landbau (FiBL) hervor, die der Auftraggeber Greenpeace am Montag veröffentlichte. Somit habe eine rein grünlandbasierte Milchproduktion großes Potenzial für den Klimaschutz. Gleichzeitig könne die Nahrungsmittelproduktion durch frei werdende Futterflächen deutlich erhöht werden.

Deutlich weniger Milch, aber 2,4 Millionen Hektar Ackerfläche werden frei

Das FiBL hat in verschiedenen Szenarien berechnet, wie sich die Anzahl der Rinder und die Milch- sowie Rindfleischproduktion im Vergleich zu heute verändert, wenn der Anteil an Gras im Futter zwischen 85 und 100 Prozent liegt. Ohne den Einsatz von Maissilage und energiereichem Kraftfutter würde die durchschnittliche Milchmenge pro Jahr demnach um bis zu 50 Prozent sinken. Auch die produzierte Fleischmenge würde deutlich zurückgehen.

Gleichzeitig würden aber 2,4 Millionen Hektar Ackerflächen frei, auf denen bisher Mais und anderes Ackerfutter für Kühe und Mastrinder angebaut werden. Auf diesen Flächen könnten direkt Nahrungsmittel für Menschen angebaut werden. So ließen sich zweieinhalb bis dreieinhalb Mal mehr pflanzliches Protein erzeugen, als an tierischem Protein durch die Reduktion von Milch- und Fleischproduktion wegfielen. 

Auch der Einfluss auf die Treibhausgasemissionen wurde untersucht. Die schädlichen Gase verringerten sich demnach von 33,9 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten auf zwischen 22,2 Millionen Tonnen und 27,7 Millionen Tonnen je nach Szenario. Die Größe CO2-Äquivalente macht verschiedene Treibhausgase vergleichbar.

Umstellung nur mit längeren Übergangsperioden möglich

Die Studienautoren weisen in ihrer Untersuchung darauf hin, dass eine solche Umstellung «mit großen Veränderungen im Angebot von tierischen und pflanzlichen Nahrungsmitteln»  einhergehe. «Eine Umstellung auf solche Systeme würde große Veränderungen auf Betriebsebene bedingen und wäre nur mit längeren Übergangsperioden und guter Unterstützung möglich.»

Greenpeace: Politik muss dringend handeln

Die Milchindustrie gaukele Verbraucherinnen und Verbrauchern vor, dass Kühe vor allem Gras und Heu fressen, sagte Greenpeace-Landwirtschaftsexperte Martin Hofstetter. «Doch die heutigen Milchmengen sind nur möglich, wenn die Tiere viel Silomais und Kraftfutter bekommen.» Der Studie zufolge hatten 2020 nur 30 Prozent der Milchkühe in Deutschland Weidezugang, und dies lediglich für knapp sechs Monate im Jahr.

Greenpeace fordert, die Kuh wieder zu dem machen, was sie ursprünglich war: «ein exzellenter Verwerter von Grünland, das der Mensch ansonsten nicht bewirtschaften kann». Den Angaben zufolge besteht ein Drittel der landwirtschaftlichen Fläche in Deutschland aus Grünland, das aus ökologischen und klimatischen Gründen nicht bewirtschaftet werden kann oder nicht für Ackerbau geeignet ist. «Die Politik sollte dringend handeln und die Bewirtschaftung von Grünland beispielsweise durch eine Weideprämie fördern», sagte Hofstetter.
dpa
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Kommentare 
maximilian schrieb am 22.03.2024 18:43 Uhrzustimmen(1) widersprechen(1)
Hallo Isidor, Milchfieber ist der bauernübliche Begriff für postpartale Hypokalzämie/Hypophosphorämie. Dieser Mineralstoffmangel liegt nicht an der Kraftfuttergabe, die energiebetont ist. Energiemangel führt zu Ketose, die ihrerseits auch zum Festliegen von Kühen führen kann.
Ketotische Kühe fallen im Schlachthof durch Leberverfettung auf und sind dann untauglich für den menschlichen Verzehr. Die Leberverfettung ist das anatomische Kennzeichen der systemischen Stoffwechselerkrankung Ketose. Richtig ist, dass Kühe der Rasse Holstein-Friesian als Qualzucht anzusehen sind. Dazu gibt es auch ein wissenschaftliches Gutachten aus der Hamburger Hochschule für angewandte Wissenschaften.
Allerding sollte es möglich bleiben für den menschlichen Verzehr ungeeignetes Getreide an Tiere zu verfüttern. Z.B. nicht backtauglicher Weizen oder ausgewachsenes Getreide. Triticale ist ein auf die Schweinefütterung gezielt angebautes Getreide.
Isidor schrieb am 21.03.2024 17:38 Uhrzustimmen(1) widersprechen(4)
Die heutigen hochgezüchteten Milchkuhrassen sind ohne Kraftfutter nicht gesund (Milchfieber) zu halten.
Diese Art von Qualzucht gehört schon lange diskreditiert.
maximilian schrieb am 19.03.2024 15:08 Uhrzustimmen(2) widersprechen(12)
Angesichts jährlich 9 Milliarden Euro an Agrarsubventionen aus unseren Steuermitteln ist unser Essen schon teuer genug.
agricola pro agricolas schrieb am 19.03.2024 08:46 Uhrzustimmen(28) widersprechen(0)
Die Greenpeace-Superformel für den cleveren Milchpreisrechner:

Spottbilliges Grünfutter = billigere Milch.

Bald werden sich unsere Milchkühe direkt ab Weide selbst zu vermarkten wissen. :-)

Wir alle sollten Greenpeace dafür euphorisch feiern... Schließlich muss das "große Fressen" vor allen Dingen eines - spottbillig sein u. bleiben!!!
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