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14.07.2015 | 14:50 | Tierwohl 
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Nutztierhaltung im Spiegel der Gesellschaft

Braunschweig - In der öffentlichen Diskussion wird die Haltung von Nutztieren zunehmend kritisch hinterfragt; die gesellschaftlichen Vorstellungen und die moderne landwirtschaftliche Praxis liegen teils weit auseinander.

Tierwohl
(c) proplanta
Hier wollen acht Forschergruppen mit dem Verbundprojekt „SocialLab“ eine Annäherung schaffen.  Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) fördert das dreijährige Vorhaben mit knapp 2,4 Millionen Euro. Am 13. Juli 2015 überreichte die Parlamentarische Staatssekretärin Dr. Maria Flachsbarth am Braunschweiger Thünen-Institut den Projektteilnehmern die Zuwendungsbescheide.

„Die Tierwohlinitiative ‘Eine Frage der Haltung‘ unseres Ministeriums fußt auf Dialog und Verständnis. Hier setzt das von uns geförderte Projekt ‘Social Lab‘ an. Wichtig ist, dass wir ein gemeinsames Verständnis zum Verhältnis von Mensch und Tier entwickeln, was dies speziell für die Nutztierhaltung konkret bedeutet. Dabei geht es dann nicht nur um die Haltung im Stall, sondern auch um die Haltung in den Köpfen“, sagte die Staatssekretärin. Ziel des Projektes ist, die gesellschaftliche Kritik differenziert zu durchdringen und Wege für eine Verbesserung der Nutztierhaltung aus Sicht der Gesellschaft aufzuzeigen.

Dafür beschreiten die Wissenschaftler neue, interdisziplinäre Wege: Im Forschungsverbund kombinieren sie innovative Methoden, mit denen sie die Akzeptanz und Wahrnehmung der Nutztierhaltung aus dem Blickwinkel unterschiedlicher gesellschaftlicher Gruppen wie Verbraucher, Landwirte oder Handelsunternehmen zeitnah analysieren. Die Ergebnisse sollen helfen, die Aktivitäten der Marktteilnehmer sowie die Gestaltungsmaß­nahmen der Politik so auszurichten, dass die Nutztierhaltung messbar verbessert wird. Handel und Landwirte werden in die Lage versetzt, auf die Ansprüche der gesellschaftlichen Gruppen besser einzugehen und neue Produkte auf der Grundlage innovativer Haltungsverfahren zu etablieren.

Das Projekt  gliedert sich in vier Arbeitspakete, die sich mit folgenden Fragen umreißen lassen: Wie nimmt die Gesellschaft die Tierhaltung wahr und welche Anforderungen lassen sich daraus ableiten? Wie wird die Tierhaltung in den Medien und von NGOs (Nichtregierungs-Organisationen) dargestellt? Wie beurteilen die verschiedenen Akteure die Möglichkeiten und Grenzen, Produkte mit strengeren Tierschutzstandards am Markt zu etablieren? Wie lassen sich die Ansprüche der Verbraucher an die Haltungsverfahren in der Praxis umsetzen?

Der neue Forschungsansatz lebt von den unterschiedlichen Kompetenzen der acht Projektpartner. Beteiligt sind die Fachhochschule Südwestfalen (Fachbereich Agrarwirtschaft), die Georg-August-Universität Göttingen (Abteilung Marketing für Lebensmittel und Agrarprodukte), die Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (Lehrstuhl für Betriebswirtschaft), das Private Forschungs- und Beratungsinstitut für angewandte Ethik und Tierschutz INSTET, die Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn (Professur für Marktforschung der Agrar-und Ernährungswirtschaft), die TU München (Professur für Marketing und Konsumforschung) sowie das Thünen-Institut für Marktanalyse, das den Forschungsverbund koordiniert. Als assoziierter Partner konnte die Zeppelin-Universität Friedrichshafen (Gastprofessur für Konsumverhalten und Verbraucherpolitik) gewonnen werden. Ein Projektbeirat, bestehend aus Vertretern der Wirtschaft, NGOs, des BMEL und Nutztierwissenschaftlern begleitet die Arbeiten des „SocialLab“ mit dem Ziel, den Bezug zur landwirtschaftlichen Praxis wie auch zu gesellschaftlichen Gruppen zu vertiefen. (ti)
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Kommentare 
kurri Altbauer 85 schrieb am 26.07.2015 07:31 Uhrzustimmen(92) widersprechen(43)
Die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube. Da wird wieder ein theoretisches Planspiel in Auftrag gegeben, von dem ich schon heute weiß, es wird nichts vernünftiges dabei raus kommen!Man hat uns immer wieder mit neuen Parolen und verklausulierten Reden versucht uns Mut zu machen, nur das Ergebnis für uns Bauern ist total enttäuschend. Die bäuerlichen Betriebe sind in den letzten 25 Jahren um 73% zurückgegangen. In manchen Dörfern gibt es nur noch 1-2 Betriebe, diese haben der Parole „Wachsen oder Weichen“ geglaubt. Ob sie noch in 30 Jahren existieren, ist ungewiss. Was ist im Laufe meines Berufslebens nicht alles auf uns eingestürmt? Nach 1945 mussten wir zunächst für die Versorgung unserer Mitmenschen sorgen. Schon damals war Neid und Missgunst an der Tagesordnung. Die Teppiche im Kuhstall war damals eines der Gerüchte. 1948 gab der Verbraucher 46% seines Einkommens für die Ernährung aus, heute sind es nur noch um die 11%. Unsere Wirtschaft hat immer Argumente parat, damit es ihr gut geht. Wenn ich dann von einem Professor lesen muss, das die Landwirtschaft auch im Prinzip überflüssig wäre und mit dem Argument von der Textilindustrie, die heute in in Südostasien produzieren lässt, als Begründung benutzt! 1950 brachte 100 kg. Weizen 22,55 € (von DM umgerechnet), dafür konnte man einen Elektriker 19, 6 Stunden bezahlen. Heute reicht es nur für gerade mal für eine halbe Stunde. Der Stundenlohn ist seit 1950 um 3708% gestiegen, das Brötchen legte im gleichen Zeitraum um 1260% zu. Die Schweine liegen mit-21% noch kaum die Kosten deckend. Wenn dann unsere Politiker meinen, die Landwirte mussten auf die Bedenken der Öffentlichkeit eingehen, muss ja wohl die Gegenfrage erlaubt sein: Was um alles in der Welt sollen wir den noch alles machen? Demokratie ist eine Diktatur der Mehrheit, wer nur einer Minderheit angehört, hat ganz „schlechte Karten“. Man beutet uns aus, benutzt uns als Prügelknaben der Nation, die Medien werden nicht müde uns ständig in den Dreck zu ziehen! Aldi, Lidl & Co. haben es geschafft zu den reichsten Leuten aufzusteigen, aber nicht durch die Erzeugung von Nahrungsmitteln, sondern mit dem Handel damit!
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