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18.12.2010 | 00:06 | Winterwetter 

Hunderte im Zug stecken geblieben - Panik - Bahn räumt Fehler ein

Hamburg/Lübeck - Irgendwann halten Bahnreisende im stecken gebliebenen Regionalexpress von Hamburg nach Lübeck die beängstigende Situation nicht mehr aus.

Bahnübergang
Einige versuchen bei der stundenlangen Panne am Donnerstagabend Scheiben einzuschlagen, andere öffnen die Notverriegelung der Türen und laufen im Dunkeln über die Gleise - Lebensgefahr, denn auf den Nebengleisen fahren noch Züge.

Wegen eines Schadens an der Oberleitung stand der Zug von 16.33 bis 20.33 Uhr auf freier Strecke bei Tremsbüttel (Kreis Stormarn), bestätigte der Hamburger Bahnsprecher Egbert Meyer-Lovis am Freitag einen Bericht von NDR1 Welle Nord. Wegen des Rückstaus waren 38 Züge von dem Stromausfall an der Strecke Hamburg-Lübeck betroffen. Obwohl der Zug die Strecke bereits blockierte, ließ die Bahn noch einen weiteren Pendlerzug in Hamburg starten, der dann im Bahnhof Ahrensburg am Stadtrand seine Fahrt beenden musste.

Tausende saßen an den Bahnhöfen in Ahrensburg und Bargteheide in der Kälte fest. Auch dort kam der Katastrophenschutz zum Einsatz. Seit dem späten Donnerstagabend lief der Bahnverkehr zwischen Hamburg und Lübeck wieder normal, sagte Meyer-Lovis. Er räumte Fehler der Bahn ein: «Es hat eindeutig zu lange gedauert, bis die Fahrgäste den Zug verlassen konnten und eine Ersatz-Diesellok zur Stelle war.» 

Nachdem die Batterien des Zuges erschöpft waren, fielen die Heizung und die Beleuchtung aus. Auch Durchsagen des Personals waren unmöglich. Aus Sicherheitsgründen habe der Zugführer die Türen nicht öffnen dürfen, erläuterte der Bahnsprecher. Ein Pendler schilderte in den «Lübecker Nachrichten» die Situation: «Einige Fahrgäste hatten Panik, weinten, riefen um Hilfe. Sie glaubten an einen Anschlag.». Mehreren Passagieren sei es gelungen, aus dem Zug zu klettern. Auf dem Gleis sei eine ältere Frau kollabiert. Andere riefen per Handy die Polizei, wie diese in Bad Oldesloe bestätigte.

Nachdem bereits Bahnreisende die Notverriegelung von Türen geöffnet hatten und auf die Gleise gelaufen waren, kam die Polizei mit Einsatzwagen, wie die Bundespolizei berichtete. Die Strecke wurde gesperrt und rund 150 Reisende verließen den Zug, um über die Gleise zu einen nahe gelegenen Bahnübergang in Sicherheit geführt zu werden. Die anderen Reisenden blieben im Zug, der später nach Lübeck fahren sollte.

Katastrophenschutz, Feuerwehren und Rettungsdienste brachten die ausgestiegenen Menschen in einer Turnhalle und einem Feuerwehrgerätehaus in Tremsbüttel unter. Einige erlitten Unterkühlungen und Kreislaufprobleme und mussten medizinisch behandelt werden. Verletzte habe es nicht gegeben, sagte Bahnsprecher Meyer-Lovis. Laut Bundespolizei sollen fünf Bahnreisende wegen Kreislaufproblemen zur ambulanten Behandlung ins Krankenhaus nach Bad Oldesloe gekommen sein.

Der Fahrgastverband Pro Bahn und die Bundespolizei kritisierten das Krisenmanagemnt der Bahn. «Es gibt eine Zeitlücke von ein bis zwei Stunden, in der wir zu spät informiert worden sind», sagte Gerhard Stelke, Pressesprecher der zuständigen Bundespolizeiinspektion Kiel.

Thomas Rettmer vom Fahrgastverband Pro Bahn warf der Bahn vor, «wieder einmal» versagt zu haben: «Es ist sehr fahrlässig, wenn man die Menschen im Zug wie im Gefängnis stundenlang sitzen lässt ohne Licht. Angesichts der Ängste wegen der jüngsten Terrorwarnungen dürfte das für viele Menschen im Zug eine gruselige Situation gewesen - nicht alle sind nervenstark», sagte Rettmer vom Regionalverband Lübeck und Umgebung des Fahrgastverbandes.

Laut Rettmer ist es unverständlich, dass die Bahn trotz des vergangenen harten Winters auch in diesem Jahr nicht mit widrigen Wetterverhältnissen klarkomme. «Für solche Fälle muss es einen Plan B geben und das Personal hierfür geschult sein.» Die Betroffenen sollten zumindest einen Reisegutschein oder Bargeld in Höhe von 100 Euro erhalten.

Bei einem Krisengespräch am Freitag wollte die Bahn Konsequenzen aus den Vorfällen vom Vortag ziehen.  Fahrgäste des Zuges sollten sich bei der Regionalbahn in Kiel melden, sagt Pressesprecher Egbert Meyer-Lovis von der Bahn in Hamburg. Er kündigte an, dass die Bahn als Entschädigung eine kulante Regelung finden wolle. (dpa)
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