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13.04.2024 | 16:18 | Waldbrandrisiko 

Waldbrandgefahr in Bayern im Blick

Weihenzell - Ein kleiner Flugplatz, wenige Kilometer entfernt vom mittelfränkischen Ansbach. An einem Freitagmorgen Anfang April sind rund ein Dutzend Feuerwehrleute und Förster zusammengekommen.

Waldbrände
Auch im Freistaat steigt die Waldbrandgefahr. Um Feuer schnell zu entdecken, sind im Sommer regelmäßig Flieger in der Luft. Wie Feuerwehrleute und Förster für die Einsätze trainieren. (c) proplanta
Was sie vereint: der Kampf gegen Waldbrände. Um die möglichst schnell erkennen und dann löschen zu können, sind in Bayern jeden Sommer sogenannte Luftbeobachter unterwegs. Die Ehrenamtlichen sind speziell geschult, müssen ihre Kenntnisse aber jedes Jahr auffrischen.

Deshalb steht an diesem Tag eine Übung an. Die Teilnehmer trainieren zum einen die Dokumentation von Flugrouten und Brandflächen mit Hilfe von Karten und Fotos - aber auch, wie man die Feuerwehr am Boden zu einem Brand in einem entlegenen Waldgebiet lotst. Koordiniert wird die Übung von Wernher Geistmann, Flugbereitschaftsleiter für Mittelfranken bei der Luftrettungsstaffel Bayern. Er bringt die Piloten der Flugbereitschaft mit den Luftbeobachtern zusammen.

Zur üblichen Besatzung eines Beobachtungsflugzeugs gehören stets ein Förster und ein Feuerwehrmann. Sie sollen sich mit ihren Fähigkeiten ergänzen. Der Feuerwehrmann ist geübt im Umgang mit dem Digitalfunk und Löscheinsätzen, der Förster kennt den Wald, und weiß, wo besonders gefährdete Gebiete liegen.

Oliver Wittmann von der Berufsfeuerwehr Fürth behält bereits seit 25 Jahren vom Flugzeug aus mögliche Waldbrände im Blick. Er schätzt den Austausch mit seinen Förster-Kollegen. Denn es gehöre viel Erfahrung dazu, etwa die Größe einer Brandfläche richtig einschätzen zu können. «Ein Förster kennt das betroffene Waldstück im Zweifel gut und kann die Größe direkt einschätzen.» Oft behelfen sich die Luftbeobachter aber auch, indem sie eine Fläche zum Beispiel mit der Größe eines Lastwagens auf einer naheliegenden Straße vergleichen.

Und auch ein Brand sei nicht immer leicht zu erkennen, sagt der Förster Fabian Löchner. Manchmal gehe in der Ferne zu erkennender Rauch auch auf einen Steinbruch zurück. Was ein Feuer davon unterscheide, sei der deutlich weiße oder auch schwarze Rauch. Haben die Luftbeobachter einen Brand ausgemacht, geben sie der Leitstelle Bescheid und die Feuerwehr am Boden macht sich auf den Weg. Für die Übung steht die Leitstelle an diesem Tag direkt neben der Graslandelandebahn auf dem Flugplatz Ansbach-Petersdorf: Ein mobiler Einsatzleitwagen nimmt die Funksprüche der Flieger entgegen und koordiniert die Flugrouten. 

Förster Löchner fliegt auch privat gerne und hat sich deshalb 2014 für die Ausbildung zum Luftbeobachter entschieden. Dazu gehörte eine Grundausbildung an der staatlichen Feuerwehrschule in Würzburg, nach fünf Jahren folgte eine Fortbildung. Jedes Jahr steht zudem eine Auffrischungsübung an.

Wie auch sein Kollege Wittmann von der Berufsfeuerwehr Fürth beobachtet Löchner, dass die Waldbrandgefahr in Bayern tendenziell zunimmt. «Das wird immer mehr zum Thema.» Der Deutsche Wetterdienst stuft die Gefahr für Waldbrände in fünf Stufen ein. Ist die vierthöchste Stufe erreicht, heben im Freistaat in der Regel zum Wochenende hin die Besatzungen der Luftbeobachtung ab.

In der höchsten Stufe sind sie auch unter der Woche und damit meist täglich in der Luft, wie Stefan Dietrich von der Regierung von Mittelfranken sagt. Die Bezirksregierung gibt die Flüge in Auftrag und kommt auch für die Flugkosten auf - bis zu 1.000 Euro für einen Flugtag. Der Einsatz der Piloten und Luftbeobachter wird dagegen nicht entlohnt - ein Ehrenamt.

Dabei sind die Luftbeobachter für eine Flugschicht rund zwei Stunden in der Luft. Da im Hochsommer in der eher geringen Flughöhe und der engen Kabine laut Löchner oft um die 30 Grad herrschen, ist das auch ein körperlich anstrengender Job. «Da muss man viel trinken. Und nach einer Stunde oft auch eine Pause machen.» In ganz Bayern stehen für die Luftrettungsstaffel mehr als 300 Piloten mit rund 150 Flugzeugen und fünf Hubschraubern bereit.

Neben den Beobachtungsflügen wegen möglicher Waldbrände unterstützen sie die Einsatzkräfte im Freistaat auch bei Großbränden, Hochwasserlagen und Umweltkatastrophen mit ihrer Übersicht aus der Luft. Einen Schwerpunkt stellt im Sommer aber insbesondere die Luftbeobachtung dar. Die Bayerische Landesanstalt für Wald- und Forstwirtschaft zählt in Bayern im langjährigen Mittel rund 77 Waldbrände pro Jahr. Besonders betroffen sind die kiefernreichen Wälder in Mittelfranken und der Oberpfalz. Die verbrannten Flächen spielten dabei mit zuletzt rund 57 Hektar pro Jahr und einem Anteil von 0,02 Promille an der Waldfläche in Bayern nur eine untergeordnete Rolle.

Grund zur Entwarnung sei das aber nicht, heißt es von der Landesanstalt. Denn der Klimawandel macht sich auch in Bayern bemerkbar: Wärmere Sommer und längere Trockenphasen verstärkten das Risiko von Waldbränden. Künftig erwarten die Waldexperten deutlich mehr Tage mit hoher Waldbrandgefahr - und damit mehr Einsätze für die ehrenamtlichen Luftbeobachter.
dpa/lby
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