Vorsprung durch Wissen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
19.08.2019 | 03:08 | Wolfsvorkommen 

Wölfe in NRW breiten sich aus

Düsseldorf - In ganzen Jahr 2018 gab es insgesamt 35 Wolfs-Nachweise in Nordrhein-Westfalen. In diesem Jahr waren es bis Mitte August bereits 31 Belege.

Wölfe in NRW
In Nordrhein-Westfalen sind drei Wölfe standorttreu, aber auch in den angrenzenden Ländern ist das Tier längst angekommen: In den Niederlanden gibt es Wolfsnachwuchs, in Belgien lebt ein Paar. In Rheinland-Pfalz hat sich nahe bei NRW ein Einzeltier angesiedelt. (c) Petra Kohlstädt - fotolia.com
Keine Frage, der Wolf, der lange als ausgestorben galt, breitet sich auch in Nordrhein-Westfalen aus. Drei Wölfe sind in weit voneinander entfernten Gebieten sesshaft geworden. Bislang sind es nur Einzeltiere. Einige Nachweise stammen von Jungtieren, die aus dem elterlichen Rudel geworfen wurden und durchziehen.

Die mit Abstand meisten Belege kommen aus der Region um Schermbeck: Hier wurde Anfang Oktober 2018 das erste offizielle Wolfsgebiet von Nordrhein-Westfalen ausgewiesen. Eine Wölfin aus einem Rudel in Niedersachsen hat sich niedergelassen und beweist zum Schaden der Schäfer, dass manche Schafe und Ziegen leichte Beute sind.

Zwei weitere Wolfsgebiete in NRW mit je einem Tier sind dazugekommen. In der Senne bei Bielefeld lebt eine Wölfin. Die nördliche Eifel an der Grenze zu Belgien ist seit Anfang Juli offizielles Wolfsgebiet. Hier hat sich ein männliches Tier angesiedelt.

Nach Ansicht von Katharina Stenglein, der Biologin und Ansprechpartnerin zum Wolf beim Naturschutzbund Nabu in NRW, wird es dabei nicht bleiben. «Ich bin mir sicher, dass wir in nicht allzu ferner Zukunft Wolfsnachwuchs haben werden und dass ein Wolfsrudel entsteht», sagte die Biologin der Deutschen Presse-Agentur. So häufig wie in Niedersachsen werde der Beutegreifer hier aber vermutlich nicht sein.

In dem großen Nachbarland gibt es inzwischen 26 Wolfsterritorien, wie die Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf im sächsischen Görlitz auflistet. «Ein der Ausbreitung in NRW entgegenstehender Grund ist das dichte Schienen- und Straßennetz», sagte Stenglein.

Das Landesumweltamt bemerkt, dass die Sensibilität der Bürger mit Blick auf den Wolf sehr viel höher geworden ist: Die Zahl der Hinweise auf mögliche Sichtungen sei deutlich gestiegen, seitdem es in NRW Wolfsgebiete gibt. Mehr als die Hälfte seien in der Regel Falschmeldungen, sagte ein Sprecher. «Aber alle Hinweise sind immer wichtig.» Eine bestätigte Wolfsichtung könne auch später eine Rolle spielen und zu einem Gesamtbild beitragen.

Inzwischen leben die Raubtiere auch in anderen Nachbarländern von NRW. Seit April 2019 hat Rheinland-Pfalz sein erstes Wolfsgebiet im Westerwald: Es liegt in dem Gebiet Stegskopf auf einem ehemaligen Truppenübungsplatz direkt an der Grenze zu Nordrhein-Westfalen.

Die Niederlande haben ein erstes Wolfspaar, sogar mit Nachwuchs. Das Bild einer Fotofalle zeige drei Welpen, berichtete Stenglein. Die Fähe - das Weibchen - stammt aus Deutschland, der Rüde vermutlich auch. Ihr Revier liegt in der Veluwe, einem großen Naturschutzgebiet nördlich von Arnheim.

Auch in Belgien hat sich offenbar ein Pärchen gefunden: Auf einem Truppenübungsplatz 70 Kilometer östlich von Brüssel lebe eine Wölfin mit einem Rüden, sagte Stenglein. Die Fähe wird Naya genannt. Wegen eines Senders am Hals konnte jeder ihrer Schritte nachvollzogen werden. Das Tier wurde 2016 in Mecklenburg-Vorpommern geboren und hatte dort von Wissenschaftlern den Halsbandsender umgelegt bekommen.

Es verließ ein Jahr später das elterliche Territorium und überwand auf dem Weg nach Westen etliche Hindernisse: die Elbe, Autobahnen und schließlich den Rhein, vermutlich über die Brücke bei Emmerich. Drei Male war die Wölfin kurze Zeit in NRW. Von ihren Besuchen merkte keiner etwas.

In Nordrhein-Westfalen sind die Wölfe bisher nicht immer dort aufgetaucht, wo Fachleute es vermutet hätten. «Wir hatten damit gerechnet, dass die Senne ein Wolfsgebiet wird», sagte Stenglein. Aber der Niederrhein mit seiner Nähe zu Autobahnen, den Städten des nördlichen Ruhrgebiets und zum Rhein als Wolfsgebiet - daran hätte man nicht als erstes gedacht.

Eine Prognose, wo der nächste Wolf auftauchen wird, wagt die Biologin nicht. «Ich kann es nicht vorhersagen. Letzten Endes kommt es doch ganz anders.»
dpa/lnw
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Wann ist der Wolf ein Problemwolf? Schwarzwald-Kommunen machen Druck

 Geplanter Wolfs-Abschuss bei Stade findet Unterstützer

 Wolf aus Sachsen-Anhalt für tote Ziegen im Südwesten verantwortlich

 Tote Ziegen im Schwarzwald gehen auf Rechnung eines Wolfs

 Ausnahmegenehmigung für Wolfsabschuss für rechtswidrig erklärt

  Kommentierte Artikel

 Mehr Tote bei weniger Unfällen

 Union Schuld an schwerster Wirtschaftskrise seit Jahrzehnten

 Bundesbeauftragte fordert Nachbesserungen bei Tierschutz in Ställen

 EU-Agrarsubventionen veröffentlicht - Das sind die Top-Empfänger 2023

 Geld wie Heu - Geht auf den Bauernhöfen wirklich die Post ab?

 Tote Ziegen im Schwarzwald gehen auf Rechnung eines Wolfs

 Gärtner verzweifeln über Superschnecke

 Bauerndemo in Brüssel für faire Preise

 Tierschutznovelle erntet Kritik von allen Seiten

 Online-Abstimmung über Verbrenner-Verbot manipuliert?