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21.11.2010 | 17:22 | Weihnachtsgeschäft 

Das Riesengeschäft mit dem Glühweinzauber

Berlin - In München blubbert die angeblich weltgrößte Feuerzangenbowle, in Kassel bringt die größte Märchenpyramide Kinderaugen zum Leuchten.

Esslinger Weihnachtsmarkt
Die hessische Burgenstadt Schlitz wirbt mit einem 42 Meter hohen roten Kerzenlicht und Leipzig mit einem 857 Quadratmeter großen Adventskalender. Mit Superlativen versuchen sich die rund 2.500 Weihnachtsmärkte alle Jahre wieder zu übertrumpfen.

Denn Lichterzauber und Glühweinduft locken Millionen Besucher in die deutschen Innenstädte. Doch von wegen festliche Besinnlichkeit: Für die Schausteller ist das ein Riesengeschäft. Und die Besucherströme sorgen auch für ordentlich klingelnde Kassen bei Einzelhändlern, Restaurants und Hotels.

Die größten Umsatzbringer sind international bekannte Lokalitäten wie der Striezelmarkt in Dresden oder der Christkindlmarkt in Nürnberg. Aber auch die traditionellen Märkte in Hamburg, Berlin oder München sind bedeutend, betont Hans-Peter Arens vom Bundesverband Deutscher Schausteller und Marktkaufleute. Arens verkauft selber Grillschinken in Dortmund und ist Weihnachtsmarktverkäufer in der vierten Generation. Schon als Kind spielte er in einer Mandelbude.

Nach Schätzungen seines Verbandes werden jährlich 3 bis 5 Milliarden Euro Umsatz auf den deutschen Weihnachtsmärkten erzielt. Mancher Schausteller erwirtschaftet in den Weihnachtswochen sogar gut ein Drittel seines Jahreserlöses. Gut 188.000 Menschen schuften dafür, oft zu nur geringen Löhnen. Mehr als 160 Millionen Besucher aus dem In- und Ausland zieht der Budenzauber an. Jeder von ihnen gibt im Schnitt zwischen um die 30 Euro aus, schätzungsweise neun Euro davon gehen an den lokalen Einzelhandel. «Die Märkte haben eine hohe Attraktivität und locken Besucher in die Innenstädte», betont Ulrike Hörchens vom Branchenverband HDE. Davon profitieren die Geschäfte vor Ort in jedem Fall.

Als besonders lukrativ gelten Glühweinstände. Pro Stand sollen sie durchschnittlich rund 50.000 Euro Umsatz bringen. Das führt auch dazu, dass die meisten einen Stand mit dem weihnachtlichen Heißgetränk öffnen wollen. Allein in Dortmund würden sich jedes Jahr rund 1.000 Bewerber melden, berichtet Arens. Den Marktorganisatoren sei aber die Vielfalt wichtig. «Wir wollen auf keinen Fall, dass das zum Ballermann verkommt.»

Auch die Firma Gerstacker aus Nürnberg profitiert vom Boom. «Jeder Deutsche trinkt wohl einen halben Liter Glühwein im Jahr», heißt es bei dem bayerischen Familienunternehmen, das sich als Marktführer sieht. Wichtig für einen guten Absatz sei das Wetter: Trockene Kälte bei etwa fünf Grad seien ideal. «Dann bleiben die Leute länger und trinken auch einen zweiten Becher», betont Geschäftsführerin Stefanie Gerstacker.

Allein Berlin lockt in diesem Jahr mit 60 Weihnachtsmärkten.
Größter ist der in Spandau mit 250 Ständen. Der Markt auf dem Alexanderplatz hat als Attraktion eine 650 Meter lange Achterbahn zu bieten und hofft auf 2,5 Millionen Besucher. Am Potsdamer Platz kann man neben den Buden auch auf Kunstschnee rodeln. In den Wochen vor dem Fest zieht es viele Besucher aus dem Ausland in die Hauptstadt, vor allem Italiener, Briten und US-Amerikaner. Aus ganz Deutschland reisen zudem Busladungen an.

«Die Weihnachtsmärkte und der Winterzauber sind ein großer Wirtschaftsfaktor», betont Natascha Kompatzki vom Tourismuswerber VisitBerlin. Wurden 2003 in November und Dezember noch rund 1,65 Millionen Übernachtungen gebucht, waren es im vergangenen Jahr gut
2,9 Millionen. «Die deutsche Weihnachtstradition ist vor allem bei den Besuchern aus dem Ausland ein Riesenthema». Viele kämen außerdem gerne zum Geschenkekauf nach Berlin.

Der weihnachtliche Budenzauber made in Germany ist längst auch Exportschlager. So gibt es Märkte mit deutschen Schaustellern in Großbritannien oder Italien. In den USA sind sächsische Räuchermännchen aus dem Erzgebirge und Dresdner Stollen gefragt.
Geplant sei auch mal ein Markt in Peking auf dem Platz des Himmlischen Friedens gewesen. «Das hätte ja vom Namen besonders gut gepasst», berichtet Arens. Das Vorhaben scheiterte allerdings am Veto der chinesischen Regierung. (dpa)
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