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26.05.2011 | 00:14 | Durchfallkeim 

Erster HUS-Todesfall in Schleswig-Holstein - Immer mehr Erkrankte

Kiel/Hamburg - Der aggressive Durchfall-Keim EHEC hat jetzt auch in Schleswig-Holstein ein erstes Todesopfer gefordert.

Forscherin
(c) dgrilla - fotolia.com
Eine 89-jährige Frau starb im Oldenburger Krankenhaus (Kreis Ostholstein) an den Folgen. Immer mehr Menschen leiden im Norden unter dem EHEC-Erreger: In Hamburg und Schleswig-Holstein meldeten die Behörden am Mittwoch inzwischen mehr als 400 Fälle, bei denen Menschen erkrankt sind oder sich vermutlich angesteckt haben.

Auch die Zahl der Patienten, die an HUS leiden - einer schweren Komplikation der Durchfallerkrankung - stieg weiter. 59 Menschen wurden in Hamburger Kliniken wegen des hämolytisch-Urämisches-Syndroms (HUS) oder des Verdachts darauf behandelt, teilte die Gesundheitsbehörde mit - 17 mehr als am Vortag. In Schleswig-Holstein wurden 21 HUS-Erkrankungen bestätigt, nach 14 vom Dienstag.

HUS kann zu schweren Nierenschäden führen, wie vermutlich auch bei der jetzt gestorbenen 89-Jährigen. Bei einer anderen älteren HUS-Patientin in Bad Oldesloe war die Infektion jedoch nicht die Todesursache, teilte Gesundheitsminister Heiner Garg (FDP) mit. In Niedersachsen und Bremen werden inzwischen drei Todesfälle mit HUS in Zusammenhang gebracht.

In Schleswig-Holstein gab es laut Gesundheitsministerium am Mittwoch rund 200 EHEC-Verdachtsfälle, 59 seien bestätigt. Die Hamburger Behörden meldeten 200 Infizierte. «Die derzeitige Ausbreitung ist alarmierend», sagte Garg. Er geht von einer weiteren Zunahme der Infektionen aus, solange die Ursache nicht gefunden ist.

Die Suche danach laufe auf Hochtouren, sagten Garg und die Hamburger Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD). «Allein das (Hamburger) Institut für Hygiene und Umwelt testet laufend eine große Anzahl Lebensmittelproben aus Haushalten, Einzelhandel, Wochenmärkten oder vom Großmarkt», sagte Prüfer-Storcks.

Garg zufolge verdichteten sich die Hinweise «in Richtung Salat und Gemüse». Einen ähnlichen Verdacht äußerte die ärztliche Leiterin des Großlabors Medilys der Asklepios-Kliniken in Hamburg, Susanne Huggett, im ARD-Morgenmagazin. «Im Moment sieht es so aus, als wenn Salatbars, also vorbereitete Salatteile, eine Rolle spielen», sagte sie.

Die 59 Hamburger HUS-Patienten sind zwischen 7 und 77 Jahre alt. 43 der Erkrankten sind Frauen, 16 Männer, teilte die Gesundheitsbehörde mit. 13 Patienten stammten aus dem Hamburger Umland. Allein im Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) lagen 37 HUS-Patienten. Dort wurden zudem 14 an HUS leidende Kinder versorgt.

Akutes Nierenversagen, Blutarmut durch den Zerfall roter Blutkörperchen und Mangel an Blutplättchen kennzeichnen HUS.

«Der weitere Anstieg ist besorgniserregend, doch bislang sind die Hamburger Krankenhäuser in der Lage, alle Patientinnen und Patienten zu versorgen», sagte Gesundheitssenatorin Prüfer-Storcks. «Wir haben vorsorglich aber bereits auch Kapazitäten in ambulanten Praxen, wie auch in den anderen Bundesländern abgefragt, so dass bei Engpässen auch die Möglichkeit bestände, Verlegungen dorthin vorzunehmen.»

In Schleswig-Holstein verbreitet sich die Krankheit laut Gesundheitsminister Garg offenbar vor allem in den Städten. Besonders betroffen seien Lübeck sowie die Kreise Schleswig- Flensburg, Rendsburg-Eckernförde und Ostholstein. Mit der Lage wollte sich auch der Kieler Landtag beschäftigen. CDU und FDP hatten dazu einen Dringlichkeitsantrag eingebracht. (dpa)
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