Im Vergleich zum Vorjahr (12) wurden in Niedersachsen mit 46 Infektionen knapp viermal so viele Fälle registriert. Die enorme Schwankungsbreite der
Fallzahlen 2001-2023 gehen insbesondere auf das Nahrungsangebot und klimatische Faktoren zurück. In sogenannten Mastjahren profitieren beispielsweise Rötelmäuse (
Myodes glareolus) besonders vom regionalen Überangebot wie Eicheln und Bucheckern.
Verbreitung der Hantaviren Da jeder Virustyp ein anderes Wirtstier präferiert, treten bestimmte Hantavirus-Erkrankungen lediglich in den Regionen auf, wo diese Wirtstiere heimisch sind.
In Deutschland treten folgende potenziell krankmachenden Hantaviren auf:1) Puumulavirus
Puumalaviren sind in D
eutschland am häufigsten und kommen vor allem im Süden und Westen vor. Wirtstier und Überträger ist die Rötelmaus. Die Erkrankung ist in den vergangenen Jahren vor allem in folgenden Regionen ausgebrochen: Schwäbische Alb und Fränkische Alb, Oberschwaben, Bayerischer Wald, Spessart, Unterfranken, Odenwald, Nordosthessen, Teutoburger Wald, Westthüringen, Raum Osnabrück und Münsterland.
2) Dobrava-Belgrad-Virus
Dobrava-Belgrad-Viren sind vor allem im Norden und Osten Deutschlands zu finden. Wirtstier und Überträger ist die Brandmaus, die in den nördlichen und östlichen Landesteilen Deutschlands heimisch ist.
3) Seoulvirus
Diese aus Asien stammende Viren werden von Zucht- und Wildratten (
Rattus norvegicus) beherbergt.
Erste Fälle wurden 2019 in Niedersachsen gefunden.
3) Tulavirus
Tulaviren werden von der Feldmaus (
Microtus arvalis) übertragen, die überall in Deutschland vorkommt. Die erste gesicherte Infektion wurde
2021 in Deutschland nachgewiesen. Da es aber keine reguläre Untersuchung auf Tulaviren gibt, geht das Bundesministerium für Gesundheit davon aus, dass die Zahl der Infektionen deutlich höher liegt.
Übertragung des Hantavirus
Hantaviren werden i.d.R. indirekt auf den Menschen über die Atemwege durch Inhalation von aufgewirbeltem, virushaltigem Staub übertragen. Ferner kann aber auch eine Infektion durch Tröpfchen auf verunreinigten Lebensmitteln und durch den Kontakt der verletzten Haut mit kontaminiertem Staub erfolgen. Eine direkte Übertragung ist darüber hinaus auch durch Bisse oder nach dem Kontakt mit lebenden oder toten Nagetieren bzw. deren Ausscheidungen (Speichel, Urin und Kot) möglich.
Hantaviren bleiben außerhalb des Wirtes sogar im getrockneten Zustand bis zu zwei Wochen infektiös. Eine Übertragung von Hantaviren von Mensch zu Mensch findet bei den in Europa und Asien vorkommenden Virusvarianten nicht statt. Die Infektionsgefahr ist zwischen April und September am größten.
Symptome einer Hantavirus-Infektion
Je nach Virustyp können Hantavirus-Infektionen beim Menschen schwerwiegende Erkrankungen verursachen. Typische Krankheitsverläufe sind plötzlich einsetzendes Fieber, das über 3-4 Tage anhält und oft von unspezifischen, grippeähnlichen Symptomen wie Kopfschmerzen und Myalgien begleitet wird. Hämorrhagische Verläufe, mit akuten Nierenversagen, sind eher selten (< 1%). Eine überstandene Infektion führt wahrscheinlich zu einer lebenslangen, Virustyp-spezifischen Immunität.
Was schützt vor dem Hantavirus
Da weder ein zugelassener Impfstoff noch eine spezifisch gegen das Virus gerichtete Therapie zur Verfügung steht, zählt die Expositionsprophylaxe zur wichtigsten Maßnahme, um eine Hantavirus-Infektionen zu vermeiden. Wer also seine Garage oder seinen Schuppen fegt, Holz stapelt oder hackt, sollte eine FFP2-Schutzmaske sowie Arbeits- oder Gummihandschuhe tragen, um sich vor einer Hantavirus-Infektion zu schützen.