«Wir haben jährlich eine Zunahme von fünf Prozent bei Hautkrebs aller Arten», sagte der Leiter der Europäischen Hautkrebsstiftung, Prof. Eggert Stockfleth, am Donnerstag in Berlin. Trotz der wachsenden Akzeptanz des Hautkrebsscreenings in der Bevölkerung, unterschätzten viele Menschen weiterhin die Gefahr durch zu viel Sonneneinstrahlung. «Wir haben durch die dünnere Ozonschicht schon jetzt im April eine Sonnenintensität wie im August», betonte Stockfleth, der am Berliner Uniklinikum Charité arbeitet. Sonnenschutz durch Schatten, Kleidung und ausreichendes Eincremen sei - vor allem für Hellhäutige und Kinder - überaus wichtig.
«Die Hälfte von uns wird irgendwann einen hellen Hautkrebs entwickeln», sagte der Mediziner. Diese Form des Hautkrebses ist im Vergleich zum malignem Melanom (Schwarzer Hautkrebs) ungefährlicher, aber inklusive seiner Vorläuferform auch zehnmal häufiger. «Das Melanom ist der bösartigste Krebs überhaupt, den wir beim Menschen kennen, und der helle Hautkrebs ist der häufigste», fasste Stockfleth zusammen. Dennoch gebe es den großen Vorteil, dass beide frühzeitig zu erkennen und auch zu behandeln seien.
Das kostenlose Hautkrebsscreening, das gesetzlich Versicherte ab 35 seit 2008 alle zwei Jahre nutzen können, sei hierzu ein wichtiger Schritt. Rund ein Drittel der Berechtigten, also rund 13 Millionen Menschen, hat es bis 2010 bereits in Anspruch genommen. «Aber das Angebot muss noch bekannter werden», sagte der Hautarzt.
Basis der Hautkrebstherapie ist weiterhin die Operation, bei der der Tumor herausgeschnitten wird. Neue Ansätze bewähren sich jedoch beim hellen Hautkrebs, vor allem seiner Vorform, der aktinischen Keratose, bei der die Oberhaut verhornt und verkrustet. «Wir behandeln die gesamte, chronisch lichtgeschädigte Region flächendeckend mit Gel oder Salbe. Das dauerte bislang mehrere Wochen, mit neuen Medikamente jedoch nur noch zwei bis drei Tage», so der Hautarzt.
Die Berliner Charité ist zudem zusammen mit rund 30 anderen Unikliniken in Europa Referenzzentrum eines neuen Diagnostikverfahrens: Finden sich verdächtige Veränderungen an der Haut, muss zur Abklärung nicht zwingend geschnitten werden, sondern ein Laserscanner erlaubt einen Blick unter die Hautoberfläche.
Damit es gar nicht erst soweit kommt, ist Vorbeugung das oberste Gebot. «Wir konnten 2010 erstmals in einer Studie nachweisen, dass ausreichendes Eincremen nicht nur vor hellem Hautkrebs, sondern auch vor dem schwarzen Hautkrebs schützt», sagte
Claas Ulrich (Charité). Allerdings liege hier auch das Problem: Eine Eincremstudie der Berliner bestätigte, dass durchschnittlich nur ein Viertel der benötigten Creme aufgetragen wird. Besonders häufig wurden hoch schützende Sonnencremes unterdosiert. «Dadurch war der Schutz oft noch geringer als bei denjenigen, die Cremes mit niedrigerem Lichtschutzfaktor aufgetragen hatten», sagte Ulrich.
Jeder Mensch soll an sein persönliches UV-Konto denken, betonten die Ärzte. «Da wird ein Leben lang eingezahlt, aber nie etwas ausgezahlt», sagte Stockfleth. So könne nach 30 oder 40 Jahren irgendwann Krebs entstehen.
Erst am Dienstag hatten Forscher vor einem Rekord-Ozonloch über der Arktis gewarnt. Die Zerstörung der vor UV-Strahlen schützenden Ozonschicht ist dort nach Angaben der Weltwetterorganisation (WMO) in diesem Frühjahr so groß wie noch nie. Das Ozonloch könne in den nächsten Wochen Richtung Mitteleuropa driften. (dpa)