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02.08.2014 | 12:49 | Kornkreise 2014 

Mysteriöser Kornkreis im Süden Münchens gibt Rätsel auf

Raisting - Geometrische Gebilde im Weizenfeld locken Esoteriker aus ganz Deutschland in den Süden des bayerischen Ammersees. Die Besucher genießen die friedliche Atmosphäre. Was steckt hinter dem mysteriösen Phänomen?

Kornkreis Raisting 7-2014
Der Kornkreis in Raisting zieht hunderte von Besuchern aus aller Welt an. (c) proplanta
Sie liegen auf Iso-Matten oder Decken. Manche stehen einfach meditierend da und halten ihr Gesicht mit geschlossenen Augen gen Himmel, die Handflächen weit geöffnet. Andere diskutieren leise oder fotografieren mit langen Teleskopstangen. Auf dem Weizenfeld von Bauer Huttner im Süden des Ammersees in Bayern geht seit Tagen wahrhaft Ungewöhnliches vor.

Am 18. Juli sichteten Ballonfahrer hier einen mysteriösen Kornkreis. Seitdem pilgern jeden Tag mehrere 100 Menschen zu dem Feld neben der Erdfunkstelle für die Kommunikation mit Satelliten im oberbayerischen Raisting. Sie kommen aus ganz Deutschland angereist, manche sogar aus der Schweiz oder Österreich.

Der Kornkreis ist der dritte, der innerhalb weniger Jahre in der Ammersee-Gegend entdeckt wurde. 2012 gab es einen in Andechs, 2007 in Fischen. Das aktuelle Gebilde ist ein aus drei Ringen bestehendes Ornament mit einem Durchmesser von etwa 75 Metern. Die Nachricht über das Phänomen verbreitete sich wie ein Lauffeuer über das Internet. Viele Besucher lockten auch Berichte in Medien an.

«Hier zu sein, fühlt sich einfach nur gut an», meint eine ältere Frau, die namentlich nicht genannt werden will. «Ich will möglichst viel Energie mitnehmen», sagt ihre Begleiterin, die sich die Schuhe ausgezogen hat, um das Feld besser zu spüren. «Wenn man hier herauskommt, ist man richtig gut drauf», findet der in Australien lebende Jürgen Seibt. Er habe schon Kornkreise in Südamerika aufgesucht. Der in Raisting, direkt neben den großen Satellitenanlagen, beeindrucke ihn besonders.

Erich Schroffner aus Tirol hat von dem Phänomen aus einer österreichischen Zeitung erfahren. Auf dem Weg zum Münchner Flughafen legte er eigens einen Stopp in Raisting ein: «Das einmal zu spüren, ist schon eine interessante Erfahrung. Ich glaube fest, dass hier andere Kräfte am Werke sind.» Anwohner in Raisting erzählen sogar von Besuchern, die über Nacht auf dem Feld bleiben. Manche sollen dort auch tanzen, singen oder Gitarre spielen.

Viel diskutiert wird über die mögliche Herkunft des Phänomens. Waren dort etwa Außerirdische am Werk oder einfach nur Künstler oder Studenten? Geometrische Muster in Getreidefeldern geben immer wieder Anlass zu Spekulationen außerirdischer Kontaktversuche. Auch die Familie Huttner, der das Feld gehört, kann es nicht erklären. «Wir haben dort kurz vorher in der Nähe noch gedroschen, aber nichts bemerkt», betont Daniela Huttner. Und natürlich habe sie den Kornkreis auch nicht selbst angelegt, beteuert sie.

Begeistert ist Huttner von der friedlichen, ruhigen Atmosphäre, die auf ihrem Feld herrsche. Die Leute blieben auf den vorgegebenen Zufahrtswegen und versuchten, möglichst wenig Schaden anzurichten. Am Eingang habe sie ein Marmeladenglas installiert für Spenden. Auf etwa 1.500 Euro beziffern die Huttners den durch den Kornkreis entstandenen Schaden.

Raistings Bürgermeister Martin Höck ist beeindruckt von der Präzision des geometrischen Gebildes. Einige Besucher vermuten, die Herstellung eines solchen Kreises sei mittels Pflock, Seil und Brett möglich. Damit ließen sich nach dem Zirkelprinzip Muster in ein Getreidefeld zaubern.

Bis zu zehn Kornkreise werden jedes Jahr in Deutschland gesichtet, sagt Kornkreis-Forscher Andreas Müller. Vor allem in der Fünfseen-Region im Süden Münchens tauche dieses Phänomen immer mal wieder auf. Ansonsten habe es schon Kornkreise in Hessen oder Baden-Württemberg gegeben. Weltweit werden jedes Jahr zwischen 100 und 300 solcher Gebilde entdeckt. Besonders viele sind es in Südengland.

Nach Müllers Einschätzung werden die meisten Kornkreise zwar von Menschen angelegt. Es gebe aber auch viele, deren Herkunft ungeklärt sei. Kornkreise seien schon vor Hunderten von Jahren bekanntgeworden. Schilderungen darüber gebe es in historischen Schriften, in Märchen oder Sagen.

Zudem gebe es wissenschaftliche Nachweise von Boden- und Pflanzenveränderungen, die nicht von Menschen verursacht worden sein könnten. Außerdem berichteten weltweit immer wieder Augenzeugen von der Entstehung solcher Gebilde - ohne dass Menschen hieran beteiligt waren. Dem Umkehrschluss, dass diese Phänomene dann außerirdischer Herkunft seien, schließt sich Müller, der diese Gebilde seit 1993 untersucht und dokumentiert, jedoch nicht an.

Der Raistinger Kornkreis wird sicher noch einige Tage zu besichtigen sein. «Wir werden erst in einer guten Woche ernten», sagt Daniela Huttner. Ihr Mann habe aber schon überlegt, das Ornament noch länger stehen zu lassen und nur außen herum das Korn zu dreschen. (dpa)

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