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08.06.2014 | 07:28 | Verbrauchertäuschung? 

Neue Kennzeichnung von alkoholfreiem Bier geplant

Berlin - Deutsch ist eigentlich eine klare Sprache, doch unter Bier-Einfluss drückt man sich auch mal unklar aus.

Alkoholfreies Bier?
(c) proplanta
Steht auf einer Bierflasche etwa «alkoholfrei», muss man das nicht ganz wörtlich nehmen. Eine neue Kennzeichnung soll nun etwas Klarheit bringen.

Warum wird immer mehr alkoholfrei getrunken?

Bier mögen viele, den Kater danach keiner. Alkoholfrei ist deshalb am Biertisch eine Alternative - nicht nur für den, der fahren muss. Außerdem altert die Bevölkerung in Deutschland, und alte Menschen trinken meist weniger Alkohol als junge.

Die Brauer haben zudem bemerkt, dass das Gesundheitsbewusstsein wächst. Inzwischen haben sie Hunderte Sorten alkoholfreier Biere auf den Markt geworfen.

Verbraucherschützer werfen den Brauereien Schwindel vor. Warum?

Fast alle Biere, die als alkoholfrei angepriesen werden, enthalten etwas Alkohol - obwohl laut Umfragen 70 bis 80 Prozent der Bundesbürger vom Gegenteil überzeugt sind. Diese «Spuren von Restalkohol» wirkten sich auf den Körper nicht aus, machten auch nicht betrunken, heißt es beim Deutschen Brauerbund.

Es gebe auch keine Kennzeichnungspflicht, und auch in Obst und Säften fänden sich Alkoholspuren. Foodwatch sieht es andres. Die Verbraucherschützer meinen: «Die Brauer haben ihre Kunden jahrelang bewusst getäuscht.»

Wie alkoholfrei ist alkoholfrei wirklich?

Biere mit 0,0 Volumenprozent Alkohol sind sehr selten, bis zu 0,5 Volumenprozent Alkohol sind meistens enthalten. Zum Vergleich: Viele herkömmliche Pilsener haben um die fünf Prozent.

Warum gibt es kein wirklich alkoholfreies Bier?

Es ist eine Frage des Geschmacks. Bei der Gärung im Braukessel entstehen Kohlensäure und Alkohol. Das bringt den typischen Biergeschmack, der auch in sogenannten Alkoholfreien nicht fehlen soll. «Die Verbraucher wollen offenkundig ein Bier, das dem klassischen entspricht, deshalb ist auch Alkohol drin», sagt Brauer-Sprecher Marc-Oliver Huhnholz. Entweder wird die Gärung bei 0,5 Prozent beendet, oder der Alkohol nachträglich entzogen.

Warum halten die Brauer am Wort alkoholfrei fest?

Lassen wir Zahlen sprechen: In zehn Jahren haben die deutschen Brauer beim Absatz gut zehn Prozent verloren. Der Alkoholfrei-Verkauf aber schnellte nach oben: Rechnerisch ist schon jede zwanzigste Flasche alkoholfrei.

Das Segment zählt wie die Mischgetränke zu den Hoffnungsträgern der Brauereien. Dürften sie nicht mehr «alkoholfrei» auf die Flaschen schreiben, wäre dieser Markt akut gefährdet.

Was ändert sich nun an der Kennzeichnung?

Der Branchenverband hat nun zugesagt, den Brauereien eine freiwillige Kennzeichnung zu empfehlen, die meisten wollten sie bis Ende 2014 einführen. «Alkoholfrei» darf weiter auf dem Etikett stehen, aber die Flasche muss zusätzlich den Hinweis «Alk. < 0,5 % vol.» oder eine vergleichbare Formulierung enthalten.

Was sagen Verbraucherschützer zur Alkoholwarnung bei Alkoholfreien?

«Ein Kompromiss, der mehr Klarheit schafft», sagte Klaus Müller, der Vorstand des Bundesverbands der Verbraucherzentralen, der mit den Brauern verhandelt hatte und ihre Gesprächsbereitschaft lobt.

Foodwatch dagegen erinnert an die Maximalforderung: Nur Bier, das frei von Alkohol ist, dürfe als alkoholfrei vermarktet werden. Der Verein fordert eine gesetzliche Regelung und warnt: «Wenn vorne groß "alkoholfrei" auf der Flasche steht und hinten im Kleingedruckten "Alk < 0,5 vol.", geht die Irreführung der Verbraucher einfach weiter.» (dpa)
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