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16.05.2023 | 05:09 | Borkenkäfer 

Rindenbrütende Borkenkäfer befallen zunehmend auch Eichen

Trippstadt - Neben den Fichten werden in Rheinland-Pfalz zunehmend auch Eichen von rindenbrütenden Borkenkäfern befallen.

Borkenkäferbefall
Beim Borkenkäfer denkt man bisher vor allem an den Buchdrucker, der Fichten massiv befällt und zum Absterben bringt. Doch andere Geschwister-Arten gehen auch auf Laubbäume. (c) proplanta
«Das nimmt zu. Daher beobachten wir das sehr intensiv», sagte der Referent für Waldschutz beim Landesbetrieb Landesforsten Rheinland-Pfalz, Tobias Stubenazy, in Trippstadt der Deutschen Presse-Agentur. Nach trockenen Jahren seien 2020 in geschwächten Beständen zehn Hektar Eichenwald befallen gewesen. Ein Jahr später habe sich die Zahl auf 30 Hektar verdreifacht. «Und die Tendenz ist zu Beginn des Jahres 2023 steigend.»

Die Gattung der Borkenkäfer umfasse mehrere hundert Arten in Mitteleuropa, so Stubenazy. Es handele sich um eine artenreiche Gruppe, die unter der Rinde von Bäumen brüte. Rund 20 Prozent des Waldes in Rheinland-Pfalz, insgesamt etwa 160.000 Hektar, bestehen aus Eichenbeständen. «Wir sind das Bundesland mit den meisten Eichen», sagte Stubenazy.

Seit 2019 seien landesweit insgesamt auf knapp 90 Hektar Fläche «wirtschaftlich spürbare oder bestandsbedrohende Schäden» verursacht worden, die auf den Eichenprachtkäfer zurückzuführen seien. Im Vergleich zum Befall durch den Buchdrucker bei der Fichte mit einer Fläche von rund 40.000 Hektar im selben Zeitraum sei dies noch relativ gering. Aber: «Wenn sich sogenannte Trockenjahre weiter häufen und Vitalitätsschwächen anhalten bei den Eichen, dann wird der Befall zunehmen», sagte Stubenazy.

Dieses Jahr wurden bereits befallene Bestände im Pfälzerwald, Oberen Mittelrheintal, im Moseltal bei Traben-Trarbach und im Westerwald festgestellt. Dass der Käfer verstärkt an Eichen gehe, liege unter anderem daran, dass die Bäume nach mehreren Trockenjahren «gestresst» seien und anfälliger für schädigende Organismen würden, erklärte der Experte. Meist seien Standorte in trockeneren Lagen betroffen, wie zum Beispiel Südhänge, Kuppen oder solche mit flachgründigen Böden.

Um die Entwicklung der Käfer an Laubbäumen und insbesondere die des Eichenprachtkäfers zu beobachten, wurde vor wenigen Wochen in der Nähe von Trippstadt im Pfälzerwald ein Monitoring mit Lockstofffallen gestartet. «Wir wollen vorbereitet sein, falls eine Welle kommt», sagte Stubenazy. Durch das Monitoring erhofft man sich Informationen über den Flugverlauf der rindenbrütenden Insekten, die auf Laubbäume spezialisiert sind. Es geht darum, wann, welche Arten und wie viele davon ausschwärmen und welche Gefährdung entstehen könnte.

Auch an den Buchen, die in Rheinland-Pfalz einen Waldanteil von rund 20 Prozent hätten, unterliegen die Buchenborkenkäfer dem Monitoring der Forstleute. In 2022 habe es auf einer Fläche von rund 3.000 Hektar Trockenschäden an Buchen gegeben, sagte Stubenazy. Es sei schwer zu sagen, wie stark sich der Buchenborkenkäfer bereits ausgebreitet habe. «Da sich der Käfer hauptsächlich in der Baumkrone aufhält, ist er vom Boden aus meist schwer zu erkennen.» Die derzeit kühl-feuchte Witterung habe positive Auswirkungen auf die Abwehrkraft der Bäume. «Wenn es so bliebe, würde das Risiko von Neubefall verringert und die Ausbreitung der Borkenkäfer eingedämmt», sagte Stubenazy.
dpa/lrs
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