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04.06.2009 | 14:57 | Kartoffelverarbeitung 

Kartoffelstärke effizienter gewinnen

Gülzow - Kartoffelstärke für die Papier- und Wellpappenindustrie lässt sich wesentlich einfacher und kostengünstiger herstellen, wie eine Machbarkeitsstudie der TU Dresden in Zusammenarbeit mit der Papiertechnischen Stiftung (PTS) nachweist.

Kartoffelsubstratproben
(c) proplanta
Sie prüften, inwieweit Substrate aus speziellen Erntemaschinen für die Stärkegewinnung und Reste aus der Kartoffelverarbeitung ohne aufwändige Trocknung und Extraktion direkt nutzbar sind. Das Vorhaben wurde vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) über dessen Projektträger, die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR), gefördert.

Die deutsche Papier- und Wellpappenindustrie setzt jährlich mehr als 500.000 Tonnen Stärke ein, von denen ein großer Teil aus Kartoffeln stammt. Aufgrund steigender Nachfrage nach pflanzlicher Stärke und den ständig wachsenden Herstellungskosten ist eine energieeffizientere und kostengünstigere Gewinnung zunehmend gefragt.

Die TU Dresden und die PTS prüften nun, inwieweit feuchtes Kartoffelsubstrat aus einer Kartoffelsubstrat-Erntemaschine und Kartoffelschalen unterschiedlicher Konsistenz als Additiv zur Herstellung von Wellpappenrohpapier geeignet sind. Damit ließen sich die bei der Stärkeproduktion sonst üblichen aufwändigen Trocknungs- und Extraktionsprozesse und so Energie und Kosten in erheblichem Umfang einsparen.

Insgesamt 15 Kartoffelsubstratproben, bestehend aus Schälresten aus drei Kartoffeln verarbeitenden Betrieben in Sachsen und Proben aus der Kartoffelsubstrat-Erntemaschine, wurden untersucht. Im Ergebnis waren sowohl das Erntemaschinen-Substrat als auch die Schälreste für die Wellpappenrohpapierherstellung prinzipiell geeignet. Auch wenn es an einigen Stellen noch Optimierungsbedarf gibt, ist der Einsatz des alternativ gewonnenen stärkehaltigen Rohstoffs schon jetzt wirtschaftlich möglich. So kann die Papierindustrie beim Einsatz der aufbereiteten Schälreste, die normalerweise aufwändig entsorgt werden müssen, rund 68 Prozent der Kosten für Stärke gegenüber der Verwendung herkömmlicher Stärke einsparen. Auch der Einsatz von feuchtem Kartoffelsubstrat aus dem Kartoffelsubstraternter bietet noch Preisvorteile von etwa 20 Prozent.

In dem jetzt abgeschlossenen Vorhaben wurde die grundsätzliche Machbarkeit des Ansatzes nachgewiesen. In einem Folgeprojekt sollen Rezeptur und Aufbereitung weiter optimiert und die Bereitstellung des Kartoffelsubstrates in gleichbleibender Qualität nachgewiesen werden. Danach steht der Anwendung des neuen Verfahrens in der Praxis nichts im Wege. (fnr)
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