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28.04.2010 | 18:20 | RNA-Interferenz  

RNA-Interferenz erstmals erfolgreich eingesetzt

Memphis - Vor mehr als einem Jahrzehnt hatten Forscher entdeckt, dass RNA-Schnipsel bei Würmern zur Stilllegung von Genen eingesetzt werden können.

RNA-Interferenz erstmals erfolgreich eingesetzt
(c) Shawn Hempel - fotolia.com
2006 wurden Andrew Fire und Craig Mello dafür mit dem Nobelpreis ausgezeichnet. Jetzt wiesen Wissenschaftler des University of Tennessee Health Science Center erstmals nach, dass die RNA-Interferenz (RNAi) auch bei menschlichen Krankheiten wirksam sein kann. Zum Einsatz kam die Methode bei RSV, einem verbreiteten Virus, der die Atemwege angreift.


Viel versprechende Ergebnisse

Bei RNAi werden kurze RNA-Stränge Zellen hinzugefügt, um vorhandene RNA-Moleküle mit einer komplementären Sequenz zu zerstören. Gene nutzen RNA-Moleküle um Proteine herzustellen, daher legen diese Schnipsel die Gene still, die über die gleiche Sequenz verfügen. Bei Tieren hat RNAi bereits viel versprechende Ergebnisse erzielt.

Die Fortschritte beim Menschen waren laut NewScientist jedoch eher langsam. John DeVincenzo testete nun gemeinsam mit seinem Team die Fähigkeit von kurzen interferierenden RNA-Strängen (siRNA), Viren in den Atemwegen zu unterdrücken. Gerade in diesem Bereich sind die Zellen besonders bereit, RNA-Stücke aufzunehmen. 85 gesunde Erwachsene erhielten ein Nasenspray, das entweder ein Placebo enthielt oder siRNA, die darauf ausgerichtet war, ein Gen des Respiratory-Syncytial-Virus (RSV) stillzulegen.

Dieses Virus ist in Amerika die Hauptursache für die Einlieferung von Kleinkindern ins Krankenhaus. Bei gesunden Erwachsenen ist es jedoch harmlos.


Infektionen unter Kontrolle halten

Das Spray sollte fünf Tage lang jeden Tag eingesetzt werden. Am zweiten Tag wurden alle Freiwilligen mit RSV infiziert. Am Tag 11 wiesen nur 44 Prozent jener, die das RNAi-Spray erhalten hatten, Infektionen auf. Bei der Kontrollgruppe waren es 71 Prozent.

RNAi kann eine Immunreaktion auslösen, die helfen könnte, Infektionen unter Kontrolle zu halten. Blutproben ergaben jedoch, dass das Risiko einer RSV-Infektion nicht von den Werten der Immunmoleküle abhing. Damit liegt nahe, dass die schützende Wirkung von RNAi auf das Stilllegen der Gene zurückzuführen ist.

Das Team testet dieses Verfahren derzeit bei Patienten mit Lungentransplantationen. Diese sind auf Medikamente angewiesen, die das Immunsystem unterdrücken, und so eine RSV-Infektion tödlich machen können. Entsprechende Tests sollen auch bald bei Kleinkindern durchgeführt werden.


Bekämpfung von HIV


Für andere Krankheiten werden noch immer Wege gesucht, die RNA in die ausgewählten Zellen zu transportieren, betont auch John Rossi vom City of Hope Medical Centre. Der Molekulargenetiker untersucht derzeit das Potenzial von RNAi zur Bekämpfung von HIV. (pte)
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