Nach Einschätzung des Statistischen Landesamts in Fürth vom Mittwoch müssen die Bauern mit Einbußen von rund 11 Prozent rechnen. Während im Jahr 2017 noch etwa 7 Millionen Tonnen Getreide von den Feldern geholt wurden, dürften es in diesem Jahr etwa 6,2 Millionen Tonnen werden.
Die langanhaltende trockene, warme und sonnige Witterung bis Mitte Mai habe zu einem schnellen Wachstum der Pflanzen wie Winterweizen und
Wintergerste geführt. Zudem habe es im Mai nicht überall gleich viel geregnet. Wegen Trockenheit und Hitze im Juni und Juli hätten die Landwirte früher mit der Ernte beginnen müssen. Weil es um die Wasserversorgung auf den Feldern unterschiedlich bestellt ist, dürften die Erträge in den Regionen stark schwanken.
Auch für Mais rechnet der Bayerische
Bauernverband bayernweit mit Einbußen. Die Ernte habe im gesamten Freistaat mindestens drei Wochen früher als gewöhnlich begonnen, wie eine Sprecherin mitteilte. Normal würde die Ernte erst in der zweiten Septemberwoche beginnen. Dabei sei bisher schon absehbar, dass die Erträge in ganz Bayern zurückgehen, allein in Oberfranken sei mit einem Rückgang um 20 bis 30 Prozent zu rechnen. Zahlen oder Einschätzungen zu anderen Regionen gibt es noch nicht, da die Ernte noch läuft.
Der Bund sagte Landwirten mit starken Einbußen unterdessen Nothilfen in Höhe von 150 Millionen bis 170 Millionen zu. In der Sitzung des Bundeskabinetts vom Mittwoch stellte Bundesagrarministerin Julia Klöckner (
CDU) Dürre-Schäden von «nationalem Ausmaß» fest. Dies ist Voraussetzung dafür, dass der Bund den zuerst zuständigen Ländern beispringen kann.
Die Länder sollen noch einmal denselben Betrag beisteuern, so dass Bauern insgesamt bis zu 340 Millionen Euro Dürre-Hilfe bekommen. Klöckner zufolge wollen sich derzeit 14 Länder an dem Bund-Länder-Programm beteiligen. Der Deutsche Bauernverband hatte Unterstützung von einer Milliarde Euro gefordert. Landwirte, die ihren Tieren wegen der
Dürre Futter zukaufen müssen, erhalten bereits finanzielle Unterstützung vom Freistaat.
Markus Peters vom Bayerischen Bauernverband begrüßte Klöckners Ankündigung. Es sei nun sehr wichtig, den betroffenen Landwirten schnell und unbürokratisch zu helfen. Dennoch könnten die Hilfen die Dürreschäden in Milliardenhöhe nicht komplett ausgleichen.
Langfristig brauche es deshalb Hilfe bei der Dürreversicherung oder steuerliche Erleichterungen für Risikorücklagen. Auch Bayerns
Agrarministerin Michaela Kaniber (CSU) hält die Nothilfen vom Bund für ein wichtiges Signal an die Landwirte. Aus den Erfahrungen des Trockenjahres 2003 rechnet Kaniber für Bayern mit einem Finanzbedarf von 20 bis 30 Millionen Euro.
Die Bayern-SPD fordert zusätzlich zu den angekündigten Dürrehilfen ein Klimaprogramm für die Landwirtschaft. Wegen des Klimawandels werde es künftig häufiger zu Wetterkatastrophen kommen. Um die Folgen davon aufzufangen, müsse die Forschung in diesem Bereich vorangetrieben werden.
Die am häufigsten angebaute Getreideart Winterweizen wird nach Angaben der Statistiker einen Ertrag von 7,1 Tonnen pro Hektar erzielen. Das sind 6,9 Prozent weniger als 2017, als es noch 7,6 Tonnen pro Hektar waren. Die größten Einbußen gebe es voraussichtlich bei der Wintergerste, deren Ertragshöhe von 7,5 um 18 Prozent auf 6,2 Tonnen pro Hektar sinkt.