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05.09.2019 | 13:04 | Ekel auf dem Teller? 

Mehlwurm und Co. als alternative Ernährungsform

Berlin - Als Topping auf dem Salat, als Mehl in den Nudeln, verarbeitet zum Burger-Patty: Insekten werden als Lösung für die Welternährung erklärt. Tatsächlich sind Grillen, Mehlwürmer und andere Arten eine gute alternative Quelle für tierisches Eiweiß.

Mehlwurm
Mehlwürmer im Burger oder Grillen auf dem Salat? Insekten sind in Deutschland noch nicht Standard auf der Speisekarte. Dabei bieten die kleinen Tierchen viel Potenzial.  (c) Folke Dammann - Snack-Insects
«Mehr als 2.000 verschiedene Insektenarten werden weltweit von Menschen gegessen», sagt Oliver Schlüter vom Leibnitz-Institut für Agrartechnik und Bioökonomie (ATB) in Potsdam. Er forscht zur Haltung und Nutzung von Insekten, die bislang vor allem in Asien auf den Tisch kommen. Demnach sind bislang rund eine Million Insektenarten beschrieben - wie viele es tatsächlich gibt, ist unbekannt. «Das Potenzial ist riesig», sagt der Wissenschaftler.

Insekten enthalten essenzielle Aminosäuren, Vitamine und Fette - und sie können günstig und schnell gezüchtet werden. Aber ist Massentierhaltung bei Insekten wirklich besser als bei Huhn, Rind und Co.? «Da gehen die Meinungen auseinander», erklärt Schlüter. Das Nervensystem der Insekten sei anders aufgebaut als beim Menschen oder anderen Tieren. «Man geht davon aus, dass es kein Schmerzempfinden in unserem Sinne gibt.» Zu dem Thema werde allerdings noch geforscht.

Wie man die Insekten zubereitet, erklärt die Berlinerin Nicole Sartirani seit gut zwei Jahren in Berlin. Sie gründete die Initiative «MikroKosmos», um die Angst und den Ekel vor Insekten - vor allem beim Essen - zu nehmen. Zu ihren Kochkursen kommen Neugierige, die das einfach mal ausprobieren wollen, aber auch Leute, die auf der Suche nach alternativen Proteinquellen sind oder sich über nachhaltige Aspekte von Fleischkonsum Gedanken machen.

Sartirani will die Basis vermitteln, um Insekten in Alltagsgerichten unterzubringen: frittiert oder geröstet auf dem Salat, gemahlen zu Mehl für Pizza, Pasta oder Muffins, karamellisiert zum Nachtisch. Für den Eigenbedarf züchtet sie die Tierchen selbst bei sich in der Küche - wenn andere davon essen sollen, muss sie aber zertifizierte Ware kaufen.

Die große Frage dabei lautet: Verarbeitet oder im Original? Sartirani beobachtet auf Street-Food-Märkten, dass Insekten vor allem dann als Ganzes verspeist werden, wenn Menschen das zum ersten Mal ausprobieren - oft als Scherz oder Mutprobe. Wer auf der Suche nach einer alternativen Ernährungsform ist, mag nach ihren Beobachtungen lieber die verarbeitete Variante: als Proteinriegel, Cracker oder Hamburger. Ihr Lieblingsinsekt? «Absolut die Heuschrecke!» Die schmecke ein bisschen nach Heu, erklärt Sartirani, und erinnere sie an ihre Heimat in Italien.

Doch nicht nur für die Ernährung von Menschen haben Insekten Potenzial. Sie können auch an Nutztiere verfüttert werden. Seit 2018 sind sie als Futtermittel in der Fischzucht erlaubt, wie Schlüter erklärt. Das sei eine Möglichkeit gegen die Überfischung der Meere - vor allem bei Raubfischarten, die auf tierische Proteine angewiesen sind. Auch für Geflügel und Schweine gebe es Forschung zur Fütterung mit Insekten.

Bei der Insecta 2019 diskutieren am Donnerstag und Freitag 270 Experten aus Wissenschaft und Wirtschaft 270 fast 40 Ländern über die Nutzung von Insekten als Futter- und Lebensmittel und im Non-Food-Bereich.
dpa/bb
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