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20.01.2020 | 06:09

Nach Kohle-Einigung stehen die Zeichen weiter auf Konflikt

Kohleenergie
Befriedung sieht anders aus: Nach der Kohle-Einigung machen sich Zweifel breit, dass der Hambacher Forst tatsächlich gerettet ist. In NRW könnte es außerdem neue Brennpunkte der Klimabewegung geben. (c) proplanta

Grüne: Beim Kohleausstieg nicht in die «Erdgas-Falle» tappen



Nach langen Verhandlungen steht der Fahrplan für den deutschen Kohleausstieg. Die Grünen mahnen: Stattdessen auf Erdgas zu setzen, sei keine Lösung für den Klimaschutz - es brauche auch eine «Gaswende».

Die Grünen im Bundestag fordern, neben dem Kohleausstieg auch den Ausstieg aus Erdgas voranzubringen. «Der lange überfällige Kohleausstieg darf nicht dazu führen, dass wir als nächstes in die Erdgas-Falle tappen», sagte die energiepolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, Julia Verlinden, der Deutschen Presse-Agentur.

Um Klima- und Umweltschutz gerecht zu werden, müsse man die «Gaswende» einleiten und fossiles Erdgas so schnell wie möglich durch «grüne Gase» ersetzen. Dafür müsse der Gasverbrauch konsequent gesenkt werden. «Grünes Gas» kann etwa aus Biomasse oder aus Wasser mithilfe von Strom gewonnen werden.

«Zum Beispiel muss die Regierung jetzt die Weichen für klimagerechte Gebäude stellen», sagte Verlinden. Dem Energieverband BDEW zufolge wird knapp die Hälfte der Wohnungen in Deutschland mit Erdgas beheizt.

«Der Umbau unserer Gasversorgung bedeutet auch, dass Technologien und Infrastrukturen, die ausschließlich auf fossiles Erdgas ausgerichtet sind, nicht länger subventioniert werden dürfen», forderte sie. Im Zuge des Kohleausstiegs setzt die Bundesregierung auch darauf, dass mehr Strom aus Erdgas gewonnen wird.

Im Auftrag der Bundestags-Grünen hat die Agentur für Erneuerbare Energien mehrere Klimaschutz-Szenarien daraufhin untersucht, was sie für den Gasbedarf bedeuten. «Auch in Zukunft werden gasförmige Energieträger gebraucht», heißt es darin. «Dabei werden Wasserstoff und synthetisches Methan das fossile Erdgas nach und nach ersetzen.»

Im Stromsektor würden Gase als Langzeitspeicher benötigt für Zeiten, in denen Wind- und Solarstrom fehlten. Im Verkehr könnten Wasserstoff und Methan fossile Kraftstoffe ersetzen, wo eine Umstellung auf Elektroantriebe nicht möglich sei, etwa im Luft- und Schiffverkehr.

Auch Industrieprozesse bräuchten weiterhin Gas. Den stärksten Rückgang beim Gasbedarf werde es im Wärmebereich geben: «Klassische Gasheizungen in Gebäuden werden in drei von vier der hier untersuchten Szenarien so gut wie nicht mehr gebraucht», heißt es in der Analyse. Sie würden abgelöst durch Wärmepumpen, Solarthermie, Biomasse sowie Nah- und Fernwärme.

Unklar sei, ob der verbleibende Gasbedarf durch Wasserstoff gedeckt werde, oder ob dieser größtenteils zu Methan weiterveredelt werde. Wasserstoff habe zwar geringere Produktionskosten, aber es sei teurer, die Infrastruktur daran anzupassen.

Für Methan könne die bestehende, auf Erdgas eingerichtete Infrastruktur weiter genutzt werden. Es werde auch intensiv darüber diskutiert, ob Wasserstoff und synthetisches Methan in Deutschland hergestellt wird oder im Ausland, etwa in besonders sonnen- und windreichen Regionen.

Die Bundesregierung will mit einem neuen Sekretariat für Brenn- und Kraftstoff aus Strom die Zusammenarbeit der Staaten in diesem Bereich koordinieren. Bundesumweltministerin Svenja Schulze hatte dazu auf der Weltklimakonferenz in Madrid gesagt, die Kraftstoffe würden am Ende in einer «globalen Produktionskette» hergestellt.
dpa/lnw
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