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13.06.2010 | 09:01 | Medizin-Splitter 

Kaffee: Genuss ohne Reue?

Karlsruhe/Hohenheim - Im Durchschnitt konsumiert jeder Deutsche 3,1 Tassen Kaffee (koffeinhaltig) am Tag. Damit ist Kaffee noch vor Bier das beliebteste Getränk der Deutschen.

Dr. med. Heimfried Rüdinger - Facharzt für Allgemeinmedizin-Sportmedizin
(c) Dr. med. H. Rüdinger
Einen noch höheren Konsum haben US-Amerikaner sowie die Finnen, die sogar 4,8 Tassen pro Tag trinken.

Dem Kaffee wird aufgrund seines Koffeingehaltes eine aufmunternde Wirkung zugesprochen. Es gibt jedoch auch Mechanismen, die weniger bekannt sind. So hat z.B. Kaffee eine zunächst beruhigende Wirkung. Legt man sich in den ersten 15 Minuten nach dem Kaffeegenuss hin, schläft man besser ein (infolge der stärkeren Durchblutung des Schlafzentrums im Gehirn). Wird hingegen zu lange gezögert, verpasst man die beruhigende Wirkung des Kaffees und das Koffein beginnt zu wirken. Nun ist es fast unmöglich einzuschlafen. Bei älteren Menschen bekämpft Kaffee den Abfall der Atemfrequenz beim Einschlafen und verhilft dadurch zu besserem Schlaf.

Um die aufmunternde und konzentrationsfördernde Wirkung des Kaffees voll ausschöpfen zu können, sollte man viele kleine Schlucke Kaffee über den Tag verteilt zu sich nehmen. Die konzentrationsfördernde Wirkung konnte im MRT (Magnetresonanztomografie) durch verstärkte Aktivität in der Region des Kurzzeitgedächtnisses sichtbar gemacht werden. 

Bei Laien aber auch Medizinern wird immer noch angenommen, dass Kaffeegenuss für das Herz-Kreislaufsystem schädlich sein könnte. Inzwischen weiß man jedoch, dass dies so nicht richtig ist. Bereits 2003 hatte das Nationale Herz-, Lungen- und Blutinstitut der USA eine Empfehlung zurückgenommen, nach der Patienten mit hohem Blutdruck höchstens moderate Mengen Kaffee trinken sollten. Die Harvard School of Public Health in Boston stützte diese Einschätzung.

Finnische Autoren fanden sogar heraus, dass die höchste Sterblichkeit bei Männern auftrat, die überhaupt keinen Kaffee tranken. Auf einem Kongress in San Francisco haben laut der Ärztezeitung jüngst amerikanische Wissenschaftler Langzeitstudien vorgestellt, die besagen, dass Kaffeegenuss nicht etwa mit einem erhöhten, sondern im Vergleich zu Kaffee-Abstinenzlern mit einem deutlich niedrigeren Risiko einhergeht wegen einer Herzrhythmusstörung stationär behandelt zu werden. Bei Teetrinkern fand sich keine entsprechende Assoziation mit dem Arrhythmie-Risiko.

Das Deutsche Grüne Kreuz (gemeinnützige Vereinigung zur Förderung der Gesundheit und Kommunikation in Deutschland) fasst die Ergebnisse wie folgt zusammen: „Der regelmäßige Genuss von drei, vier oder mehr Tassen Kaffee übt auf zahlreiche Organe und Körperfunktionen einen positiven Einfluss aus. Bei manchen Erkrankungen scheint Kaffee sogar einen deutlichen vorbeugenden oder schützenden Effekt zu haben. 


Auf das richtige Maß kommt es an

Grundsätzlich muss also in den meisten Fällen aus medizinischen Gründen nicht auf Kaffee verzichtet werden. Im Einzelfall sollte man aber noch einmal mit einem Arzt Rücksprache halten. Insbesondere gilt dies für Frauen in der Schwangerschaft.

Natürlich gibt es auch bei Kaffeetrinkern negative Wirkungen wie Unruhe, Händezittern, Gedankenflucht, Schlafstörungen und andere individuelle Unverträglichkeiten. Diese treten aber meistens nur bei zu hohem Konsum auf. Auch hier gilt die Regel: Auf das richtige Maß kommt es an. (Hr)

Nicht ganz so wissenschaftlich, dafür in Versform, hat uns Eugen Roth seine Meinung zum Kaffee wissen lassen:

Dem Kaffee, so die Wissenschaft,
gibt das Koffein die Kraft.
Die Bitterstoffe sind verdrießlich,
mit Milch, heißt's, trink dein Koffein.
Und in der Milch, das weiß man schließlich,
schwimmt so manch ein Vitamin.
Bekömmlichkeit so erst verschafft,
die Milch dem heißen schwarzen Saft.
So geht die Sitte wie beim Tee,
es trinkt der Mensch mit Milch Kaffee.
Doch Kost getrennt ist auch gesund,
drum kipp' ich schwarz ihn in den Schlund.




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Gerne steht Ihnen Herr Dr. med. H. Rüdinger, Facharzt für Allgemeinmedizin-Sportmedizin, Rede und Antwort.


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