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06.05.2018 | 06:09 | Fehlender Niederschlag 

Ernteausfälle wegen trockenem April befürchtet

Wolnzach / Kürnach - Ein Wunsch eint viele Bauern in diesen Tagen: Regen. Der April war in Bayern laut dem Deutschen Wetterdienst der wärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen, der Niederschlag blieb oft aus.

Trockenheit im April 2018
Warm und vor allem trocken war der April. Der fehlende Niederschlag macht einigen Landwirten zu schaffen. Ein paar allerdings freuen sich auch über die trockene Witterung. (c) proplanta
Das bekommen auch die Landwirte zu spüren, teilweise sind bereits Schäden an den Pflanzen erkennbar. Denn die Reserven aus dem Winter gehen langsam zu Ende.

So hat das warme und trockene Wetter zum Beispiel dem Weizen zugesetzt, wie Anton Huber, Getreidereferent des Bayerischen Bauernverbands (BBV), erklärt. Das Getreide weise bereits jetzt Schäden auf. Der fehlende Niederschlag bereite den Erzeugern mittlerweile «ziemlich heftige Probleme», sagt Huber. «Wir brauchen dringend Regen.»

Laut dem Deutschen Wetterdienst kamen im April im Freistaat nur 25 Liter pro Quadratmeter vom Himmel, das sind 55 weniger als im Durchschnitt der Jahre 1961 bis 1990. Und das merke man auch auf dem Feld: «Die Pflanzen wollen wachsen, können aber nicht», beschreibt es Huber. Dabei seien die Triebe noch gut aus dem Winter gekommen, die intensiven Kältephasen hätten dem Weizen sogar gut getan. Ob sich die Trockenheit auch auf den Ertrag auswirken wird, wagt der Getreidereferent nicht zu sagen. Das werde erst bei der Ernte klar.

Und noch sei die Saison nicht verloren, gerade der Raps könne noch viel kompensieren. Dafür bräuchte es allerdings Niederschlag: «Und zwar keinen Gewitterregen, sondern Dauerregen, der die Bodenspeicher auffüllt.»

Eine Woche Regen mit fünf bis sechs Litern Niederschlag wünscht sich Klemens Rumpel, Vorsitzender des Bundes der fränkischen Ökowinzer und -weingüter. Noch würden die Pflanzen zwar von den Reserven aus dem Winter zehren, doch das werde nicht ewig herhalten: «Wenn wir mit so wenig Rückenwind in die Saison gehen, wissen wir nicht, was auf uns zukommt.»

Derzeit seien zwar noch keine Schäden erkennbar, das liege aber hauptsächlich daran, dass die Weinreben sehr tief wurzeln, erklärt Rumpel. Und noch eine Sorge beschert die sommerliche Witterung den Weinbauern: «Die Angst ist immer da, dass die Pflanze zu bald austreibt und dann die Spätfröste kommen», sagt Rumpel.

Gerade hätten die Triebe fünf bis sechs Blätter, «aber wenn wir in die Minusgrade kommen, ist alles weg». Das erinnere an das vergangene Jahr, als genau dieses Szenario an einigen Weinhängen für «Totalausfall» sorgte, wie es Rumpel ausdrückt. Ob die trockene Witterung den Pflanzen zugesetzt hat, erkennen Rumpel und seine Kollegen etwa Mitte Juni, wenn die Früchte wachsen.

Für die Verbraucher hat die Witterung aber auch etwas Gutes: Die vielen Sonnenstunden haben den Spargel schneller und mehr wachsen lassen als sonst. «Es herrscht Überangebot», sagt Peter Strobl, Geschäftsführer des Spargelerzeugerverbands Südbayern. Und das löst einen Teufelskreis aus: Da zu viel Spargel auf dem Markt ist, würden einige Großhändler das Gemüse bunkern, sagt Strobl. Das wiederum mache das edle Stangerlgemüse noch billiger. Deshalb appelliert er: «Unbedingt auf die Frische achten, nicht nur auf den Preis.» Für einen Spargel der Klasse eins müsse der Verbraucher derzeit sieben bis zehn Euro ausgeben.

Am aktuellen Wetter nichts auszusetzen hat derzeit Johann Pichlmaier. Er ist Vorsitzender des Verbands Deutscher Hopfenpflanzer. «Die Trockenheit ist kein Problem für den Hopfen, zurzeit verträgt die Pflanze die Witterungen sehr gut.» Das sei unter anderem daran bemerkbar, dass die Triebe in der Hallertau in den letzten Tagen in 24 Stunden bis zu 15 Zentimenter wuchsen.

Wurzeln bis in zwei Meter Tiefe und Restfeuchte aus der kalten Jahreszeit helfen dabei. Dieser Wachstumsschub hat die Hopfenbauer allerdings vor eine ganz andere Herausforderung gestellt: «Die Frühlingsarbeiten auf dem Feld mussten sehr schnell und früher als sonst passieren.» Bis zu zehn Tage sei die Witterung dem Kalender momentan voraus. Da brauche man gleich ein paar Arbeiter mehr, um die Triebe anzuleiten, sagt Pichlmaier.

Allzu lange darf die Trockenheit aber auch für den Hopfen nicht mehr anhalten: Im Juni und vor allem im Juli blüht und wächst der Hopfen stark, spätestens dann wünscht sich auch Pichlmaier Regen.
dpa/lby
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