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12.12.2019 | 08:38 | Schweinehaltung 

Ringelschwanzprämie wird fortgeführt

Hannover - Schweinehalter in Niedersachsen werden auch im neuen Jahr belohnt, wenn sie auf das Kürzen der Ringelschwänze verzichten.

Ringelschwanzprämie
Das Kürzen von Schweineschwänzen ist eigentlich seit Jahren verboten, wird von den Behörden aber noch toleriert. Eine Prämie soll die Halter dazu bringen, auf das Kupieren zu verzichten. Klappt das? (c) proplanta
Seit Anfang Dezember läuft eine erneute Förderperiode bis Ende November 2020, wie das Agrarministerium in Hannover auf Anfrage mitteilte. Demnach bekommen die Halter wie bisher 16,50 Euro pro Schwein und 5 Euro pro Ferkel, das seinen Ringelschwanz behält. Für Sauen, die nicht im Kastenstand - einer engen Bucht im Stall - gehalten werden, gibt es zudem 150 Euro pro Tier und Jahr.

Warum gibt es die Prämie?

Das routinemäßige Kürzen der Schweineschwänze ist seit Jahren in der EU verboten. Um Verletzungen durch Schwanzbeißen in den Tiergruppen zu vermeiden, wird die Praxis aber von den Behörden toleriert. Einem Bericht der EU-Kommission zufolge haben 95 Prozent der in Deutschland kommerziell aufgezogenen Schweine - inklusive importierter Tiere - kupierte Schwänze. Die Prämie soll einen Anreiz liefern, darauf zu verzichten. Eingeführt wurde sie 2015 vom damaligen Agrarminister Christian Meyer (Grüne). Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast (CDU) hatte im Sommer 2018 gesagt, dass die Prämie nicht dauerhaft gezahlt werde und Ende 2019 auf den Prüfstand solle.

Für wie viele Tiere wird die Prämie gezahlt?

In der gerade begonnen Förderperiode wurden Anträge für fast 775.000 Tiere bewilligt: 432.425 Ferkel, 337.443 Mastschweine und 4395 Sauen. Das bereitgestellte Geld summiert sich auf fast 8,4 Millionen Euro - davon knapp 5,6 Millionen Euro für die Mastschweine und 2,2 Millionen Euro für die Ferkel. Ausgezahlt wird das Geld für die aktuelle Periode im Jahr 2021.

Wie wird die Prämie angenommen?

Die Kurve zeigt nach oben: Die Zahl der berücksichtigten Tiere steigt seit Einführung der Prämie kontinuierlich. Wurde 2017 noch knapp eine Million Euro für rund 60.000 Schweine gezahlt, waren es ein Jahr später bereits 1,6 Millionen Euro für fast 100 000 Schweine. Bei der bislang letzten Auszahlung flossen mehr als 3,1 Millionen Euro für rund 257.000 Schweine.

Was sagen die Schweinehalter zum Kupierverzicht?

Die Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN) mit Sitz im Kreis Vechta berichtet, «dass der Kupierverzicht mit Sicherheit nicht einfach und ein vorsichtiges Herantasten dringend geboten» sei. Eine Blaupause, die den Betrieben zeige, wie es gehe, gebe es nicht: «Daran ändert auch das Geld nichts.» Die Ringelschwanzprämie habe aber bewirkt, dass Hunderte Betriebe in Niedersachsen wenigstens bei einem Teil ihrer Schweine auf das Kupieren verzichten. Hürden gebe es allerdings noch bei der Genehmigung daraus folgender baulicher Veränderungen der Ställe.

Was meinen Tierschützer?

Die Gefahr, dass sich Schweine gegenseitig ihre Schwänze anfressen, ist nach Darstellung des Deutschen Tierschutzbunds eine Verhaltensstörung, die erst durch die industrielle Tierhaltung entsteht. Der Grund sei, dass die Schweine auf engstem Raum lebten und keine geeignete Beschäftigung hätten. Die Haltung müsse sich aber an den Bedürfnissen der Schweine orientieren, nicht andersherum - das Kupieren der Schwänze sei daher abzulehnen.

Wer kontrolliert den Tierschutz in der Schweinehaltung?

Diese Aufgabe liegt bei den kommunalen Veterinärbehörden. Diese führten «systematische, stichprobenhafte, risikoorientierte Kontrollen» durch, teilte das Agrarministerium mit. Die Behörden prüfen auch, ob der seit Ende Juni geltende Aktionsplan Kupierverzicht eingehalten wird und ob die Tiere Verletzungen an Schwänzen oder Ohren haben. Der Aktionsplan hat laut Ministerium neben dem Ausstieg aus dem Kupieren auch das Ziel, Rechtssicherheit für Betriebe zu schaffen, «die vorerst noch nicht darauf verzichten können».
dpa/lni
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