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07.04.2019 | 17:15 | Rattenplage 

Millionen Ratten leben in Berlin

Berlin - Ein Eldorado für Schädlingsbekämpfer: In Berlin hat die Zahl der gemeldeten Rattenbekämpfungen 2018 deutlicher als in den Vorjahren zugenommen.

Rattenplage
Die Tiere suchen Spielplätze, Müllräume und Grünanlagen heim. In Berlin erfassen die Behörden seit Jahren zunehmend Einsätze wegen Ratten. Ein aussichtsloser Kampf? (c) proplanta
Stadtweit wurden 11.414 Einsätze erfasst, wie das Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso) auf Anfrage mitteilte. Im Vergleich zu 2017 seien das rund 14 Prozent mehr - ein «bemerkenswerter Anstieg», wie eine Lageso-Sprecherin sagte. Bereits seit 2013 mit damals rund 6370 dokumentierten Einsätzen steigen die Zahlen immer weiter an.

Die Entwicklung bei den Bekämpfungsmaßnahmen bedeutet aber nicht zwangsläufig, dass es auch mehr Ratten in der Stadt gibt. Wie die Sprecherin erklärte, könne der Anstieg auch mit besserer Umsetzung der Anzeigepflicht, besserer Zusammenarbeit mit Schädlingsbekämpfern oder einer geänderten Wahrnehmung der Menschen zusammenhängen. Seit 2011 müssen in Berlin zum Beispiel Hauseigentümer Rattenbefall melden und eine Bekämpfung einleiten. Privatleute sind dazu aufgerufen, dem Gesundheitsamt Bescheid zu geben, wenn sie eine Ratte gesehen haben.

Ein entscheidender Faktor für die Ausbreitung von Ratten ist das für Großstädte typische große Nahrungsangebot: Herumliegende Essensreste, Überbleibsel vom Grillen oder Picknick und überfüllte oder offenstehende Mülltonnen sind für die Tiere eine Einladung.

Die mit Abstand meisten Bekämpfungen, rund 2.400, wurden vergangenes Jahr laut der Lageso-Statistik in Marzahn-Hellersdorf registriert. Die hohen Zahlen hängen traditionell mit den vielen Wohnungsbaugenossenschaften mit hoher Meldebereitschaft zusammen. Auf den Plätzen folgen die dicht besiedelten Innenstadtbezirke Mitte mit rund 1.530 Bekämpfungen und Friedrichshain-Kreuzberg mit rund 1.240. Dort bieten sich auch mit Gewässern wie Spree und Landwehrkanal sowie angrenzenden Grünflächen oft ideale Bedingungen für Ratten.

Wegen ausgelegter Giftköder werden immer wieder Spielplätze und Grünanlagen teilweise abgesperrt. In Friedrichshain-Kreuzberg ist das nach Angaben von Sprecherin Sara Lühmann aktuell an acht Orten der Fall, darunter am Boxhagener Platz, am Paul-Lincke-Ufer und am Lausitzer Platz. Die Ratten würden «bis zur Tilgung des aktuellen Befalls» bekämpft, so dass sich einige Maßnahmen über einen langen Zeitraum erstreckten. Auf dem Areal hinter dem Jobcenter des Bezirks an der Rudi-Dutschke-Straße etwa stehen seit Monaten Bauzäune. 

«Nach wie vor besteht ein großes Problem darin, dass im öffentlichen Straßenland Tiere gefüttert werden, so dass viele Maßnahmen nicht zu einer dauerhaften Beseitigung der Ratten führen», erklärte Lühmann.

Bekannte Problemstellen mit kontinuierlichem Befall in Mitte seien etwa Hackescher Markt und Umgebung, Alexanderplatz, Augustenburger Platz, Leopoldplatz und der Kleine Tiergarten, teilte das Bezirksamt mit. Ausprobiert wurde demnach klassische und nachhaltige Bekämpfung - «aber nur mit allenfalls temporärem Erfolg», wie es hieß. In einem aktuell vom Gesundheitsamt koordinierten Projekt in der Leipziger Straße versuchten mehrere Akteure, dem Problem in engerer Abstimmung Herr zu werden. Beteiligt seien Anwohner, Hausverwaltungen, Schädlingsbekämpfer, Grünflächenamt und Wasserbetriebe.

Selbst in den eigenen vier Wänden tragen manche unwissentlich zum Gedeihen der Nager bei, etwa indem Essensreste in der Toilette runtergespült werden. Auch Keller bieten oft gute Nistmöglichkeiten.

Es gibt Schätzungen, dass Millionen Ratten in Berlin leben. Die genaue Zahl ist aber unbekannt. Sicher ist nur: Die Tiere vermehren sich sehr schnell. Ein Weibchen kann nach Lageso-Angaben pro Jahr vier bis sieben Mal Nachwuchs bekommen, ein Wurf besteht aus acht bis zwölf Jungen. Ihre Lebenserwartung ist allerdings nicht allzu hoch.

Die Zahl der Jungen und die Häufigkeit von Würfen hängt laut der Lageso-Sprecherin auch stark mit dem Nahrungsangebot zusammen: Steht ein Weibchen gut im Futter, bekommt sie demnach mehr Junge. Um den Rattenbestand einzudämmen, müssten die Berliner im Umkehrschluss das Nahrungsangebot reduzieren, betonte die Sprecherin. Die Tiere sind als Überträger von Krankheitserregern wie Salmonellen gefürchtet.
dpa/bb
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