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24.08.2018 | 09:18 | Wolfsmanagement 

Naturschützer: Wolfsprävention mit Gewehr der falsche Weg

München - Weil er den Abschuss von Wölfen deutlich erleichtern werde, lehnen mehrere Naturschutzverbände den von der bayerischen Staatsregierung vorgelegten «Aktionsplan Wolf» ab.

Wolfsabschuss
Der Wolf sorgt in Bayern seit langem für Diskussionen - nun hat die Staatsregierung ihren Entwurf für einen Aktionsplan vorgelegt. Naturschutzverbände kritisieren ihn heftig. (c) Bergringfoto - fotolia.com
«Ein Wolfsmanagement mit dem Gewehr in der Hand statt gutem Herdenschutz und Beratung für die Weidetierhalter lehnen wir ab», teilte der Vorsitzende des Bundes Naturschutz (BN), Richard Mergner, am Donnerstag mit. Ziel der Staatsregierung sei nicht das Miteinander von Wolf und Weidetierhaltung, sondern, die Ansiedlung von Wölfen in vielen Gebieten Bayerns zu verhindern.

Bei der finanziellen Förderung von Zäunen und Herdenschutzhunden werfen die Verbände der Staatsregierung «Politikversagen» vor, denn der Aktionsplan bleibe hier «absolut unkonkret». Der BN fordert, dass der Freistaat die Kosten für Schutzhunde sowie für wolfsichere Zäune im Flachland komplett übernimmt. Aus Sicht der Naturschützer sind dies die wichtigsten Instrumente, um mit der Rückkehr der Wölfe in den Freistaat umzugehen.

BN, die Gregor Louisoder Umweltstiftung und die Gesellschaft zum Schutz der Wölfe werfen der Staatsregierung vor, lediglich «Alibi-Maßnahmen» zum Schutz der Weidetiere geplant zu haben. Die von der CSU-Regierung als «nicht schützbar» bezeichneten Weidegebiete seien im Grunde «Wolfsabschusszonen», kritisieren die Naturschützer. Zahl, Größe und Definition dieser Gebiete seien völlig unklar.

An einigen Stellen sei der Aktionsplan zudem nicht mit geltendem Naturschutzrecht vereinbar, betonen die Verbände: Ein «Abschuss auf Verdacht» - der sogenannte Präventionsschuss - sei verboten. Nur eine artenschutzrechtliche Einzelfallprüfung rechtfertige im Zweifel, einen Wolf zu erschießen. Falls Menschen in Gefahr sind, befürworten auch die Verbände den Abschuss.

Eine «Obergrenze» für die Zahl der Wölfe in Bayern und Deutschland lehnen die Naturschützer klar ab. Sie kritisieren zudem, unzureichend an der Ausarbeitung des Aktionsplans beteiligt worden zu sein. «Die letzte Fassung (...) war uns im Januar vorgelegt worden. Nach achtmonatigem Warten und Hinhalten wird uns nun eine neue Fassung vorgelegt, in der all unsere damaligen Anmerkungen ignoriert oder sogar ins Gegenteil verkehrt wurden», heißt es. «Unter Beteiligung stellen wir uns etwas anderes vor.»

Eine Sprecherin des Umweltministeriums teilte mit: «Wir setzen weiterhin planmäßig auf den Dialog und die Diskussion aller Argumente am gemeinsamen Besprechungstisch und nicht auf vereinzelte Vorabpositionierungen in den Medien.» Dafür sei das Thema zu wichtig. Der Entwurf sei schon jetzt an die Verbände geschickt worden, damit diese sich auf die geplante Besprechung in der zweiten Septemberhälfte vorbereiten können.

Ende Juli und Anfang August waren im Landkreis Oberallgäu drei Kälber von einem Wolf getötet worden. Seit 2006 werden in Bayern immer wieder einzelne Wölfe nachgewiesen - in der Regel sind es durchziehende Jungtiere. Ein standorttreues Wolfspaar gibt es im Freistaat seit Anfang 2018 im Veldensteiner Forst im oberfränkischen Landkreis Bayreuth. Außerdem gibt es seit Ende 2016 je ein standorttreues Paar auf dem oberpfälzischen Truppenübungsplatz Grafenwöhr im Landkreis Neustadt an der Waldnaab sowie im Nationalpark Bayerischer Wald.
dpa/lby
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