Wie aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Grünen hervorgeht, werden von 9.804 Flüssen, Seen und Küstengewässern nur 26 als «sehr gut» und 739 als «gut» eingestuft. 3.528 werden als «mäßig» bewertet, 3.309 als «unbefriedigend» und 1.886 als «schlecht». 314 Gewässer wurden nicht bewertet. Diese Zahlen hat Deutschland demnach 2015 an die EU berichtet. Angaben zu einzelnen Gewässern enthält die Antwort nicht. Zuerst hatte «Spiegel online» darüber berichtet.
Die Beurteilung, in welchem ökologischen Zustand ein Gewässer ist, hängt laut
Umweltbundesamt unter anderem davon ab, wie die «chemischen und hydromorphologischen Komponenten» die Lebensgemeinschaften im Gewässer beeinflussen, also chemische Zusammensetzung und alles, was Form oder Fließverhalten der Gewässer beeinflusst. Auch die Überschreitung bestimmter Schadstoffwerte spielt eine Rolle.
Welchen Anteil daran der
Klimawandel hat, ist laut Bundesregierung nicht klar - es sei «keine eindeutige Differenzierung möglich». Dass Gewässer wärmer werden, liegt nicht nur an steigenden Außentemperaturen. Auch «Wärmeeinleitungen durch Kraftwerke» hätten einen «regional begrenzten, aber deutlichen Effekt». Problematisch sind jedenfalls die Folgen: Weniger und wärmeres Wasser bedeute weniger Sauerstoff, nicht mehr erreichbare Laichplätze in den Auen, weniger Nahrung, hohe Schadstoff-Konzentrationen.
«Über die Hälfte aller Gewässer in Deutschland sind in einem miserablen ökologischen Zustand», sagte die Klima-Expertin der Grünen-Bundestagsfraktion, Annalena Baerbock. «Die Bundesregierung hat den Einfluss der Klimakrise auf unsere heimischen Gewässer nicht auf dem Schirm.» Der umweltpolitische Sprecher Peter Meiwald kritisierte, die Umweltbilanz der großen Koalition sei «auch im Bereich des Gewässerschutzes verheerend».
Auch wenn der ökologische Zustand vieler Gewässer in Deutschland laut Bundesregierung nicht in Ordnung ist, ist das Baden in Flüssen, Seen und an den Küsten laut einem EU-Bericht in den allermeisten Fällen ein sauberes Vergnügen. So erfüllten 97,8 Prozent der 2.292 untersuchten deutschen Badestellen die EU-Mindeststandards, hieß es Ende Mai. Dabei geht es aber vor allem um eine Beurteilung aus hygienischer Sicht.