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18.01.2018 | 18:10 | Heftigste Sturm seit 2007 

Orkan Friederike schlägt Kyrill bei Windgeschwindigkeit

Berlin - Der schwerste Orkan seit mehr als zehn Jahren hat am Donnerstag bundesweit den Fernverkehr der Deutschen Bahn lahmgelegt.

Orkan Friederike heftigste Sturm seit 2007
Das Orkantief «Friederike» hat am Donnerstag eine höhere Windgeschwindigkeit erreicht als der Sturm «Kyrill» im Jahr 2007. Das teilte der Deutsche Wetterdienst in Offenbach am Nachmittag auf Twitter mit. «Friederike schlägt Kyrill, was die maximale Windböe betrifft. Vor exakt 11 Jahren gab es 202 km/h auf dem Wendelstein, heute meldete der Brocken eine Böe von 203 km/h», hieß es. Die Bahn lässt ihre Fernzüge aus Sicherheitsgründen bundesweit stehen. Mindestens drei Menschen verlieren in dem Orkan ihr Leben. (c) Scott Leman - fotolia.com
Züge würden aus Sicherheitsgründen nicht mehr losfahren, sagte ein Bahnsprecher in Berlin. Züge, die noch unterwegs seien, sollten aber soweit möglich bis zum Zielbahnhof fahren. Wie lange die Sperrung dauern sollte, war zunächst unklar. In dem Sturm «Friederike» kamen mindestens drei Menschen ums Leben. In einigen Bundesländern fiel der Schulunterricht aus. Auch mehrere Flughäfen strichen aus Sicherheitsgründen Flüge.

Der Sturm «Friederike», der von Westen her über Deutschland fegte, ist laut dem Deutschen Wetterdienst der schwerste Sturm seit dem Jahr 2007. Auf dem Brocken seien in der Spitze Orkanböen von 203 km/h gemessen worden. «Damit haben wir elf Jahre nach Kyrill wieder einen Orkan der Königsklasse», sagte DWD-Sturmexperte Andreas Friedrich. Donnerstag war exakt der 11. Jahrestag von «Kyrill».

Im Tiefland wurden Spitzen-Windgeschwindigkeiten von 134 Kilometern pro Stunde im nordhessischen Frankenberg erreicht. Im Westen Deutschlands wurde am Nachmittag jedoch die Orkanwarnung wieder aufgehoben, nachdem der Sturm durchgezogen war.

In Nordrhein-Westfalen kamen mindestens zwei Menschen im Sturm um. Auf einem Campingplatz am Niederrhein bei Emmerich wurde ein 59-Jähriger von einem Baum erschlagen. Er sei sofort tot gewesen. In einer Sturmböe verlor im westfälischen Lippstadt ein Mann (68) bei einem Verkehrsunfall sein Leben. Der Transporterfahrer hatte im Orkan die Kontrolle über sein Fahrzeug verloren und war in den Gegenverkehr geraten.

In Bad Salzungen in Thüringen wurde ein Feuerwehrmann von einem umstürzenden Baum getötet. Ein Kollege von ihm wurde schwer verletzt.

Die Deutsche Bahn verteidigte ihre Entscheidung, vorsorglich den Fernverkehr in ganz Deutschland einzustellen. «Das ist eine notwendige Sicherheitsmaßnahmen, weil die Störungen durch den Sturm doch so gravierend sind, dass wir Fernzüge schlichtweg nicht mehr durchbekommen», sagte Bahnsprecher Achim Stauß am Donnerstagnachmittag der Deutschen Presse-Agentur.

«Es wäre fahrlässig, die Züge irgendwo, wo man noch fahren kann, noch fahren zu lassen und dann bleiben Hunderte Fahrgäste auf irgendeinem Bahnhof oder schlimmstenfalls auf freier Strecke hängen. Diese Situation müssen wir vermeiden und deshalb diese harte Entscheidung, den Fernverkehr komplett in Deutschland einzustellen.» In zehn Fernbahnhöfen richtete die Bahn sogenannte Aufenthaltszüge ein, in denen gestrandete Reisende zur Not auch übernachten können.

Vielerorts wurden Schulen ebenso geschlossen wie Zoos und einige Museen. Allein in Nordrhein-Westfalen mussten Feuerwehr- und Rettungsdienste laut Innenministerium bis zum Nachmittag zu mindestens 7.000 Einsätzen ausrücken, Straßen freiräumen, Bäume beseitigen und Gebäude sowie demolierte Oberleitungen sichern. Probleme bereiteten vor allem die zahllosen entwurzelten Bäume.

Behörden warnten auch vor herabstürzenden Dachziegeln. In Gladbeck wurde ein Kindergarten geräumt, weil eine Dachkuppel abzustürzen drohte, der Kaarster Möbelmarkt Ikea wurde wegen Schäden an der Fassade evakuiert.

Auch in Deutschlands Nachbarländern wütete der heftige Sturm. Zwei Menschen starben in den Niederlanden wegen umstürzender Bäume. Auch in Belgien wurde eine Frau von einem Baum erschlagen.

Nach Orkantief «Friederike» wird es kälter



Nach dem Orkantief «Friederike» bleibt das Wetter in Deutschland wechselhaft und es wird kälter. «Vor allem im Schwarzwald und an den Alpen kann es auch länger regnen oder schneien», sagte ein Sprecher des Deutschen Wetterdienstes (DWD) in Offenbach am Donnerstag. Zur neuen Woche hin werde der Regen überhandnehmen. «Hoher Luftdruck mit längerem Sonnenschein ist vorerst weiter nicht in Sicht», erklärte der DWD.

Durch die Warmfront des Orkantiefs waren die Temperaturen am Donnerstag deutlich über Null geklettert. In der Nacht zu Freitag sollte «Friederike» aber nach Polen weiterziehen.

Durch den Zustrom kühlerer Meeresluft gehen laut DWD die Temperaturen deutlich zurück und die schauerartigen Niederschläge fallen bis in tiefere Lagen als Schnee. Im Verlauf des Freitags sei es zunächst bewölkt mit Regen-, Schnee- und Graupelschauern sowie einzelnen Gewittern. Die Höchstwerte liegen zwischen 2 und 8 Grad, am Oberrhein bis 10 Grad. Der Wind wehe mäßig bis frisch und stark böig.

Auch am Wochenende bleibe Deutschland im Einflussbereich atlantischer Tiefausläufer. Am Samstag werde es wechselnd bis stark bewölkt. Es gebe Schauer, die teils als Schnee fielen. Vereinzelte Schauer prognostiziert der Wetterdienst für den Sonntag, im Norden und Osten zeige sich ab und zu auch die Sonne.
dpa
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