Vorsprung durch Wissen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
28.01.2010 | 12:33 | Klimaforschung  

Studien: Ausmaß des Klimawandels wird unterschätzt

Kiel - Das tatsächliche Ausmaß des zu erwartenden Klimawandels wird aktuellen Studien zufolge deutlich unterschätzt.

Ausmaß des Klimawandels
(c) proplanta
Im Pliozän vor fünf Millionen Jahren habe es wesentlich höhere Temperaturen als heute gegeben, obwohl die CO2-Konzentrationen kaum höher gewesen seien, berichteten die Kieler Klimaforscher Ralph Schneider und Birgit Schneider am Mittwoch in Kiel. Sie haben weltweite Forschungsarbeiten zum Klima der Vergangenheit in der Fachzeitschrift «Nature Geoscience» zusammengefasst. Nicht nur die Kohlendioxid-Konzentration, sondern auch andere, bisher eher vernachlässigte Komponenten spielten eine Rolle für die Erderwärmung.

Die mittleren Temperaturen im Pliozän (vor rund fünf bis zwei Millionen Jahren) lagen nach Angaben der Experten etwa drei bis fünf Grad höher als heute. Die Konzentration von Kohlendioxid in der Luft betrug etwa 400 ppm (Teilchen pro eine Million Luftteilchen). Die aktuellen Klimapolitik verfolgt das Ziel, die Erderwärmung auf maximal zwei Grad zu beschränken, um die globalen Auswirkungen des Klimawandels noch beherrschen zu können. Nach Einschätzung des Weltklimarates (IPCC) muss die CO2-Konzentration in der Luft auf maximal 450 ppm begrenzt werden, wie die Kieler Experten nochmals betonten. Heute liegt der Wert bei 386 ppm und damit gut 100 ppm über dem Wert seit Beginn der Industrialisierung.

Der Blick in die Vergangenheit zeige allerdings, dass man sich nicht nur auf die Wirkungskette Temperatur-Kohlendioxid konzentrieren dürfe, betonte Ralph Schneider. Grund für das deutlich wärmere Klima damals seien Rückkopplungen zwischen einzelnen Komponenten des Klimasystems, insbesondere dem Grönlandeis, der Vegetation in den hohen Breiten und dem Ozean, der große Mengen Kohlenstoff speichert, erklärte Birgit Schneider. «In den Klimamodellen, die dem IPCC zur Verfügung stehen, werden diese Rückkopplungsmechanismen bislang vernachlässigt.»

«Die Wechselwirkung von Ozean und Atmosphäre wird den globalen Temperaturanstieg bereits innerhalb von etwa hundert Jahren verstärken», sagte die Forscherin. Bei steigender Temperatur der Meere sinkt die Löslichkeit von Kohlenstoff im Wasser, es verbleibt mehr in der Atmosphäre und beschleunigt dort den Treibhauseffekt. Vielleicht reiche schon ein CO2-Wert von 400 bis 500 ppm, damit sich der Prozess der Erderwärmung verselbstständige, warnte Ralph Schneider. (dpa)
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Klimaschonender fliegen bis 2050 - selbst das wird wohl schwierig

 Baerbock an der Frontlinie der Klimakrise in Fidschi

 Habeck sieht großes Potenzial in CO2-Einlagerung

 Heißester Apriltag in Tel Aviv seit 85 Jahren

 Extremwetter machen Küstenüberwachung künftig wichtiger

  Kommentierte Artikel

 Größere EU-Getreideernte erwartet

 Was will die CDU in ihrem neuen Programm?

 Frankreichs Staatsrat schränkt Vogeljagd weiter ein

 LED-Lampen in Straßenlaternen sparen massiv Strom ein

 Zahl der Bäckereien weiter rückläufig

 Wundermittel und Jahrhundertgift PFAS: Derselbe Circus - andere Clowns

 Deutsche Verbraucher offen für abgelaufene Lebensmittel

 Brandenburger Dackel wohl von Wolf angegriffen

 Tag des Wolfes - Bauern machen Druck für vereinfachten Abschuss

 Erleichterungen bei GAP-Anträgen und Hanfanbau