Vorsprung durch Wissen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
12.05.2009 | 02:35 | Gesundheitsforschung 

Zecken durch Klimawandel gefährlicher

Jena - Der Klimawandel kann in bestimmten Regionen die Zahl der Erkrankungsfälle an Lyme-Borreliose steigern.

Lyme-Borreliose
(c) proplanta
Das geschieht, indem sich die Zeiträume der Blutmahlzeiten verschiedener Zecken-Entwicklungsstadien an ihren Wirten verändern, was zu einer besseren Übertragung der Erreger auf Zecken führt. Zu diesem Schluss kommen Epidemologen der Yale School of Public Health im Journal Applied and Environmental Microbiology. Die Forschergruppe um Durland Fish untersuchte Genomteile der Borrelien-Erreger an 30 verschiedenen Standorten der USA. Dabei konnte sie nachweisen, dass die Verschiebung der Jahreszeiten die Wahrscheinlichkeit erhöhen kann, nach einem Zeckenstich an Lyme-Borreliose zu erkranken. Bisher wusste man erst, dass der Klimawandel zur Vergrößerung des geografischen Verbreitungsgebietes von Zecken führen kann.

Der als "Zecke" bekannte Gemeine Holzbock durchläuft in seiner zwei- bis sechsjährigen Lebenszeit mit dem Larven-, Nymphen- und Erwachsenenstadium mehrere Entwicklungsstufen. Um überleben zu können, braucht er in jedem Stadium eine Blutmahlzeit, welche er durch Saugen an einem Wirbeltier aufnimmt. "Für die erste Blutmahlzeit im Larvenstadium dient meist eine Maus. Erst die Nymphe kann auch die Haut von größeren Tieren wie Igel, Vögel, Wildschweine oder auch die menschliche Haut durchdringen", berichtet Jochen Süss, Leiter des Referenzlabors für durch Zecken übertragene Krankheiten am Friedrich-Loeffler-Institut http://www.fli.bund.de, im pressetext-Interview. Die Borrelien gelangen durch den Stich einer infizierten Zecke - unabhängig von deren Stadium - in einen Wirt. Während der Phase, in der dieser Wirt Erreger im Blut besitzt, kann eine andere Zecke diese während der Blutmahlzeit aufnehmen.

Die US-Forscher stellten fest, dass die Ausprägung der Borreliose-Erkrankung in einer bestimmten Region vom jahreszeitlichen Zyklus des Aufeinandertreffens von Zeckenstadien während der Blutmahlzeiten an einem Wirt abhängt, der wiederum vom Klima stark beeinflusst wird. In nordöstlichen Bundesstaaten der USA, wo Zecken zwischen Larven- und Nymphenstadium eine lange Pause zwischen den Blutmahlzeiten einlegen, stellten die Forscher häufigeres Auftreten der Borreliose beim Menschen fest. In Gebieten mit höheren Temperaturschwankungen wie im Mittelwesten der USA sei diese Pause kürzer, weshalb die Erreger dort weniger ausgeprägt seien und beim Menschen seltener Borreliose auslösten. Das könnte sich angesichts des Klimawandels jedoch ändern, geben die Forscher zu bedenken.

Bisher sind bereits mehrere Facetten der globalen Erwärmung bekannt, die der Ausbreitung der Zecken und damit auch der von ihnen übertragenen Krankheiten entgegenkommen. "Da die Klimaänderungen Reiserouten und Verbreitungsgebiete gewisser Vögel verschiebt, gelangen auf ihrem Rücken auch die Zecken in neue Regionen. Außerdem können sie durch das mildere Klima in höhere Gebirgslagen vordringen", so Süss. In deutschen Studien konnte zudem nachgewiesen werden, dass sich die Zeit der Wirtssuche der Zecken auf das ganze Jahr ausdehnen kann. "In warmen Wintern kann man über das ganze Jahr Zecken finden, was noch vor 15 Jahren undenkbar war." Dass die Tiere, wie oft berichtet, auch am Weihnachtsbaum vorkommen, hält der Zeckenexperte jedoch für eher unwahrscheinlich. "Zecken brauchen zum Überleben eine Luftfeuchtigkeit von über 85 Prozent, was in den meisten Wohnungen nicht der Fall ist. (pte)
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Zecken in Hessen auf dem Vormarsch - Stiko rät zu FSME-Impfung

 Landkreis Oberhavel ruft zu Vorsicht vor Zecken auf

 Zeckenforschung in der Dübener Heide - Hier ist es schon extrem

 Experten rechnen mit vielen Zecken nach mildem Winter in Niedersachsen

 Erste Fälle von Borreliose nach Zeckenstichen gemeldet

  Kommentierte Artikel

 Was will die CDU in ihrem neuen Programm?

 LED-Lampen in Straßenlaternen sparen massiv Strom ein

 Zahl der Bäckereien weiter rückläufig

 Wundermittel und Jahrhundertgift PFAS: Derselbe Circus - andere Clowns

 Deutsche Verbraucher offen für abgelaufene Lebensmittel

 Brandenburger Dackel wohl von Wolf angegriffen

 Tag des Wolfes - Bauern machen Druck für vereinfachten Abschuss

 Erleichterungen bei GAP-Anträgen und Hanfanbau

 In der Corona-Pandemie wurden zu oft Antibiotika verschrieben

 Jäger sehen dringenden Handlungsbedarf bei Umgang mit Wölfen