Auf Anfrage des Bundesamtes für Landwirtschaft (BLW) hat die
Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW im Jahr 2009 eine landesweite Untersuchung vorgenommen. Dabei haben ACW-Fachleute das Sharka-Virus in 39 Steinobstanlagen, verteilt auf 11 Kantone, nachgewiesen. Durch griffige Bekämpfungsmaßnahmen, verbunden mit einer besseren Kontrolle des Vermehrungsmaterials, könnte die Krankheit in der Schweiz trotzdem wieder ausgerottet werden.
Sharka ist eine durch das Plum pox Virus (PPV) verursachte Krankheit der Steinobstbäume und wurde in den Zwanzigerjahren des letzten Jahrhunderts in Bulgarien entdeckt. Dieses Virus, das überall in Europa den Quarantäne-Status hat, ist der obligatorischen Melde- und Bekämpfungspflicht unterstellt: Über weite Strecken verbreiten konnte sich die Krankheit über Prunus-Pflanzenmaterial, das für den Obstbau bestimmt ist; innerhalb der Kulturen wird das Virus durch
Blattläuse von Baum zu Baum übertragen (vor allem bei Zwetschgen-, Aprikosen- und Pfirsichkulturen). Während der letzten dreißig Jahre hat die Sharka-Krankheit weltweit Kosten von schätzungsweise mehr als 15 Milliarden Schweizer Franken verursacht.
Die betroffenen Bäume sterben nicht sofort ab, sie sind jedoch unheilbar krank und werden damit zu Infektionsherden für die benachbarten Pflanzen. Die Früchte der befallenen Bäume sind meist verformt und geschmacklos - somit für den Verkauf ungeeignet.
Während sich die Krankheit seit ihrem Bekanntwerden weltweit rasch und unaufhaltsam ausbreitet, wurde sie in der Schweiz Ende der Siebzigerjahre nach mehr als zehn Jahren Bekämpfung ausgerottet. Regelmäßige Kontrollen der Kulturen und ein striktes Importverbot konnten die Schweiz bis Ende der Neunzigerjahre vor neuen Ausbrüchen bewahren. Sehr wahrscheinlich hat aber eine Lockerung dieser Regelung zum Wiederauftreten des Virus geführt. Die Rodung von mehr als 4000 Bäumen zwischen den Jahren 2003 und 2008 genügte nicht, um die Krankheit zu stoppen. Mit der Unterstützung des BLW hat Agroscope Changins- Wädenswil im Jahre 2009 eine großangelegte Untersuchung vorgenommen, um die Ausbreitung der Krankheit in der Schweiz abzuschätzen. Dabei waren nicht weniger als 39 Steinobstanlagen infiziert, die auf 11 Kantone verteilt waren.
Aus diesem Grund sind nun dringend Maßnahmen einzuleiten, um die Krankheit auszumerzen und ihren Übergriff auf weitere Parzellen sowie die Ansteckung von anfälligen Wildarten zu vermeiden. Der Bedrohung kann nur durch großzügige Rodung der Bäume in den befallenen Zonen sowie durch regelmäßige Kontrollen der Parzellen Einhalt geboten werden. Die Rodungsstrategie wird von den betroffenen Kreisen befürwortet und von Bund und den Kantonen finanziell unterstützt. Ihre Umsetzung ist in zahlreichen Kantonen bereits im Gang. Zudem sollen künftig für die Erneuerung der bestehenden Kulturen ausschließlich gesunde Jungpflanzen verwendet werden.
Während sich in Europa zahlreiche Produktionszentren von Jungpflanzen, z.B. Prunus domestica, in Zonen befinden, wo die Prävalenz der Krankheit hoch ist, zeichnen sich Schweizer Baumschulen durch gesundheitlich verlässlichere Rahmenbedingungen aus. Die Vermehrung von aus der Schweiz stammendem, zertifiziertem Pflanzenmaterial wird sich daher einer zunehmenden und sich diversifizierenden Nachfrage anpassen müssen. (ACW)