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31.03.2023 | 04:04 | Milliardendeal 

BayWa plant Milliardendeal mit Verkauf des Solarhandels

München - Der Münchner Agrarhändler und Ökostromkonzern BayWa will auch Kraftwerksbetreiber werden und plant dafür den Verkauf seines Solarhandels für eine Milliardensumme.

Baywa Solarhandel
Die BayWa galt einst als schläfrig-schwerfälliger Händler für alles, was Landwirte brauchen. Der scheidende Vorstandschef Lutz hat das Traditionsunternehmen in einer jahrelangen Radikalkur unter Strom gesetzt - quasi wörtlich zu nehmen. (c) proplanta
Der Vorstand hofft auf eine Vertragsunterschrift noch in diesem Jahr. Wirksam werden könnte der Verkauf 2024. Finanzvorstand Andreas Helber und der scheidende Vorstandschef Klaus-Josef Lutz verwiesen bei der Bilanzpressekonferenz am Donnerstag auf eine Faustformel, derzufolge der erhoffte Käufer in etwa das Fünfzehnfache des Vorsteuergewinns zahlen könnte - das wären über zwei Milliarden Euro.

Die BayWa verdiente 2022 mit dem Verkauf von Solarmodulen vor Steuern 150 Millionen Euro. «Die Größenordnung 2,2, 2,3, 2,4 (Milliarden) wären die fünfzehn», sagte Helber dazu. Das im SDax notierte Unternehmen ist nach eigenen Angaben mit seiner Ökostrom-Tochter BayWa r.e. europäischer Marktführer im Handel mit Solarpaneelen.

Abgesehen davon projektiert und baut der Münchner Konzern bislang Solar- und Windanlagen für Firmenkunden, produzierte aber bislang nicht selbst Strom. Künftig will die Baywa eher als Kraftwerksbetreiber denn als Händler auftreten. Dafür sind nach Helbers Worten Investitionen notwendig.

Außerdem will sich der Vorstand nicht in einer Vielzahl separater Geschäfte verzetteln: «Wir können nicht alles gleichzeitig machen», sagte Lutz, der seinen Stuhl am Wochenende nach 15 Jahren im Amt an Nachfolger Marcus Pöllinger übergeben wird.

Das aus der Genossenschaftsbewegung hervorgegangene Münchner Traditionsunternehmen mit seinen weltweit 25.000 Mitarbeitern war ehedem reiner Agrarhändler für die Landwirte vor allem in Süddeutschland. Lutz hatte zu Beginn seiner Amtszeit gegen zunächst heftige Widerstände unter Managern, Belegschaft und Aktionären den Einstieg in das Geschäft mit erneuerbaren Energien und die Expansion über Europa hinaus durchgesetzt.

«Hätten wir die Internationalisierung nicht vorangetrieben, dann hätte die Baywa ein ziemlich hartes Sanierungsprogramm durchlaufen müssen», nahm Lutz für sich in Anspruch. Der Manager ist in der bayerischen Wirtschaft gleichermaßen für großes Selbstbewusstsein wie scharfe Kritik an der Bundesregierung bekannt. Letzterer warf Lutz zum Abschied wegen des jahrelang lahmenden Ausbaus der erneuerbaren Energien «Micky-Maus-Politik» vor.

2022 erzielte der Konzern ein Rekordergebnis, das in wesentlichen Teilen auf die Folgen von Inflation und Ukraine-Krieg zurückzuführen ist. Die erneuerbaren Energien boomen, der Krieg trieb die Preise auf den Agrarmärkten im vergangenen Sommer in die Höhe.

Der Umsatz stieg im Vergleich zum Vorjahr um über ein Viertel auf 27,1 Milliarden Euro. Der Nettogewinn verdoppelte sich nahezu auf 239,5 Millionen Euro. Lutz und Helber erwarten für dieses Jahr wieder ein etwas schwächeres Ergebnis.

Da sich der Konzern mit seinem Geschäftsfeldern Agrar, Bau und Energie insgesamt auf gutem Weg sieht, erhöhte das Unternehmen die mittelfristige Prognose. Bis 2025 soll der Gewinn vor Zinsen und Steuern auf 470 Millionen bis 520 Millionen Euro steigen. Damit wurde die Spanne um 70 Millionen Euro erhöht.
dpa/lby
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