Bis Anfang 2008 werde es immer wieder Preisanstiege bei Milchprodukten geben, zum Teil um die 50 Prozent, sagte der Geschäftsführer des Milchindustrieverbandes (MIV), Michael Brandl, am Dienstag in Bonn. Einen festen Stichtag für den Preisanstieg gebe es aber nicht. Sein Mitgeschäftsführer Eckard Heuser sagte dem «Hamburger Abendblatt» (Dienstag), allein Quark werde um bis zu 53 Prozent teurer.
Die nächste Preisrunde stehe den Verbrauchern bereits Anfang September ins Haus. «Um ein bis eineinhalb Euro werden die Molkereien dann ihre Preise pro Kilo Käse anheben», sagte Heuser dem Blatt. Brandl begründete den kräftigen Preisanstieg mit der großen Nachfrage nach Milchprodukten. Die Lieferverträge zwischen Einzelhandel und Molkereien liefen nach und nach aus. Dank der weltweit starken Nachfrage könnten die Molkereien nun höhere Preise fordern. «Wir rechnen aber nicht die Endverbraucherpreise aus, sondern beobachten die Märkte und leiten daraus mögliche Preisentwicklungen ab.»
Schätzungen des Hauptverbandes des Deutschen Einzelhandels (HDE) zufolge dürften die Preise für Gouda und Edamer an der Käsetheke pro 100 Gramm um bis zu 15 Cent auf 1,14 Euro steigen. «Die Preise für den Handel steigen deutlich und die Kosten müssen an die Verbraucher weitergegeben werden», sagte HDE-Sprecher Hubertus Pellengahr. Noch teurer werde es beim Quark. «Hier zahlt man für 500 Gramm Quark ab September 75 statt 49 Cent», sagte MIV-Geschäftsführer Heuser.
Eine Sprecherin des Bundeskartellamtes sagte in Bonn, es gebe «wahrscheinlich keine kartellrechtliche Relevanz» in diesem Fall: «Wir haben bisher keine konkreten Hinweise auf wettbewerbswidrige Absprachen, weder im Handel noch bei den Molkereien. Wir führen aber weiter Gespräche.» Das Amt hatte Mitte August nach einer ersten Welle von Preiserhöhungen eine Prüfung begonnen. Am Dienstag hieß es dazu, die Nachfragemacht des deutschen Handels schmelze. Die Molkereien fänden derzeit neue Absatzmärkte in China, Indien oder Südamerika, was ihnen eine bessere Position bei neuen Lieferverträgen beschere.
Eine am Montag veröffentlichte Statistik hatte dies noch nicht gezeigt. Die Exporte von deutschen Milchprodukten erreichten im ersten Halbjahr nach Angaben des Statistischen Bundesamtes 2,4 Millionen Tonnen, 9,2 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Knapp 90 Prozent gingen in EU-Länder, vor allem Italien, die Niederlande und Frankreich. Asien spielte dagegen eine untergeordnete Rolle: Nach China gingen knapp 3000 Tonnen, nach Indien sogar nur 25 Tonnen.
Milchprodukte waren im Zuge der jüngsten Preiserhöhungen in Deutschland unterschiedlich stark teurer geworden. Wie die Zentrale Markt- und
Preisberichtstelle (
ZMP) mitteilte, wurde etwa deutsche Butter im August im Vergleich zum Vorjahreszeitraum (jeweils 33. Kalenderwoche) um 59 Prozent teurer, Frischmilch um 14 Prozent, H-Milch um 12 Prozent. Stabil blieben hingegen die Preise von jungem Gouda oder Mozzarella. Emmentaler und Schlagsahne seien um jeweils 6 Prozent, Joghurt um etwa 1 Prozent teurer geworden. (dpa)