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21.10.2009 | 03:37 | Schweinegrippe  

Ärzte gegen Bundeswehr-Impfstoff für Kinder

Berlin - In Deutschland ist ein Streit um die Schweinegrippe-Impfung bei Kindern und Schwangeren entbrannt.

Impfung
(c) Tobilander - fotolia.com
Der Ärzte-Vizepräsident Frank Ulrich Montgomery forderte, den für Soldaten vorgesehenen Impfstoff an Kinder und Schwangere zu geben. Das Serum namens Celvapan für die Bundeswehr hat im Gegensatz zum Impfstoff für die Bevölkerung keinen Wirkungsverstärker. Der Ärzte- Forderung widersprachen das Bundesgesundheitsministerium und der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte heftig. Für den Impfstoff namens Celvapan lägen keine Daten zu Kindern und Schwangeren vor, betonten die Kinderärzte am Dienstag in München.

«Der Impfstoff, den die Bundeswehr benutzen wird, ist völlig neu - er wird auf Säugetierzellen gezüchtet und verwendet ganze Viren. Dieses Serum wurde bisher weder an Kindern noch an Schwangeren getestet», betonte der Direktor der Universitätskinderklinik Mainz, Prof. Fred Zepp, laut einer Mitteilung des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte. «Empfehlungen, diesen Impfstoff gegen die Neue Grippe gerade für Kinder und Schwangere zu bevorzugen, entbehren gegenwärtig einer wissenschaftlichen Grundlage»

Auch das Bundesgesundheitsministerium wies den Vorstoß Montgomerys zurück. «Celvapan ist ein Impfstoff, der auch Fieber auslösen kann, vielleicht sogar mehr als der andere», sagte der Sprecher des Gesundheitsministeriums, Klaus Vater. «Jede schwangere Frau, die sich fragt, ob sie sich impfen lassen soll, macht das am besten mit ihrem Arzt aus», meinte Vater. «Ein Risiko besteht nicht für die Schwangere, aber für das Kind kann Fieber gefährlich werden.» Dem Ärzte-Vizepräsidenten warf Vater Verunsicherung der Bürger vor. «Montgomery ist nicht auf der Höhe der Zeit.»

Nach Angaben von SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach gibt es faktisch keine Qualitätsunterschiede zwischen den bestellten Impfstoffen Pandemrix und Celvapan. Es sei durch die Informationspolitik «aber der verheerende Eindruck» entstanden, solche Unterschiede existierten. Folglich könne es sein, dass viele Menschen sich nicht impfen ließen. Dabei gebe es hinsichtlich der Schweinegrippe «keinerlei Grund zur Entwarnung». Der Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte, Wolfram Hartmann, sprach sich für das Impfen von Kindern ab drei Jahren aus. Dies sei besonders bei Kindern mit entsprechenden Risikofaktoren nötig, sagte der Mediziner der «Neuen Osnabrücker Zeitung» (Dienstag). Man solle die Schweinegrippe nicht verharmlosen.

Auch Hartmann betonte, die Impfstoffe in Deutschland seien sicher. Die Aufregung über verschiedene Seren sei nicht nötig. Die Bundesregierung trat am Montag dem Vorwurf einer Zwei- Klassen-Medizin entschieden entgegen. Lediglich Soldaten, Bundespolizisten und Krisenstabs-Mitarbeiter erhielten Impfstoff ohne Wirkstoffverstärker - aber nicht, weil dieser weniger Nebenwirkungen hervorrufe, sondern wegen eines schon vor Aufkommen der Schweinegrippe geschlossenen Vertrags.

Unterdessen ist erstmals in den USA Schweinegrippe bei einem Schwein festgestellt worden. Wie das Landwirtschaftsministerium in Washington mitteilte, wurde das H1N1-Virus in einer Probe von einem Tier auf einem Jahrmarkt im Bundesstaat Minnesota entdeckt. Bislang hatten sich auch in Argentinien und Kanada Schweine mit dem Virus infiziert. Zumindest in Kanada hatte sie höchstwahrscheinlich ein Mensch angesteckt. US-Landwirtschaftsminister Tom Vilsack unterstrich, dass Menschen sich nicht durch Schweinefleisch-Produkte infizieren könnten.

Die Schweinegrippe-Impfung soll in Deutschland am kommenden Montag (26. Oktober) starten. Österreich wird einen Tag später beginnen und zunächst 300.000 Krankenhausmitarbeiter gegen die Schweinegrippe impfen. Streit wie in Deutschland gibt es dabei nicht: Die Alpenrepublik werde ausschließlich mit Celvapan von Baxter impfen, berichtete die österreichische Nachrichtenagentur APA. (dpa)
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