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22.11.2009 | 13:36 | Biolandbau 

Fachforen Ökolandbau: Weitere Forschung nötig

Hannover - Experten fordern verbesserte Lösungen zur Pflanzenernährung, Pflanzenzüchtung und für den Pflanzenschutz im ökologischen Landbau.

Bio-Speisekartoffeln
(c) proplanta
Das Bundesprogramm Ökologischer Landbau (BÖL) und die Deutsche Landwirtschaftsgesellschaft (DLG) haben auf der vergangenen Agritechnica neun Fachforen den aktuellen Stand der Forschung für den Ökolandbau präsentiert.

"Fast jeder Bundesbürger kauft zumindest gelegentlich Ökoprodukte", berichtete Prof. Dr. Ulrich Hamm vom Agrar- und Lebensmittelmarketing der Universität Kassel auf einer der Podiumsdiskussionen. Amos Ramsauer von der Firma Bioland Markt betonte, dass sich dennoch für die Erzeuger momentan eine unbefriedigende Marktlage abzeichne. Diese könne auch als Chance verstanden werden. Seiner Einschätzung nach "werden sich nur die Absatzkonzepte durchsetzen, die die Verbraucherbedürfnisse nach Qualitäts- und Herkunftssicherheit befriedigen."

Davon zeigten sich auch andere Experten auf den Fachforen überzeugt. Vor diesem Hintergrund sei es wichtig, neben der hohen Produktqualität auch die Prozessqualitäten des Ökolandbaus in den Bereichen Tier- und Umweltschutz, regionale Herkunft und faire Preise herauszustellen, empfahl Professor Hamm. Forschungsergebnisse der Universität Kassel hätten hierzu gezeigt, dass Verkaufsfördermaßnahmen wie Verkostungen und Aktionswochen besonders erfolgreich seien.


Weiterer Forschungsbedarf

Forschungsbedarf identifizierten die Teilnehmer im Hinblick auf eine ausreichende Pflanzenernährung. Prof. Dr. Knut Schmidtke von der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Dresden unterstrich, dass es für viehlose Ökobetriebe zwingend sei, betriebsfremde organische Düngemittel einzusetzen. Nur so könne die Bodenfruchtbarkeit und Ertragsleistung nachhaltig gesichert werden. Forschungsergebnisse hatten gezeigt, dass die Düngung von Rotklee mit Rohphosphat und Bioabfallkompost viele positive Effekte hat und die Vorfruchtwirkung des Rotklees deutlich steigert. Die gezielte Grüngutkompostdüngung von Kartoffeln reduzierte sogar Schaderreger wie die Wurzeltöterkrankheit und erhöhte den marktfähigen Ertrag deutlich.

Von seiten der Erzeuger stellte sich auf den Fachforen erneut der große Forschungsbedarf nach modifizierten Pflanzenzüchtung für den Ökologischen Landbau sowie nach verbesserten Pflanzenschutzmöglichkeiten heraus. Ebenso deutlich war die einhellige Meinung der Fachleute, dass es für den Erfolg des ökologischen Landbaus kaum universelle Handlungsempfehlungen geben kann. Viel entscheidender sei es, betriebsspezifische Lösungsansätze zu wählen.

Jörg Große-Lochtmann von der Naturland Marktgesellschaft riet jedem umstellungswilligen Landwirt, sich im Vorwege gut zu informieren: "Das gilt sowohl für die Erzeugung als auch für Vermarktungswege und Marktchancen der geplanten Produkte". Er schätzt, dass sich der Ökomarkt dann auch künftig "gesund und nachhaltig" entwickeln werde.

Im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) verantwortet die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) das Bundesprogramm für Ökologischen Landbau (BÖL). Einen wesentlichen Schwerpunkt bildet die Forschungsförderung und die Verbreitung der Ergebnisse in die Praxis. (ble)
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