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23.01.2010 | 10:26 | Fischereibiologie  

Der Winter und die Fische

Braunschweig - Fischereibiologen des vTI untersuchen, wie sich die kalten Temperaturen auf den Fischnachwuchs in der Nordsee auswirken.

Fischfang
(c) ankiro - fotolia.com
Der derzeit herrschende "richtige" Winter führt dazu, dass die Nordsee nach mehreren milden Wintern in Folge wieder einmal vollständig auskühlt und "durchlüftet" wird. Die kräftige Abkühlung an der Oberfläche erzeugt in fast allen Nordseebereichen völlig durchmischte Wasserkörper mit optimaler Sauerstoffzufuhr bis zum Boden. Das führt auch zu Veränderungen in den Zusammensetzungen der Fischartengemeinschaften. Das Fischereiforschungsschiff "Walther Herwig III" spürt diesen Einflüssen jetzt vor Ort nach.

Wie alljährlich zu dieser Zeit, ist das Schiff von Bremerhaven aus für gut vier Wochen zu einer Forschungsreise aufgebrochen, um in der zentralen und nördlichen Nordsee dem jüngsten Nachwuchs der Nutzfischarten nachzuspüren. Dr. Gerd Wegner vom Institut für Seefischerei des Johann Heinrich von Thünen-Instituts (vTI) in Hamburg leitet die Reise.

Trotz des sicherlich zeitweise heftigen Seegangs hoffen die Wissenschaftler und Techniker auf dem Forschungsschiff, tagsüber insgesamt knapp 80 Hols ausführen und aufarbeiten zu können. Dabei werden alle gefangenen Fische nach Arten sortiert, gezählt, gemessen und gewogen. "Mit dem jeweiligen Geschlecht, dem Reife- und Gesundheitszustand sowie dem Alter ergeben sich persönliche Steckbriefe der Einzelfische", erläuterte Wegner vor dem Ablegen des Schiffes. "Nach dem Ende der Reise haben wir dann Tausende von Einzelfisch-Steckbriefen, mit denen wir auf die vorhandenen Mengen der Nutzfische schließen können." Im Blickpunkt der Forscher stehen vor allem Hering, Kabeljau, Makrele, Schellfisch, Seelachs, Sprotte, Stintdorsch, Wittling und deren Nachwuchs. Unter anderem auf diesen Zahlen beruhen die wissenschaftlichen Empfehlungen des Internationalen Rates für Meeresforschung (ICES), die der EU-Fischereirat in Brüssel als Grundlage heranzieht, um die künftig erlaubten Fangmengen der einzelnen Arten in der Nordsee festzusetzen. In diesem Jahr werden die Daten der Herwig-Reise zusätzlich intensiv betrachtet werden, um eventuell jetzt schon Auswirkungen des "Normalwinters" auf die Artenspektren zu erkennen.

Nicht nur tagsüber ist die Crew der Walther Herwig aktiv: Für die Nachtstunden sind insgesamt 160 Plankton- und Fischbrutfänge geplant. Vor allem die Zahlen der nur einige Millimeter großen Heringslarven sind von besonderem Interesse, da sie erste Hinweise auf die Größe des jüngsten Jahrganges des Nordseeherings und deren künftigen Fangaussichten geben.

Neben der Walther Herwig beteiligen sich weitere sechs Forschungsschiffe aus Dänemark, Frankreich, den Niederlanden, Norwegen, Schottland und Schweden an diesem internationalen, vom ICES koordinierten Programm. Die alljährlich zu Jahresbeginn durchgeführten Untersuchungen decken die gesamte Nordsee ab, die Flotte soll rund 320 Hols mit Grundschleppnetzen und 640 Planktonfänge durchführen. (vTI/idw)
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