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23.03.2010 | 20:51 | Artenschutz  

Schillerlocke und Haifischflossen weiter auf Speiseplan

Doha - Der Hai ist für viele Menschen so etwas wie der Pitbull unter den Meeresbewohnern:

Schillerlocke und Haifischflossen weiter auf Speiseplan
Er hat spitze Zähne und einen schlechten Ruf. Auch die internationale Artenschutzkonferenz im Emirat Katar zeigte am Dienstag wenig Herz für den Raubfisch, der in einigen Gebieten schon vom Aussterben bedroht ist. Drei Anträge zum Schutz verschiedener Hammerhaie, des Dornhais und des Weißspitzen- Hochseehais wurden von den Vertragsstaaten des Washingtoner Artenschutzabkommens CITES abgelehnt. Auch für den Schutz des Sandbankhais und des Düsteren Hais fand sich keine Mehrheit.

Lediglich einen Antrag aus Deutschland für eine Reglementierung des Handels mit Heringshaien nahmen die CITES-Staaten an. Die Freude der Tierschützer und der deutschen Delegation bei der Konferenz in Katar war groß. «Das ist eine kleine Sensation, denn wir sind mit unserem Antrag schon zweimal zuvor gescheitert», sagte der stellvertretende deutsche Delegationsleiter in Doha (Emirat Katar), Gerhard Adams. Die für die Verabschiedung der Resolution zum Heringshai benötigte Zweitdrittelmehrheit war am Dienstag nur knapp erreicht worden. Daher bleibe abzuwarten, ob einer der Vertragsstaaten eine erneute Abstimmung im Plenum am Ende der Konferenz beantrage, sagte Adams. Die Entscheidung könne am kommenden Donnerstag doch noch gekippt werden.

Die Umweltstiftung WWF nahm die Abstimmung in Doha zum Anlass, um deutsche Fischliebhaber zu einem Verzicht auf Hai-Steaks und auf die aus Dornhai-Bauchlappen hergestellten Schillerlocken aufzurufen. «Wenn sich schon nicht die internationale Staatengemeinschaft zu einem konsequenten Schutz durchringen kann, dann sollten wenigstens die Verbraucher gänzlich auf Hai-Spezialitäten verzichten», erklärte Volker Homes, Leiter der WWF-Abteilung Artenschutz. Er räumte allerdings ein, dass die Menschen in Deutschland oft gar nicht wüssten, dass sie Haie verspeisen, weil die Hai-Spezialitäten unter irreführenden Namen wie «See-Stör» oder «Kalbsfisch» angeboten würden.

Für die Hammerhaie und Weißspitzen-Hochseehaie interessieren sich die Fischer vor allem wegen ihrer Flossen, die in der chinesischen Küche als Zutat für die Haifischflossensuppe begehrt sind. «Wir haben gesehen, dass viele nicht bereit sind, CITES als ergänzendes Instrument zu den Fischereiregelungen zu akzeptieren», kritisierte Adams. Daher sei eine internationale Fischereiorganisation für Haie nötig, die unter dem Dach der UN- Seerechtskonvention gegründet werden sollte.

Aus Sicht der Tierschützer ist die Entscheidung der CITES-Staaten gegen den Schutz von Hammerhai, Dornhai und Weißspitzen-Hochseehai eine Kapitulation vor der Fischereiindustrie, die selbst vom Aussterben bedrohte Arten ohne Rücksicht und Skrupel jagt. Ihren Schätzungen zufolge schrumpften die Bestände dieser Hai-Arten in den vergangenen 25 Jahren durch Überfischung in einigen Regionen um mehr als 80 Prozent. «Auf der Konferenz geht es nicht um wissenschaftliche Daten, sondern nur um den Profit - und das im Jahr der Artenvielfalt», sagte Sandra Altherr von Pro Wildlife, die zugleich den Kampf Deutschlands für die Haie lobte.

Die Meeresschutz-Organisation Oceana hatte vor Beginn der 13- tägigen Konferenz in Katar erklärt, die Jagd auf den Hai störe jetzt schon das ökologische Gleichgewicht: «Man hält die Haie oft fälschlicherweise für menschenfressende Raubtiere, dabei ist es in Wirklichkeit der Appetit der Menschen auf Haie, der unsere Ozeane gefährdet.» (dpa)
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