Doch das «schwarze Monster» bedroht schon längst die US-Küste am Golf von Mexiko. «Es ist nicht harmlos, es ist nur schwer zu sehen», sagt Leutnant Andy Greenwood von der Küstenwache. Unzählige Male ist der Pilot in den vergangenen drei Wochen mit seinen Kollegen über den Ölteppich geflogen. Vor fast vier Wochen ist im
Golf von Mexiko eine BP-Ölplattform nach mehreren Explosionen untergegangen. Seitdem fließen täglich rund 700 Tonnen Rohöl ins Meer.
Doch aus der Luft sieht das Wasser sauber aus. Das Propeller- Flugzeug überfliegt den Teil des Meeres, in dem normalerweise Unmengen Garnelen, Krabben, Schnapperfische und Schwertfische leben. An der Küste schwappt das Wasser sanft über smaragdfarbene Wiesen und Brutgebiete für Meerestiere, die für die Küstenbewohner den wichtigen Lebensunterhalt bedeuten.
Und obwohl das Meer so friedlich und beinahe wie immer aussieht, weisen doch kleine Farbveränderungen auf die enorme Verschmutzung des Wassers hin. Pink-orange Färbungen zeigen sich zeitweise auf dem Wasser - eine Mischung aus Öl und Chemikalien, die das Rohöl auflösen und damit weniger gefährlich machen sollen. Auch die fehlende weiße Gischt auf den Wellen sind ein Zeichen. Öl beschwert das Wasser.
Doch das deutlichste Signal dafür, dass etwas Gefährliches unter der Meeresoberfläche lauert, ist der Geruch. Der üble Gestank beginnt etwa 100 Meter über dem Ort, an dem die nun gesunkene Plattform «Deepwater Horizon» noch vor drei Wochen nach Öl bohrte.
Kurz nach dem Unglück war der Gestank noch viel schlimmer. Der Ölschlamm schwappte hochkonzentrierter durch das Wasser und es habe «wie in einer alten Autowerkstatt» gestunken, sagt Sudan Hameen, Besatzungsmitglied des Küstenwachen-Flugzeugs. Er beobachtet seit drei Wochen wie das dünner werdende Öl langsam aber sicher seine Tentakel Richtung Küste ausstreckt.
Wenigstens einmal am Tag überfliegt die Küstenwache das Gebiet, damit die Ausbreitung des Ölteppichs gemessen werden kann. Außerdem nimmt sie auch Politiker, BP-Mitarbeiter und Journalisten mit, damit sie sich ein Bild vom Ausmaß der Umweltkatastrophe machen können. Greenwood ist seit vier Jahren Pilot der Küstenwache, er war auch am Tag des Horizon-Untergangs im Dienst. «Es sah schrecklich aus. Alles, was ich drei Jahre lang jeden Tag gesehen habe, stand plötzlich in Flammen», erinnert er sich an den Abend des 20. April.
Dutzende BP-Schiffe liegen nun an der Unglücksstelle im Wasser und versuchen mit unterschiedlichen Methoden der Ölmassen Herr zu werden. Nur ein paar größere Boote fischen das Öl aus dem Wasser. Eigentlich wären es mehr, aber das schlechte Wetter verhindert ihren Einsatz.
Bislang ist der Ölschlamm nur an einigen wenigen, weit ins Meer ragenden Stränden angekommen. In Küstennähe haben Bewohner eine schlechte letzte Verteidigungslinie aus roten Schranken im Wasser aufgebaut - in der verzweifelten Hoffnung, dass das Sumpfgebiet und damit ihr Lebensunterhalt nicht vom Öl zerstört wird. (dpa)