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15.07.2010 | 20:00 | Öl-Fluch  

Wieder Panne im Kampf gegen Ölpest - Leck stoppt BP-Test

Washington - Pleiten, Pech und Pannen bremsen weiter den Kampf gegen die Ölpest im Golf von Mexiko: Diesmal hat ein Leck in einer Leitung die mit Spannung erwartete Belastungsprobe einer neuen Bohrloch-Abdichtung vorübergehend unterbrochen.

Meer
(c) proplanta

Der Testlauf sollte aber im Laufe des Donnerstags fortgesetzt werden, nachdem die Panne behoben werden konnte, sagte BP-Manager Kent Wells. Mit dem tonnenschweren und meterhohen Zylinder auf dem ramponierten Bohrloch verbinden sich große Hoffnungen, das seit knapp drei Monaten unablässig ausströmende Öl endlich in den Griff zu bekommen.

Der von vorneherein als heikel eingeschätzte Test hatte mit einem Tag Verspätung begonnen. Die Prozedur war zunächst verschoben worden, weil befürchtet wurde, der entstehende Druck könne zu noch größeren Schäden führen. Die US-Regierung hatte dem Unternehmen dann die Weisung erteilt, in der Nacht zum Donnerstag (MESZ) mit dem Belastungstest für eine neue Abdichtung zu beginnen.

Der Test kann den Angaben zufolge bis zu 48 Stunden dauern. In einem ersten Schritt wurde in der Nacht zum Donnerstag zunächst eine von mehreren Öffnungen des Zylinders geschlossen. Dann sollten nach und nach weitere Ventile und Zuleitungen folgen. Alle sechs Stunden wollten Experten anschließend den Druck messen, um den Erfolg des Vorgehens zu überprüfen.

Dann machte das hydraulische Leck an einer Leitung, die zu einem der Ventile führt, den BP-Ingenieuren vorübergehend einen Strich durch die Rechnung. Ein niedriger Druck könnte bedeuten, dass doch noch an anderer Stelle aus dem kilometerlangen Steigrohr im Meeresboden Öl austritt. Man werde den Test möglicherweise abbrechen, wenn dies über mehrere Stunden der Fall sei, sagte der Einsatzleiter der Regierung, Thad Allen. Hoher Druck zeige dagegen, dass die Vorrichtung funktioniere.

Der vorübergehende Stopp bei der Testphase des neuen, 68 Tonnen schweren Zylinders über dem Bohrloch ist die Fortsetzung einer Serie von Verzögerungen und Misserfolgen. Wann immer BP verschiedene Kappen oder Absaugsysteme installierte, Schäden an der Quelle reparieren oder das Leck verstopfen wollte, brauchte der Konzern länger als geplant. Entweder machten den Arbeitern technische Probleme oder die geringe Erfahrung in solch großer Tiefe einen Strich durch die Rechnung - oder das Wetter spielte nicht mit.

Doch selbst wenn die Vorrichtung funktioniert, wäre sie nur eine vorübergehende Lösung. Vollständig verschließen sollen die Quelle Entlastungsbohrungen mehrere Kilometer unter dem Meeresboden. Damit wird aber frühestens Ende Juli oder Anfang August gerechnet. Unterdessen erwartet man in Taiwan, dass am kommenden Wochenende die Entscheidung über den Einsatz des Supertankers «A Whale» (Ein Wal) fallen könnte.

Die jüngsten Einsatztests des Schiffes seien positiv verlaufen. Allerdings sei jetzt schon so lange Öl ins Meer gelaufen, dass es immer problematischer werde, die Brühe aufzusaugen. Die «A Whale» soll täglich knapp 80 Millionen Liter verdrecktes Wasser aufnehmen und es vom Öl trennen können. Der Tanker wurde noch nie unter realen Bedingungen getestet. Küstengemeinden von Louisiana bis Florida macht der mögliche Schiffseinsatz Hoffnung, dass ihre Strände dann doch nicht vollends ruiniert werden. (dpa)


Hintergrund:

Rückschläge im Kampf gegen die Ölpest

Seit fast 90 Tagen strömen im Golf von Mexiko täglich tausende Liter Öl ins Meer. Die Katastrophe begann mit einer Explosion auf der Bohrinsel «Deepwater Horizon» am 20. April. Die Versuche, die Ölflut einzudämmen, sind eine Kette nicht enden wollender Misserfolge. 

  • 25. April: Mit einem Unterwasser-Roboter versuchen Experten in 1500 Metern Tiefe ein Ventil am Bohrloch zu schließen - ohne Erfolg.
  • 28. April: Experten setzen ausgelaufenes Öl an der Wasseroberfläche in Brand. Ein Teil des Ölfilms wird abgefackelt. Hohe Wellen verhindern, dass die Aktion fortgesetzt wird. 
  • 8. Mai: BP-Experten brechen den Versuch ab, Öl mit Hilfe einer 13 Meter hohen und 113 Tonnen schweren Stahlkuppel über dem Bohrloch abzusaugen.
  • 26. Mai: Helfer pumpen Schlamm in das Bohrloch, um das Öl zu stoppen. Zudem schießen Experten Gummistücke und anderes Material in das Sicherheitsventil, das auf dem Bohrloch sitzt. Die Aktion «Top Kill» scheitert nach drei Tagen.
  • 4. Juni: Mit Unterwasser-Robotern können Ingenieure einen Trichter über das Leck stülpen. Allerdings kann nur ein geringer Teil des sprudelnden Öls an ein Schiff abgeleitet werden.
  • 23. Juni: BP muss das Auffangen des Öls wegen technischer Probleme unterbrechen. Bei einem Unfall kommen zwei Helfer ums Leben.
  • 29. Juni: Tropensturm «Alex» zwingt die Helfer, ihre Arbeit erneut zu unterbrechen.
  • 3. Juli: Der Supertanker «A Whale» («Ein Wal») aus Taiwan soll öliges Wasser aufsaugen und reinigen. Wegen der schweren See verlaufen Tests zunächst ergebnislos. Das mit dem Wasser vermengte Öl ist nach BP-Angaben nicht dickflüssig genug, um es in dem Schiff sauber zu trennen.
  • 15. Juli: Ein Leck stoppt den Test mit einem neuen 68 Tonnen schweren Zylinder, der das Bohrloch abdichten soll. (dpa)
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