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27.07.2010 | 22:00 | Öl-Drama 

Ölleck wird bald endgültig geschlossen

Washington - Ende ein Sicht: Mehr als drei Monate nach Beginn des Öl-Dramas wird das Leck im Golf von Mexiko endgültig versiegelt.

Ölleck wird bald endgültig geschlossen

Geht alles nach Plan, soll nach Angaben von BP damit am 2. August begonnen werden. Zunächst wird Schlamm und Zement von oben in das Bohrloch am Meeresgrund gepumpt. Später ist eine ähnliche Prozedur quasi von unten an der Quelle vorgesehen. Doch Admiral Thad Allen, der Einsatzleiter der Regierung, warnte: Die Säuberung der verschmutzen US-Küste wird weitaus länger dauern. Auch wenn das Leck endgültig geschlossen ist, müsse man noch Wochen damit rechnen, dass Öl an die Küsten geschwemmt wird.

Nach Angaben der Regierung sind unterdessen über 1.000 Kilometer Küste in den Bundesstaaten Louisiana, Mississippi, Alabama und Florida verseucht. Insgesamt sprudelten seit dem Untergang der BP-Bohrinsel «Deepwater Horizon» am 22. April nach einer US-Schätzung bis zu 700.000 Tonnen Öl ins Meer.

Bereits vor knapp zwei Wochen wurde das ramponierte Bohrloch gut 60 Kilometer vor der Küste Louisianas mit einem meterhohen Zylinder provisorisch verschlossen. Seitdem fließt kein Öl mehr ins Meer. Bei dem am 2. August geplanten Manöver, das Experten «Static Kill» nennen, sollen nach den Worten Allens Schlamm und Zement von oben so tief wie möglich in das Bohrloch gepresst werden.

Der sogenannte «Bottom Kill» sei fünf Tage danach geplant. Dabei soll Zement über die Entlastungsbohrung in die Quelle gepumpt wird. Bereits seit längerem Ende werden dazu zwei Entlastungsbohrungen vorangetrieben. «Wir werden solange keinen Sieg verkünden, bis diese Quelle versiegelt ist», meint Allen. Der Ölteppich auf dem Meer wird unterdessen kleiner. «Es ist inzwischen eine Herausforderung, das Öl zu finden», meinte Allen am Montag. Das Öl sei abgepumpt oder verbrannt worden. (dpa)


Hintergrund:

Chronologie der Ölpest:

20. April: Auf der Ölbohrinsel «Deepwater Horizon» im Golf von Mexiko gibt es eine Explosion. Die meisten der 126 Arbeiter werden gerettet, elf bleiben vermisst - sie werden später für tot erklärt.

22. April: Nach einer Serie technischer und menschlicher Fehler sinkt die brennende Bohrinsel. In einer Tiefe von 1.500 Metern sprudelt das Öl ins Meer.

27. April: Dank deutlich gestiegener Ölpreise steigert BP seinen Überschuss im ersten Quartal um 138 Prozent auf 6,2 Milliarden Dollar (4,6 Mrd Euro).

29. April: Die US-Regierung stuft die Ölpest als Katastrophe «von nationaler Bedeutung» ein.

11. Mai: Manager der in das Unglück verstrickten Unternehmen - BP, Transocean und Halliburton - machen sich gegenseitig für das Unglück verantwortlich.

20. Mai: Ein Live-Video vom Meeresgrund zeigt, dass mehr Öl austritt, als BP bisher schätzte.

28. Mai: US-Präsident Barack Obama will die Zahl der Helfer verdreifachen. Etwa 240 Kilometer der Küste sind verseucht, in einem Viertel des Golfs darf nicht mehr gefischt werden.

4. Juni: Ingenieure platzieren einen Behälter über dem Leck, aber nur ein kleiner Teil des Öls kann zu einem Schiff abgeleitet werden.

10. Juni: Nach wochenlangem Sinkflug der BP-Aktie bricht der Kurs auf dramatisch ein. In New York verliert das Papier knapp 15, in London 7 Prozent. Der Marktwert des Unternehmens fällt von einst 130 Milliarden Pfund auf knapp 74 Milliarden Pfund (rund 90 Mrd Euro).

11. Juni: Wissenschaftler der US-Geologiebehörde gehen davon aus, dass täglich bis zu 5.400 Tonnen Öl aus dem Bohrloch schießen könnten.

16. Juni: In seiner ersten Rede aus dem Oval Office wendet sich Obama direkt an die Nation. Die Ölpest werde mit allen Mitteln bekämpft, die USA müssten eine Wende in ihrer Energiepolitik einleiten.

17. Juni: BP-Chef Tony Hayward stellt sich einem sechsstündigen Kreuzverhör im US-Kongress. BP wird durch die stornierte Dividende in diesem Jahr nach einer Hochrechnung mehr als sieben Milliarden Dollar sparen. Das Geld hilft bei der Zahlung von 20 Milliarden Dollar (16,3 Mrd Euro) in den US-Fonds zur Entschädigung der Ölpestopfer.

22. Juni: Ein US-Gericht erklärt ein von Obama verhängtes Verbot von Tiefseebohrungen im Golf von Mexiko für nichtig.

23. Juni: Wegen technischer Probleme muss BP das Auffangen des Öls erneut unterbrechen. Zwei Helfer kommen ums Leben.

5. Juli: Tests mit dem Riesentanker «A Whale» (Ein Wal) verlaufen ergebnislos. Experten hatten gehofft, dass das Schiff bis zu 80 Millionen Liter des Wasser-Öl-Gemischs täglich säubern kann.

13. Juli: BP stülpt einen 68 Tonnen schweren Zylinder über die Quelle. Parallel arbeitet der Konzern an einem Nebenzugang zum Hauptbohrloch, durch den bis Mitte August Schlamm und Zement zum Versiegeln der Quelle gepresst werden sollen. Die US-Regierung verhängt ein neues Verbot für Öl-Tiefseebohrungen.

15. Juli: Technikern gelingt es mit Hilfe des Zylinders erstmals, die sprudelnde Ölquelle zumindest zeitweise komplett zu verschließen. Zum ersten Mal seit Beginn tritt kein Öl mehr aus.

18. Juli: Im Kampf gegen die Ölpest meldet die US-Regierung neue Probleme: In der Nähe des Bohrlochs sei ein Leck, gibt der Einsatzleiter bekannt.

21. Juli: Um die Schäden bezahlen zu können, verkauft BP für sieben Milliarden Dollar (5,5 Mrd Euro) Öl- und Gasfelder in den USA, Kanada und Ägypten.

27. Juli: Der Konzern verzeichnet einen Rekordverlust von 17,2 Milliarden Dollar (13,2 Mrd Euro). Vorstandschef Hayward tritt zum 1. Oktober zurück. Nachfolger wird der Amerikaner Robert Dudley.

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