Der Patientenbeauftragte der Bundesregierung, Wolfgang Zöller (CSU), sprach am Donnerstag in Berlin von «deutlichen Forschungsdefiziten». Anlass war eine Pressekonferenz der Patientenorganisation «Borreliose und
FSME Bund Deutschland» (BFBD). Zöller sprach sich für eine bundesweite Meldepflicht und die Stärkung der Patientenrechte aus. Die Geschäftsführerin des BFBD, Ute Fischer, kritisierte häufige Fehldiagnosen.
Die Krankheit verursache vielfältige Symptome an verschiedenen Organen, unter anderem Gelenk- und Rückenschmerzen, Lähmungen, motorische Probleme und Depressionen, die auch zu Selbstmord führten. Aus Mangel an Fachleuten habe sich ein Ärztetourismus quer durch die Republik entwickelt. «Es kann nicht sein, dass ein Patient von Arzt zu Arzt geht und die Diagnose nach zwei, drei Jahren immer noch nicht feststeht», erklärte Zöller. Er forderte «endlich ein gemeinsames Handeln von Ärzten, Wissenschaft und Krankenkassen».
Patienten sollten zudem mehr Mitsprache im gemeinsamen Bundesausschuss von Ärzten und Krankenkassen erhalten, forderte Zöller. Er versprach, bis Jahresende ein Konzept dafür vorzulegen, das 2011 in einem Gesetz münden soll. Dem Robert Koch-Institut (RKI) wurden in den vergangenen Jahren jeweils rund 6.000 Borreliose-Erkrankungen in den neuen Bundesländern gemeldet, erklärte eine Sprecherin. Eine bundesweite Meldepflicht bestehe nicht. Nur Berlin und die neuen Bundesländer hätten die Meldepflicht für Borreliose-Erkrankungen eingeführt.
Zöller bezeichnete eine bundesweite Ausweitung für «sinnvoll» und wolle diese beim nächsten Treffen der Gesundheitsminister anregen. Die Erreger der Borreliose, die Borrelien-Bakterien, gelangen über
Zecken in den Körper. Ein deutlicher Hinweis auf eine Infektion ist eine ringförmige Hautrötung meist rund um die Einstichstelle. Borreliose lässt sich in der Regel mit
Antibiotika behandeln. (dpa)