«Während es bei der
Erderwärmung noch einzelne Skeptiker gibt, ist der Zusammenhang zur Versauerung der Meere unbestreitbar», sagte der Tierphysiologe Prof. Hans-Otto Pörtner vom Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung am Dienstag in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. Seit Beginn der Industrialisierung habe die Säuremenge in den Meeren um etwa 30 Prozent zugenommen. «Das hat gravierende Folgen für einzelne Lebewesen und für ganze Ökosysteme.»
Die Versauerung der Ozeane wird durch Kohlendioxid verursacht, das sich im Meerwasser löst und so Kohlensäure bildet. An den Polarregionen ist die Versauerung größer als am Äquator. Mit der Industrialisierung hat sich der Säurewert (pH-Wert) des Ozeanwassers laut Pörtner m etwa 0,1 Einheiten verändert.
Lange Zeit hätten viele Wissenschaftler gehofft, die Ozeane könnten als gigantischer Kohlendioxid-Speicher die Auswirkungen vermehrter Treibhausgas-Emissionen zumindest abpuffern. «Vor wenigen Jahren kam dann der Aha-Effekt, als klar wurde, welches Ausmaß und welche Konsequenzen die Versauerung hat», sagte Pörtner.
Veränderungen im CO2-Gehalt der Atmosphäre und parallele Veränderungen in der Chemie der Ozeane hat es in der Erdgeschichte wiederholt gegeben, teilweise begleitet von Massensterben von Lebewesen wie vor rund 55 Millionen oder 250 Millionen Jahren. Auslöser seien jedes Mal natürliche Vorgänge gewesen, wie Vulkanismus oder Klimawandel. «CO2 wirkte hier zusammen mit anderen Faktoren wie Extremtemperaturen oder Sauerstoffmangel», erläuterte der Wissenschaftler.
Langsamere Veränderungen wie zwischen den letzten Kalt- und Warmzeiten hätten der Natur wahrscheinlich Gelegenheit zur Anpassung gegeben, meinte Pörtner: «Die Entwicklung seit Beginn der Industrialisierung erfolgt jedoch 100-fach schneller und ist vergleichbar mit den Ereignissen, die zu Massensterben in der Erdgeschichte geführt haben», betonte der Experte. In Bremerhaven tagen rund 200 Wissenschaftler aus drei europäischen Forschungsprojekten zu den Konsequenzen dieser Entwicklung. Die Konferenz endet am diesem Donnerstag. (dpa)