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05.06.2011 | 23:28 | Spurenauswertung in Lübeck 

EHEC-Spitzentreffen in Deutschland

Berlin/Lübeck - Zur EHEC-Welle gibt es in der kommenden Woche ein Spitzentreffen.

EHEC-Erreger
EHEC-Erreger (c) Niedersächsisches Gesundheitsamt
Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) und Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) wollen sich mit den Ministern der Länder beraten, wo inzwischen bei rund 2500 Patienten eine EHEC-Infektion nachgewiesen ist oder vermutet wird. Zeit und Ort stehen noch nicht fest, wie ein Sprecher des Gesundheitsministeriums der Nachrichtenagentur dpa am Sonntag sagte. Derweil warten Behörden bis zur europäischen Ebene auf Befunde aus einem Lübecker Restaurant.

Bahr (FDP) sagte in der «Bild am Sonntag», dass durch den aggressiven Darmkeim in manchen Krankenhäusern Engpässe entstanden sind. In der Krankenversorgung gebe es eine angespannte Lage. Fehlende Kapazitäten etwa in den Städten Hamburg und Bremen könnten durch freie Plätze in umliegenden Krankenhäusern ausgeglichen werden.

Bei der Suche nach dem aggressiven Bakterium, das schon 18 Menschen getötet hat, erwartet der Wirt des Lübecker Lokals am Montag noch ausstehenden Befunde. Der dpa erklärte Joachim Berger, er habe Stuhlproben seiner Mitarbeiter, die in der Küche arbeiten, testen lassen. Dem ZDF hatte er erklärt, bei der Untersuchungen seiner Gaststätte sei nichts gefunden worden. Offizielle Angaben etwa vom zuständigen Robert Koch-Institut gab es zunächst nicht.

Die «Lübecker Nachrichten» berichteten, es könnten sich bis zu 17 Patienten in Bergers Lokal angesteckt haben. Nach Informationen des ZDFs handelt es sich um eine dänische Reisegruppe, eine Gewerkschaftsgruppe sowie eine Familie. Aus der Gewerkschaftsgruppe sei eine Frau gestorben, zwei seien schwer erkrankt.

Berger schloss im ZDF nicht aus, dass er eine verseuchte Lieferung erhalten haben könnte. Seine Ware komme über Zwischenhändler vom Großhandel in Hamburg, berichtete er. Seinem Lieferanten vertraue er. «Er hat uns auch eine Unbedenklichkeitsbescheinigung gegeben.»

Für die Hamburger Gesundheitsbehörden droht in den kommenden Tagen ein juristisches Nachspiel der Gurkenwarnung: Der erste spanische
Obst- und Gemüsehändler will möglichst bald vor Gericht ziehen, wie Rechtsanwältin Sabine Pellens im Gespräch mit der dpa ankündigte.
«Wir sind im Moment dabei, einen Eilantrag ans Verwaltungsgericht vorzubereiten, um Akteneinsicht von der aktenführenden Behörde zu bekommen.» Sie vertritt die Firma Frunet, einen großen Öko-Produzenten und Händler in der Provinz Málaga.

Mithilfe der Akten will Pellens beweisen, dass die Hamburger Gesundheitsbehörde vor der Bezeichnung spanischer Gurken als EHEC-Träger die gesetzliche Sorgfaltspflicht vernachlässigt hat.
«Nach unserem bisherigen Kenntnisstand sind bei diesen ersten beiden Proben, die der Warnung zugrunde lagen, nicht die vorgeschriebenen B-Proben entnommen worden», erklärte Pellens. Am Ende könnte es um Schadensersatz in Millionenhöhe gehen.

Unterdessen kündigte die EU-Kommission an, dass sie bei der Suche nach dem EHEC-Ausbruchsort helfen will. EU-Gesundheitskommissar John Dalli bot an, EU-Experten nach Deutschland zu schicken. Außerdem soll eine EHEC-Internetplattform bis zu diesem Montag auf die Beine gestellt werden, über die Behörden gezielt Informationen austauschen können. Unter anderem sollen zudem Hinweise auf Behandlungsformen vom RKI ins Englische übersetzt und den EU-Staaten bereitgestellt werden.

Der EHEC-Ausbruch hat es kurzfristig auch auf die Agenda des EU-Gesundheitsministertreffens an diesem Montag in Luxemburg geschafft. Wenn nötig will zudem EU-Agrarkommissar Dacian Ciolos kurzfristig ein außerordentliches Treffen der Landwirtschaftsminister einberufen, um über Hilfen für Bauern zu beraten.

Bundesweit stieg die Zahl der EHEC-Infektionen am Wochenende weiter - allerdings etwas langsamer als zuvor, wie etwa die Behörden der schwer betroffenen Länder Hamburg und Niedersachsen mitteilten. (dpa)
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