Vorsprung durch Wissen
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13.10.2013 | 06:00 | Pilze sammeln 

Wieder mehr Pilzsammler unterwegs

Hannover / München - Immer mehr Menschen haben Experten zufolge wieder Lust Steinpilze, Pfifferlinge und Co. sammeln zu gehen.

Pilze sammeln
(c) proplanta
Nach der Atomkatastrophe von Tschernobyl 1986 sei dagegen lange Zeit niemand mehr in die Pilze gegangen, erklärte der Pilzexperte Dieter Honstraß, der mit seiner mobilen Pilzschule in ganz Deutschland unterwegs ist. Nun sei das Interesse wieder gestiegen.

Auch ausgebuchte Volkshochschulkurse und Führungen zeigen, dass heimische Pilze und Heilkräuter im Trend liegen. «Obwohl das Interesse steigt, ist das Wissen auf einem niedrigen Niveau», erklärte Peter Karasch, Präsidiumsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Mykologie (DGfM).

In den östlichen Bundesländern sei das Wissen weit besser erhalten als im Westen, berichtete Karasch, der im Umland von München VHS-Kurse und Exkursionen anbietet. Fachleute warnen daher davor, sich allein mit Hilfe eines Pilzhandbuches oder gar nur mit einer App auf die Suche zu begeben.

«Wenn man nicht angeleitet sammeln geht, kann es lebensgefährlich werden», sagte Immo Ortlepp, der ein Zentrum für Naturpädagogik in der Wedemark nördlich von Hannover betreibt.

Nach Tschernobyl ging vor allem in Westdeutschland lange Zeit niemand mehr in die Pilze. Nach Angaben des Bundesamtes für Strahlenschutz sind einige Pilzarten vor allem in Südbayern und im Bayerischen Wald noch immer mit Cäsium-137 belastet. Beim Verzehr in üblichen Mengen sei die Strahlenbelastung zwar vergleichsweise gering, aber vermeidbar, erklärt die Behörde.

Etwa 8.000 Großpilzarten, darunter 150 Speisepilze, gibt es laut DGfM in Deutschland. Bis zu 200 Arten gelten als giftig, bis zu 15 als tödlich giftig. Sind in guten Pilzjahren mehr Sammler unterwegs, steigt die Zahl der Anrufe in den Giftinformationszentralen.

So haben sich beispielsweise allein im September 80 Anrufer wegen möglicher Pilzvergiftungen in der zentralen Anlaufstelle für die Bundesländer Niedersachsen, Bremen, Hamburg und Schleswig-Holstein gemeldet. Das waren nach Auskunft des Giftinformationszentrums Nord in Göttingen doppelt so viele wie im September 2012.

Die gesammelten Vergiftungsberichte auf der Homepage der DGfM mögen so manchem Neugierigen die Lust auf selbstgesammelte Leckereien vergällen. Andere hält die Angst vor dem Fuchsbandwurm oder vor Zecken von der Suche im herbstlichen Wald ab. Bundesweit gibt es rund 500 geprüfte Pilzsachverständige, die Laien bei Fragen zurate ziehen können.

Dieter Honstraß ist seit Jahren mit seiner mobilen Pilzschule bundesweit unterwegs. «Pilzsaison ist das ganze Jahr über», betonte der 65-Jährige, der bis zu 200 Führungen im Jahr macht. Wo das beste Pilzrevier liegt, könne er nicht sagen. «Vereinfacht gesagt sind die schönsten Gebiete diejenigen mit Wäldern und wenig Ortschaften und Straßen in der Nähe.»

Die Regenfälle der vergangenen Wochen lassen Pilzsammler jedenfalls auf gut gefüllte Körbe bei den Wanderungen hoffen. In vielen Wäldern gibt es Massen an Steinpilzen. Vielerorts wachsen seltene Arten, was Experten auf die ungewöhnliche Hitze im Sommer zurückführen. (dpa)

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