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22.01.2020 | 10:29 | Hygienekontrollen 

Lebensmittelkontrollen: In Hamburg gut 3.000 Verstöße festgestellt

Hamburg/Kiel - Wie sauber ist es eigentlich in der Backstube meines Vertrauens? Oder wie hält es der Grieche um die Ecke mit der Hygiene? Diese Fragen haben sich in Hamburg in den vergangenen Monaten Hunderte Menschen gestellt.

Lebensmittelüberwachung 2020
Fast 100 Lebensmittelkontrolleure prüfen in Hamburg regelmäßig Cafés, Bars, Imbisse, Bäckereien und Restaurants. Die Berichte über die hygienischen Zustände dort werden aber nicht sofort veröffentlicht. Erfragen können Verbraucher sie trotzdem. Hunderte haben es getan. (c) proplanta
Rund 1.700 Mal sind auch die Hygieneberichte der Hamburger Lebensmittelkontrolleure zur Einsicht angefordert worden. Das sind 95,4 Anfragen pro 100.000 Einwohner, wie die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch der Deutschen Presse-Agentur in Hamburg sagte.

Nur in Berlin haben Verbraucher auf dem Internetportal «Topf Secret» ähnlich viele Anfragen pro Kopf gestellt.

In Kiel waren es 214 Anfragen (86,9 Anfragen pro 100.000 Einwohner) und in Lübeck 139 Anfragen (64,3 Anfragen pro 100.000 Einwohner).

Insgesamt wurden Hygiene-Berichte in Schleswig-Holstein gut 1.500 Mal angefragt. Bundesweit wurde auf Basis von «Topf Secret» knapp 41.000 Mal der Einblick in Kontrollergebnisse von Lebensmittelbetrieben jeglicher Art bei den Behörden beantragt.

Mit dem im Januar 2019 gestarteten «Topf Secret» will Foodwatch eigenen Angaben zufolge mehr Transparenz in Sachen Hygiene bei Bäckereien, Tankstellen, Restaurants und Co. erreichen.

«Nach dem Verbraucherinformationsgesetz haben die Verbraucher einen Anspruch auf Einsicht in die Berichte», sagte Foodwatch-Sprecher Dario Sarmadi. Foodwatch biete das Portal dazu. So kann jeder auf einer interaktiven Karte den Italiener, Hofladen, Imbiss oder Fleischer seiner Wahl suchen und entweder mit wenigen Klicks bei der zuständigen Behörde einen Antrag auf Einsicht in die jüngsten beiden Hygieneberichte stellen oder bereits vorhandenen Berichte ansehen.

In Hamburg ist die Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz für die Kontrollen der hygienischen Zustände in den etwa 16.000 Betrieben, Geschäften und Lokalen, die Lebensmittel herstellen oder verarbeiten, zuständig. Etwa 100 Lebensmittelkontrolleure übernehmen die fast 14.000 Routinekontrollen im Jahr, wie aus einer Antwort des Senats auf eine Kleine Anfrage der CDU-Abgeordneten Dennis Thering und Jens Wolf vom Dezember 2019 hervorgeht.

Damit wurden in der Hansestadt etwa 92 Prozent der vorgeschriebenen Kontrollen auch absolviert. Kein anderes Bundesland schafft dem Senat zufolge eine höhere Quote. «Hamburg ist da eine relativ positive Ausnahme», bestätigt Foodwatch-Sprecher Sarmadi.

Bundesweit sehen die Zahlen schlechter aus: Dort werde nur jeder dritte Kontrolltermin auch wirklich erledigt. Die Berichte auf dem Portal sind in der Regel ein bis zwei Jahre alt. «Das liegt an den sehr großen Kontrollintervallen. Wir sagen, es ist trotzdem eine relevante Information für den Verbraucher.»

In den meisten Fällen machten die Behörden das anstandslos mit und schickten die Berichte per Mail oder Post an den Antragsteller. Eine Ausnahme sei Schleswig-Holstein. «Das Land ist derzeit das einzige Bundesland, in dem sich sämtliche Lebensmittelbehörden kategorisch weigern, die Ergebnisse von Lebensmittelkontrollen herauszugeben, wenn diese über die Plattform «Topf Secret» angefragt wurden», sagte Sarmadi.

Hintergrund ist, dass die zuständige Justizministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU) die Veröffentlichung der Berichte ohne Zustimmung des betroffenen Betriebs ablehnt. «Einen Internetpranger lehnen wir ab», sagte Sütterlin-Waack im Sommer der dpa. Stattdessen soll das geplante Pottkieker-Gesetz Restaurants, Imbissbuden und Supermärkte dazu bringen, selbst die Berichte auf Nachfrage offenzulegen.

Bei den in Hamburg 2018 unter die Lupe genommenen Betrieben hatten die Kontrolleure gut 3.000 Verstöße festgestellt. Meist war die Hygiene mangelhaft.

Als Internetpranger sieht Foodwatch sein eigenes Portal nicht. «Eigentlich ist es die allerbeste Werbung für die meisten Betriebe, denn statistisch gesehen arbeiten drei von vier Betrieben sauber. Die allergrößte Mehrheit könnte sich damit ein öffentliches Gütesiegel ausstellen lassen.» Und für die anderen könne es ein Ansporn sein, sich an die Hygieneregeln im Lebensmittelbereich zu halten.
dpa/lno
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