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07.08.2020 | 01:31 | Badeunfälle 

Etwas mehr Badetote im Südwesten

Stuttgart - Bei der Sommerhitze steigt bei vielen die Lust, sich in Seen und Flüssen abzukühlen. Wenn sich die Menschen dafür Stellen aussuchen, die nicht überwacht werden, kann der Badespaß aber gefährlich werden - und auch tödlich enden.

Badeunfälle im Südwesten
Traumhaftes Badewetter sorgt für mehr Badeunfälle. Oftmals schwimmen die Leute an wilden Badestellen oder in Flüssen. Und wenn in Corona-Zeiten das Freibad zu hat, oder der Baggersee überfüllt ist, steigt die Gefahr. (c) proplanta
Entgegen dem Bundestrend ist in Baden-Württemberg die Zahl der Todesfälle durch Ertrinken in den ersten sieben Monaten leicht angestiegen. Es starben mindestens 23 Menschen beim Baden, wie die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) am Donnerstag in Stuttgart mitteilte. Das sind zwei mehr als im Vorjahreszeitraum. «Jetzt, wenn nicht alle Freibäder offen sind, oder der Badesee gesperrt ist, kommen die Leute auf die Idee, an Fließgewässer oder wilde Badestellen zu gehen», sagte Armin Flohr vom Landesverband Württemberg.

Bundesweit hingegen sind die Zahlen rückläufig. In Deutschland kamen mindestens 192 Menschen beim Baden ums Leben. Das sind 63 weniger als im Vorjahreszeitraum. «Der Frühling und die ersten Sommermonate in diesem Jahr waren bislang doch eher verhalten und das spiegelt sich in den erfassten Zahlen wieder.» Die meisten tödlichen Badeunfälle gab es mit 35 Personen in Bayern - 32 weniger als im Vorjahreszeitraum. In Nordrhein-Westfalen gab es 26 Opfer zu beklagen, 15 weniger als im Vergleichzeitraum und in Niedersachsen 24, vier weniger.

Laut DLRG-Bundesverband sorgten die zunehmende Aufklärung über die Gefahren des Schwimmens, aber auch das wechselhafte Wetter für weniger Badetote in Deutschland. Bundesverbandssprecher Achim Wiese sagte, die Gefahrenquelle bleibe das Binnenland mit seinen Seen und Flüssen. Dort kamen mindestens 178 Menschen ums Leben.

Das seien mehr als 90 Prozent - das heißt, nur rund 10 Prozent der Badetoten seien im Meer ertrunken. «An Flüssen, Seen und Teichen sind in wenigsten Fällen Rettungsschwimmer im Einsatz.» Die DLRG appellierte an die Kommunen, gemeinsam Gefahrenanalysen zu erstellen. «Ein simples Badeverbotsschild reicht nicht aus, um den Menschen vor dem Sprung ins unbekannte Gewässer abzuhalten.»

Den Rückgang der bundesweiten Zahlen begründete Wiese auch mit der jahrelangen Aufklärungsarbeit. «Die wirkt. Es wird auf die Baderegeln geachtet.» Und man gehe dort baden, wo es eine Aufsicht gebe. Allerdings bemängelt man bei der DLRG einmal mehr die mangelnde Schwimmfähigkeit der Kinder. 59 Prozent der Zehnjährigen könnten nicht schwimmen, eine dramatische Entwicklung. Vor diesem Hintergrund macht sich neben der DLRG auch die Wasserwacht des Deutschen Roten Kreuzes für den Schwimmunterricht stark. Der Schwimmunterricht sei gesetzlich fest in den länderspezifischen Lehrplänen verankert, werde aber flächendeckend nicht umgesetzt, hieß es bei der Wasserwacht.

Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) sagte: «Ich halte es für unverzichtbar, dass alle Kinder schwimmen lernen. Allerdings sind hier im Sinne der Erziehungspartnerschaft nicht die Schulen alleine verantwortlich.» Es sei gleichfalls wichtig, dass die Eltern sich darum kümmerten, dass die Kinder zum Beispiel schon im Vorschulalter schwimmen lernten. Zur Förderung wurden dafür im Doppelhaushalt 2020/21 jeweils 1,1 Millionen Euro pro Jahr zusätzlich für Schwimmkurse für Vorschulkinder bereitgestellt.

Unter den bundesweiten Badetoten waren mindestens 15 Kinder im Alter zwischen ein bis fünf Jahren. Insgesamt kamen zumeist Männer ums Leben. Sie seien oft leichtsinniger und spielten gerne mal den Helden, was dann leider allzu oft tragisch ende, teilte die DLRG mit.

Ein Sprecher des Sozialministeriums sagte: «Wir raten vor allem vom Baden in Flüssen ab, da diese - abgesehen von wenigen ausgewiesenen Badestellen - nicht zum Baden geeignet sind und amtlich nicht kontrolliert werden.» Flohr sagte, in Baden-Württemberg gibt es 330 überwachte Badestellen von der DLRG.

Innenminister Thomas Strobl (CDU) lobte die Arbeit der DLRG - «gerade auch während, in und trotz der Corona-Pandemie». Viele Ortsgruppen mussten wegen ausgefallener Veranstaltungen und fehlender Einnahmen in den vergangenen Monaten finanzielle Einbußen erleiden. Mit einem Corona-Hilfsprogramm von zehn Millionen Euro für Vereine im Geschäftsbereich des Innenministeriums steuere man da entgegen und greife auch der DLRG unter die Arme.
dpa/lsw
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