Auch weil der Herbst und die übliche Grippesaison bevorstehen, werde man an dem bisherigen vorsichtigen Kurs festhalten, sagte eine Regierungssprecherin am Mittwoch in Hannover. Die Corona-Verordnung solle noch einfacher und verständlicher gefasst werden. Mögliche Lockerungen könne es etwa bei der bislang auf 50 begrenzten Teilnehmerzahl bei Hochzeiten und möglicherweise auch anderen privaten Feiern geben.
Das Sozialministerium warnte davor, von einer Entspannung der Infektionslage zu sprechen. Bei landesweit rund 100 Menschen täglich werde derzeit eine Neuinfektion mit dem Coronavirus nachgewiesen, sagte eine Ministeriumssprecherin. Zahlreiche davon entstünden, weil die Betroffenen gesellschaftliche Ereignisse besucht hätten. Mit dem Ende der Sommerferien spielten Reiserückkehrer keine große Rolle mehr. «Von Entwarnung würde ich nicht sprechen.»
Es werde bald auf einem «Weihnachtsmarktgipfel» geprüft, unter welchen Umständen eingeschränkte Weihnachtsmärkte organisiert werden könnten, sagte ein Sprecher des Wirtschaftsministeriums. Ein Alkoholverbot auf solchen abgespeckten Weihnachtsmärkten sei nicht geplant, betonte die Regierungssprecherin. Glühwein solle es auf jeden Fall geben.
Hannovers Regionspräsident Hauke Jagau (
SPD) sprach sich unterdessen für mehr Lockerungen aus. «Es geht nicht komplett ohne Einschränkungen, aber es geht mit mehr Eigenverantwortung», sagte er der «Hannoverschen Allgemeinen Zeitung». Pauschale Verbote stießen zunehmend auf Akzeptanzprobleme und sollten nur zentrale Fragen betreffen. Auch größere Veranstaltungen hält Jagau demnach unter Corona-Auflagen für möglich. «Wir haben inzwischen viel Erfahrung mit der Pandemie gesammelt und können da, wo Abstand gehalten wird oder wir Masken tragen, mutiger sein», sagte er. So wollten sich Jugendliche etwa in Clubs oder Discos treffen. «Es ist unsere Aufgabe, zu schauen, was dabei möglich ist.»
Angesichts von Corona-Fällen an Schulen mahnte Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) die Umsetzung der Hygienepläne an. Die vorgelegten Hygienepläne sagten genau, wer für was Sorge zu tragen habe, sagte Tonne der «Braunschweiger Zeitung». «Wenn es nicht getan wird, müssen wir im zweiten Schritt sagen: nun, liebe Leute, macht ihr das.» Laut Ministerium ist derzeit nur ein Gymnasium im Landkreis Osnabrück von einer Schließung betroffen. Mehrere Schüler und Schülerinnen hatten sich mit dem Coronavirus infiziert.