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12.05.2023 | 20:49 | Arzneimittelengpass 

Ratiopharm-Chef rechnet mit Ausweitung des Medikamentenmangels

Berlin - Der Geschäftsführer des Ulmer Arzneimittelherstellers Ratiopharm, Andreas Burkhardt, rechnet mit einer Ausweitung des Medikamentenmangels in Deutschland.

Medikamentenmangel
(c) proplanta
«Es werden in Zukunft noch viel mehr Medikamente knapp werden», sagte Burkhardt der «Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung». Für die Hersteller lohne es sich angesichts steigender Preise für Energie und Grundstoffe nicht mehr, Arzneimittel für den streng regulierten deutschen Markt zu produzieren.

Das gelte nicht bloß für Fiebersaft und Antibiotika. Burkhardt kritisierte das System aus sogenannten Festbeträgen und Rabattverträgen für viele verschreibungspflichtige Medikamente. Es habe Deutschland zusehends von Lieferanten aus China und Indien abhängig gemacht. Die von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) vorgeschlagenen Maßnahmen gegen die bestehenden Arzneimittelknappheiten bezeichnete er als unzureichend.

Das Bundeskabinett hatte Anfang April Lauterbachs «Arzneimittel-Lieferengpassbekämpfungs- und Versorgungsverbesserungsgesetz» beschlossen. Es muss noch durch Bundestag und Bundesrat. Das Gesetz soll es Herstellern ermöglichen, höhere Abgabepreise für Kindermedikamente in Deutschland zu verlangen, so dass sich Lieferungen nach Deutschland mehr lohnen. Bei wichtigen Medikamenten ist grundsätzlich auch eine Pflicht zur mehrmonatigen Lagerhaltung vorgesehen. Bei Antibiotika sollen Hersteller, die Wirkstoffe in Europa produzieren, stärker zum Zug kommen.

Zusätzlich wurde für Antibiotika-Säfte für Kinder offiziell durch das Bundesgesundheitsministerium ein Versorgungsmangel festgestellt. Damit dürfen befristet bestimmte Regeln des strengen Arzneimittelgesetzes umgangen werden und beispielsweise Medikamente aus dem Ausland bestellt und ausgegeben werden, die keine deutschsprachige Verpackung haben.

Das Thema beschäftigte am Freitag auch den Bundesrat. «Die Versorgungslage bei zahlreichen Arzneimitteln ist aktuell angespannt und es ist zu befürchten, dass diese Lage auch im kommenden Herbst und Winter fortbestehen wird», heißt es in einer von der Länderkammer beschlossenen Stellungnahme. Gefordert wird darin eine langfristige Strategie unter Einbeziehung der Pharmabranche, um die Versorgung sicherzustellen. Zentrales Anliegen müsse es sein, eigene Produktion und Forschung zu stärken und zu fördern. «Es besteht ganz, ganz großer Handlungsbedarf», sagte Baden-Württembergs Gesundheitsminister Manfred Lucha (Grüne).
dpa
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