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05.12.2023 | 13:27 | Verbraucherschutz 

Schlechte Zeiten für Saftpanscher und Honigstrecker

Rostock - Das Landesamt für Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit und Fischerei (Lallf) hat am Montag ein neues Kernresonanzspektrometer offiziell in Betrieb genommen.

Lebensmittelkontrolle
Ist im O-Saft wirklich 100 Prozent Orangensaft? Kommt das Olivenöl tatsächlich aus Griechenland? Und ist der Kaffee wirklich bio? Fragen, die das zuständige Landesamt mit neuer Technologie präzise und sehr schnell beantworten kann. (c) Darren Baker - fotolia.com

Mit der insgesamt eine Million Euro teuren Investition werden künftig Lebensmittelproben genauestens analysiert. «Bislang brauchten wir bis zu zehn einzelne Analyseschritte und bis zu drei Tage für eine Probe. Dieses Gerät kann das in einer Messung», sagt die Chemikerin Ulrike Jost. Der Zeitvorteil: Statt drei Tage liegt das Ergebnis inklusive Probenvorbereitung in etwa 30 Minuten vor.

Agrarminister Till Backhaus (SPD) und Lallf-Direktor Stephan Goltermann sprachen von einem deutlichen Fortschritt für die Lebensmittelsicherheit. «Durch die Verfälschung von Lebensmitteln kann nicht nur Schaden in Milliardenhöhe entstehen, sondern die Gesundheit von Menschen gefährdet werden», sagte Backhaus, der den sogenannten Foodscreener am Montag in Rostock in Augenschein nahm. Das 572 Kilogramm schwere Gerät nutzt die gleiche Messtechnik wie das aus dem Krankenhaus bekannte MRT.

Im Kern des Screeners: Ein supraleitender Magnet. Mithilfe der Kernspinresonanzspektroskopie können die Zusammensetzung des Produktes und wie beim Orangensaft unter anderem Parameter wie Glucose, Aminosäuren und Mineralstoffe in Minutenschnelle exakt ermittelt werden. Auch stellt sich schnell heraus, ob es sich um Direktsaft oder Konzentrat handelt, oder ob Mandarinen- oder Blutorangensaft hinzugegeben wurden.

Solange das alles für den Verbraucher nachvollziehbar auf dem Etikett steht, ist das auch für die Lebensmittelprüfer vom Rostocker Lallf in Ordnung. Problematisch wird es, wenn das Etikett - zu einem entsprechenden Produktpreis - etwas verspricht, was der Inhalt nicht hält. Dann ergibt sich ein Betrugsverdacht. Das ist der Fall, wenn etwa Honig mit Zuckersirup oder «100-Prozent-Apfelsaft» mit Wasser gestreckt werden. Bei entsprechender Datenlage können später auch Gewürze, Bio-Fisch oder Bio-Eier entsprechend geprüft werden.

Das Lallf zieht mit der Investition technisch mit den meisten anderen Bundesländern gleich. Die Diagnostik umfasst nicht nur die gleichzeitige Auswertung Hunderter Komponenten. «Der Clou ist, dass wir anhand der Analyse auch das Herkunftsland bestimmen können», erläuterte die Chemikerin Jost. Durch den Datenabgleich zur authentischen Probe - quasi dem Original - wird schnell klar, ob der Saft aus Brasilien oder das Olivenöl wie angegeben aus Griechenland oder Italien stammt.

dpa/mv
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