Bleiben sie uns dieses Mal erspart oder müssen wir wieder mit eisigen Wochen rechnen? Auch wenn der Winter meteorologisch erst am 1. Dezember beginnt und astronomisch erst in einem Monat (am 22. Dezember um 6.30 Uhr MEZ), wird schon wieder viel spekuliert. Die Kommunen wollen sich besser rüsten, seriöse Wetter-Experten warnen vor Kälte-Panik.
Schon vor einem Monat rief die «Bild»-Zeitung aus: «In vier Wochen beginnt der Horror-Winter». Dabei berief sie sich unter anderem auf den Meteorologen Dominik Jung vom Portal «wetter.net», der sich traute, erneut einen zu kalten Winter anzukündigen, im Vergleich zum Referenz-Zeitraum 1961 bis 1990. «Der vierte zu kalte Winter in Folge wäre eine kleine Sensation.» Anders als im vergangenen Jahr, als ihr Einwurf für viel Aufsehen sorgte, haben Experten vom russischen Wetterdienst Rosgidromet in diesem Jahr noch keine alarmierende Prognose abgegeben.
Zurzeit beginnen überall in Deutschland die Weihnachtsmärkte und Erinnerungen an die vergangene Adventszeit werden wach. Im Dezember 2010 bescherten Schneemassen und klirrender Frost - endlich mal wieder und erstmals seit 1981 - flächendeckend eine weiße Weihnacht. Und schnell denkt man, der ganze letzte Winter war besonders hart.
Doch beim Deutschen Wetterdienst in Offenbach sprechen allein die Zahlen, nicht die gefühlte Wirklichkeit - und die sagen: Der Winter 2010/2011 war zu kalt, aber nur wegen des schneereichen und eisigen Dezembers, der der kälteste seit 1969 war. Januar und Februar waren dagegen nach Berechnungen des
DWD zu mild.
Um ein knappes Grad lag die Durchschnittstemperatur der Wintermonate unter dem langjährigen Mittel. Es war der dritte zu kalte Winter in Folge. Davor war es jahrelang zu warm. Am
Klimawandel und der
Erderwärmung ändere das alles aber nichts, ist man sich beim DWD sicher.
Der Diplom-Meteorologe und DWD-Sprecher Christoph Hartmann warnt ausdrücklich vor Langzeitprognosen: «Wir können das Wetter bis zu etwa zehn Tagen relativ exakt vorhersagen. Die Wetterküche ist aber so chaotisch, dass längere und exakte Vorhersagen unmöglich sind. Einzig wissenschaftlich fundierte Wetter-Trends à la "Ist der Mai kühl und nass, füllt's dem Bauer Scheun' und Fass" sind möglich.» Das heißt also: Man könne aufgrund ähnlicher Fälle oder Abweichungen der Vormonate auf die zukünftige Witterung schließen - doch auch da liege die Genauigkeit höchstens bei etwa 70 Prozent.
Doch wegen der Erfahrungen im vergangenen Winter scheinen zurzeit etliche Menschen vorzusorgen und extrawarme Outdoor-Kleidung zu kaufen, die der Handel anbietet. Und auch die Kommunen wollen sich wohl besser gegen Glätte rüsten, nachdem im letzten Winter vielerorts schnell das Salz ausging und von weither Nachschub organisiert werden musste. «Nach den vielen Diskussionen im vergangenen Winter haben die Kommunen dieses Jahr ihre Lager besser aufgefüllt», zitierte die «Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung» Norbert Steiner, den Chef des Streusalz-Produzenten K + S in Kassel, der selbst Lehren aus den Lieferengpässen gezogen habe. Man habe die Lagerkapazitäten in Europa von 900.000 auf eine Million Tonnen aufgestockt. (dpa)