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06.01.2012 | 11:19 | Milder Winter 

Vogelgezwitscher und Pollen - Milder Winter bewegt die Natur

Hilpoltstein /Veitshöchheim /Berlin - Vögel zwitschern, Blütenpollen fliegen und erste zarte Pflanzen blühen: Der bislang milde Winter bringt die Natur in Bewegung.

Kohlmeise
Von einer Ausnahmeerscheinung mit drastischen Auswirkungen für Flora und Fauna wollen die Klimaexperten und Biologen deshalb jedoch nicht sprechen. «So ungewöhnlich warm ist es derzeit eigentlich nicht.

Solche Schwankungen haben wir immer wieder», sagte Josef-Valentin Herrmann von der Bayerischen Landesanstalt für Gartenbau und Weinbau mit Sitz im unterfränkischen Veitshöchheim.

Auch der bereits schwach umherschwirrende Blütenstaub der Hasel sei kein Indiz für ein außergewöhnliches Phänomen: Haselsträucher hätten in den vergangenen 30 Jahren stets irgendwann zwischen dem 3. Januar und dem 15. März geblüht. Von den milden Tagen profitieren nach Angaben des Landesverbandes für Vogelschutz in Bayern vor allem die heimischen Vögel. Sie können schon jetzt mit der Balz beginnen.


Warmer Winter: Vögel starten schon mit Balzgesängen

Bis zu zwölf Grad an Neujahr und vielerorts noch keine einzige Schneeflocke. Dieser Winter ist ungewöhnlich warm. Ob das Tieren und Pflanzen gut tut, erläutert Felix Grützmacher vom Naturschutzbund Deutschland im Interview mit der Nachrichtenagentur dpa.


Wie wirken sich die milden Temperaturen der vergangenen Wochen auf Tiere und Pflanzen aus?

Grützmacher: «Die Tiere haben natürlich weniger Kältestress. Sie verbrauchen nicht so viel Energie, um die Körpertemperatur zu halten.

Sie verbrennen weniger Fett und müssen nicht so viel Energie in die Nahrungssuche stecken. Besonders viele Vögel, wie der Eisvogel oder die Schleiereule, haben in sehr kalten Wintern Probleme, durch die Schnee- und Eisdecke ausreichend Beute zu fangen.

Ganz verrückt ist, dass manche Vögel, wie die Kohlmeise und der Kleiber, schon mit ihren Balzgesängen begonnen haben. Die kommen schon ein bisschen durcheinander durch das warme Wetter. In einem normalen Winter würden sie nie auf den Gedanken kommen, im Dezember mit der Balz zu beginnen - da steht die Nahrungssuche ganz oben auf ihrer To-do-Liste.

Bei den Pflanzen ist es ähnlich. An manchen Orten sprießen schon die ersten Krokusse, wenn es jetzt so weitergeht, kommen bald die ersten Schneeglöckchen. Das ist aber nicht so ungewöhnlich, das hatten wir schon in warmen Phasen in anderen Wintern. Nur wenn es dann noch mal richtig friert, wird das zum Problem.»


Wird es im Frühjahr oder Sommer wegen des warmen Winters eine Insekten-Plage geben?

Grützmacher: «Das ist oft eine Fehleinschätzung. Die meisten Insekten, wie Mücken, sind an sehr kalte Winter angepasst. Klar, Schwächere erfrieren sonst eher, aber da wird das warme Wetter keinen so großen Unterschied machen. Für die Insekten ist es eher schwierig, wenn es starke Temperaturschwankungen gibt.»


Schadet die Wärme manchen Tieren?

Grützmacher: «Eigentlich nicht. Manche Tiere wachen zwar mal aus dem Winterschlaf auf, das passiert aber auch in kälteren Wintern. Zum Beispiel Fledermäuse sind kurzzeitig mal wach und man sieht sie auch in wärmeren Phasen in normalen Wintern mal fliegen. Dann schlafen sie aber wieder ein. Dadurch, dass mehr Vögel, die das ganze Jahr in ihrem Gebiet bleiben, wie Kohlmeise und Sperling, überleben, sind im Frühjahr vielleicht weniger Brutplätze für die Zugvögel übrig. Aber das dürfte kein besonders großes Problem sein.» (dpa)
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