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03.05.2017 | 15:37

Warenterminbörse: Maispreis schießt auf 174,25 EUR/t hoch

Stuttgart/Paris/Chicago - Der internationale Maispreis wurde durch Schneeregen und Bodenfrost zur Maisaussaat in den USA und Kanada sowie starken Regenfällen nach der Frühjahrstrockenheit in Westeuropa und am Schwarzmeer getrieben. Die US-Maisexporte legten ordentlich zu. Brasiliens Maisbauern fordern Zollimporte für US-Ethanol. Druck kam weiterhin vom Rohöl- und Ethanolmarkt.
Warenterminbörse Maispreis
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Entwicklung Maispreis an der MATIF (c) proplanta

So notierte der Fronttermin bei US-Mais in Chicago bei 131,14 EUR/t (Freitag: 130,58 EUR/t), an der MATIF in Paris bei 174,25 EUR/t (Freitag: 171,50 EUR/t). Gleichzeitig stiegen an der MATIF der Augusttermin um 1,50 EUR/t auf 179,50 EUR/t und der für November um 0,75 EUR/t auf 171,25 EUR/t. Dabei tendierte Mais zuletzt seitwärts. Der Eurokurs stieg heute Morgen auf 1,0927 USD/EUR.

In den USA setzte der gegenüber der Vorwoche rasante Fortschritt bei der Aussaat von US-Mais den Markt zwar kurzfristig unter Druck, waren bis Sonntag immerhin 34 % der geplanten US-Maisaussaat gegenüber 17 % in der Vorwoche im Boden, was zwar exakt dem Fünf-Jahresmittel entsprach, aber zuletzt unklar blieb, wieviel der Maisanbaufläche tatsächlich aufgrund der starken Niederschläge erneut bestellt werden müssen. Dabei kochten beim US-Handel Erfahrungen aus 1993 hoch, wo extreme Überschwemmungen entlang des Mississippi River zu Überflutungen und dadurch zu Ernteflächenverlusten von 14 % der US-Maisernte führten. Nach hohen Niederschlägen im südlichen Midwest und US-Delta wird für die nächste Woche stabileres Wetter insbesondere für Indiana und Ohio prognostiziert, wodurch die Maisaussaat zügig vorangehen sollte, sicher ist dies aber noch nicht.

Die Prognose des internationalen Getreiderats (IGC), mit einer um 2 Mio. t auf 1.026 Mio. t anwachsenden Welt-Maisernte 2017/18, gegenüber 1.059 Mio. t in der alten Ernte, sowie gleichfalls um 2 Mio. t auf 207 Mio. t steigenden Überhängen, ließ den Handel vollends kalt. Vielmehr beschäftigte die Kehrtwende des US-Präsidenten Donald Trump beim NAFTA-Abkommen den Handel und sorgte für Auftrieb an den Märkten, sollen anstelle von Kündigung der Verträge nur Änderungen in punkto Wettbewerbsnachteilen durch ungleiche Subventionen zu korrigiert werden. Die US-Regierung Donald Trumps rudert mächtig zurück, um Absatznachteile zu vermeiden. Mexiko ist größter Importeur von US-Mais, wobei in Mexiko Mais zu in hohem Umfang zu Stärkezucker verarbeitet wird. Ein Rückgang der Maisexporte nach Mexiko wäre fatal für den Markt und die Erzeuger.

Auftrumpfen konnte der US-Handel beim Export von US-Mais, erreichten die Exporte letzte Woche mit 987.900 t gegenüber 756.400 t in der Vorvorwoche und 738.000 t zuvor ein sehr gutes Ergebnis. Vorausgegangen waren herbe Importbrüche seitens Chinas und Mexikos, wo offenbar Streitigkeiten zumindest vorerst beigelegt werden konnten, lagen die Maisimporte Chinas im März 2017 nur bei 5.262 t, über 99 % niedriger als im März 2016. Der Rückgang beim US-Dollar stimmte die Exporteure optimistisch, höhere Exportzahlen auch diese Woche zu realisieren.

Schwierig bleibt die Lage bei US-Ethanol, ging die Produktion zwar von 993 Mio. Barrel/ Tag in der Vorwoche auf 987 Mio. Barrel/Tag zurück, stiegen aber die Bestände von zuvor 23,03 Mio. Barrel auf 23,27 Mio. Barrel. Druck kommt vom Rohöl und Öl-schieferabbau, ist die Zahl der aktiven Ölbohranlagen (Oil Rig-Count)  auf 683 gestiegen, wodurch die tägliche US-Rohölfördermenge um 17.000 Barrel/Tag auf nunmehr 9,25 Mio. Barrel/Tag hochschnellte und bis Jahresende auf 9,7 Mio. Barrel steigen soll. Definitiv hat der Markt die US-Rohölproduktion unterschätzt, in Texas und North Dakota entwickelt sich ein starker Investmentboom der Rohölindustrie. In den OECD-Ländern sind die Lagerbestände laut IEA (Paris) im 1. Quartal 2017 um 38,5 Mio. Barrel auf 3 Mrd. Barrel angewachsen. Dabei sank der Junitermin heute Morgen für Brent um 1,8 % auf 50,84 USD/Barrel (Freitag: 51,77 USD/Barrel), der Maitermin für WTI um 2,8 % auf 47,95 USD/Barrel (Freitag: 49,50 USD/Barrel). Jedoch wird heute Abend mit einem Rückgang der US-Rohölvorräte gerechnet, was für leicht steigende Rohölpreise spricht.

In Südamerika sorgten gute Wetterbedingungen für einen zügigen Fortgang der Maisernte, war laut Safras e Mercado Brasiliens Maisernte letzte Woche zu 83 % mit nur leichtem Rückstand gegenüber 90 % im Vorjahr geborgen und legte Argentiniens Maisernte ordentlich zu und überholte mit einem Fortgang von landesweit 22,6 % den Vorjahresstand von 20,8 %. Die Rekordprognosen für Brasiliens Maisernte von 93,5 Mio. t und Argentiniens von 38,5 Mio. t blieben unverändert stehen. Brasiliens Maisexporte sollen 32,0 Mio. t und Argentiniens 26,0 Mio. t erreichen, gegenüber 21,7 Mio. t bzw. 14,0 Mio. t im Vorjahr, wodurch die Exportverfügbarkeit um 22 Mio. t auf 58,0 Mio. t ansteigt, dem steht derzeit eine um 25 Mio. t kleiner erwartete US-Mais-ernte 2017/18 entgegen. Brasiliens Agrarminister hat den Außenhandelsrat erneut aufgefordert, zum Schutz der inländischen Maiserzeuger auf US-Ethanol eine Importsteuer zu erheben, wobei brasilianische Ethanolhersteller auf einen Steuersatz von 20 % pochen. Die USA exportierten im Dezember mit 1.012 Mio. Barrel immerhin gut 43 % ihrer Gesamtexporte bei Ethanol nach Brasilien. Umgekehrt wollen die USA den Importzugang für Ethanol und Biodiesel in die USA erschweren.

In der EU machte Regenwetter nach dem Frost der Vorwoche der Maisaussaat einen Strich durch die Rechnung, soll es erst nächste Woche deutlich wärmer und trockner werden. In Frankreich und Nordspanien führten zu trockene Böden zu schlechtem Saatenaufgang beim Mais. Die Kältewelle vom 19.-21. April mit Nachfrösten bis zu -4 bis 8°C hat in den Frühgebieten wie am Oberrhein zum Umbruch früh gedrillter Mais-bestände geführt. Wegen der nasskühlen Witterung kam die Maisaussaat zuletzt zögerlich voran. Das Deutsche Maiskomitee (DMK) geht nach wie vor von einem Rückgang der Maisanbaufläche um 2,9 % auf 2,49 Mio. ha aus. Der Internationale Getreiderat (IGC) beließ seine Prognose zur EU-Maisernte unverändert bei 63,0 Mio. t gegenüber 60,5 Mio. t im Vorjahr.

Die EU-Maisimporte blieben letzte Woche mit knapp 9,5 Mio. t um 18 % hinter dem Vorjahresergebnis von 11,6 Mio. t zurück, dabei importierte die EU zuletzt rund 172.000 t Mais. Dagegen kaufte die Türkei letzte Woche 44.000 t Mais aus der EU und Moldawien. Dabei lagen die Preise des Handels für Mais zuletzt bei 168,00 EUR/t (Freitag: 166,00 EUR/t) FOB Bordeaux und 171 EUR/t (169,00 EUR/t) FOB Rhein sowie 185,00 EUR/t (Freitag: 185,00 EUR/t) FCO Süd-Oldenburg.
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