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03.05.2017 | 12:01

Weizen-Fronttermin zieht auf 169,50 EUR/t hoch

Stuttgart/Paris/Chicago - Die internationalen Weizenmärkte holten weiter auf, sorgten Schneestürme und Bodenfröste in den mittleren und südlichen Plains der USA für Preisauftrieb in Chicago. Auch die Fortsetzung der NAFTA-Verträge mit Kanada und Mexiko unterstützte den Markt. Dagegen verbesserten ergiebige Regenfälle in Zentralfrankreich, Deutschland und Südpolen die Wachstumschancen für Weizen.
Weizenpreis Fronttermin
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Entwicklung Weizenpreis (c) proplanta

So notierte der Fronttermin in Chicago für CME-EU-Weizen bei 168,25 EUR/t (Freitag: 165,75 EUR/t), für US-Weizen bei 148,04 EUR/t (Freitag: 139,60 EUR/t) und an der MATIF für EU-Weizen Nr. 2 bei 169,50 EUR/t (Freitag: 167,75 EUR/t). Gleichzeitig stiegen an der MATIF der Septembertermin um 3,50 EUR/t auf 171,75 EUR/t und der für Dezember um 3,25 EUR/t auf 174,75 EUR/t. Dabei tendierte Weizen zuletzt seitwärts. Der Eurokurs stieg heute Morgen auf 1,0927 USD/EUR.

In den USA trieben am Wochenende starke Niederschläge, Schneestürme und Bodenfröste die Terminkurse für Weizen in Chicago um über 6 % nach oben, stellten die US-Fonds massiv Short-Positionen glatt und wechselten in Long-Positionen. Im US-Bundesstaat Texas wurden bis zu 30 cm Schnee registriert, in Kansas, einem der Hauptanbaugebiete für US-Weizen, wüteten Stürme mit Schnee und Regen.

In Ost-Oklahoma, Nord-Arkansas, im südlichen Missouri und Illinois gingen ergiebige Regenfälle nieder. In schlechtere Bestandsbonitierungen mündete dies noch nicht, blieben diese wegen Unsicherheit über das Ausmaß der Schäden unverändert bei 54 % guter-exzellenter US-Weizenbestände stehen gegenüber allerdings 59 % im Vorjahr. Die Wetterprognosen deuteten zuletzt auf beständigeres Wetter in den USA hin. Dabei wird die kommende US-Weizenernte kaum mehr als 50 Mio. t erreichen gegenüber 62,5 Mio. t im Vorjahr.

Die neue Prognose des Internationalen Getreiderats (IGC), der die Welt-Weizenernte 2017/18 um 1 Mio. t auf 736 Mio. t (Vorjahr 753 Mio. t) und die Überhänge um 5 Mio. t auf 239 Mio. t (Vorjahr: 240 Mio. t) hochsetzte, geriet dabei völlig in den Hintergrund. Vielmehr stand die Exportentwicklung im Fokus, erreichten die Exporte von US-Weizen letzte Woche mit 61.700 t gegenüber 414.000 t in der Vorvorwoche und 421.600 t zuvor ein sehr schwaches Ergebnis. Doch der inzwischen weiter gefallene US-Dollar sorgt für bessere Exportchancen, waren die Exporteure bei Exportinspektionen optimistisch.

In Kanada blieben die Wetterprognosen vorerst kühler bis frostig, die Anhebung der Weizenanbaufläche auf nahezu das Vorjahresniveau von 23,2 Mio. Acres hatte letzte Woche den Weizenmarkt leicht unter Druck gesetzt, wobei allerdings Schneefälle und Frost in Teilen Kanadas diesen Druck relativierten, geriet die dort begonnene Aussaat von Sommerweizen weiter in Verzug. Die von den USA ausgesetzten Kündigungsabsichten der NAFTA-Verträge mit Kanada und Mexiko stabilisierten den Markt, sollen nur Änderungen in punkto Wettbewerbsnachteilen durch ungleiche Subventionen zu korrigiert werden. Die US-Regierung Donald Trumps rudert mächtig zurück, um Absatznachteile zu vermeiden.

In der EU-28 haben pünktlich zum Maianfang ergiebige Regenfälle von den Pyrenäen bis nach Südostpolen für eine Erholung der Weizenbestände gesorgt, die bis dahin massiv unter Frühjahrstrockenheit gelitten hatten. Bis zum kommenden Wochen-ende sollen Regengebiete bis nach Rumänien und Bulgarien vordringen, bevor das Wetter nächste Woche wieder stabiler wird. Die letzten Bestandsbonitierungen reflektierten die Verhältnisse möglicherweise noch nicht, senkte FranceAgriMer sein Rating für gut-exzellente Weizenbestände von 85 % letzte Woche auf aktuell 78 % zurück, dies wegen unverändert schlechterer Weizenbestände im Norden und Osten Frankreichs.

Ähnlich ist die Lage in Deutschland, England, Polen und Italien, haben hohe Niederschläge im Südwesten Deutschlands, Südpolen, Tschechien und Ungarn für Entspannung der Märkte gesorgt, in anderen Teilen Europas ist es weiterhin zu trocken. In Spanien hat die Trockenheit zu irreversiblen Einbußen geführt. Beim Weizenexport sieht sich die EU derzeit mit zunehmender Konkurrenz aus den USA, Kanada und Australien konfrontiert, wenn es um die Märkte Nordafrikas mit hohen Importbedarf für Weizen und anderes Getreide geht. Zudem hat Marokko wegen guter Eigenernte die Einführzölle beim Import von 30 % auf 135 % erhöht, was zwar jahreszeitlich üblich ist, aber nicht in der Höhe. Dabei liegt die EU-28 angesichts der letzten schwächeren Weizenernte mit gesamten Drittlandexporten von EU-Weizen (inkl. Weizenmehl) von 20,4 Mio. t gegenüber 24,9 Mio. t im Vorjahr recht gut im Rennen, wenn auch das Exporttempo seit dem Jahreswechsel abnahm.

Preisauftrieb kommt vermehrt vom Futtermittelsektor, wurden laut BLE in Deutschland von Juli 2016-Februar 2017 mit 15,7 Mio. t Mischfutter gut 200.000 t mehr hergestellt als im Vorjahreszeitraum, was auf einen höheren Verbrauch von Schweine- und Geflügelfutter zurückzuführen ist, nahm dieser um jeweils 100.000 t auf 6,4 Mio. t bzw. 4,3 Mio. t zu. Dabei besteht eine rege Nachfrage nach Futterweizen nach Süd-Oldenburg und Holland.

Dabei lagen die Preise des Handels für Standardweizen zuletzt bei 162,00 EUR/t (Freitag: 161,00 EUR/t) FOB Rouen und 172,00 EUR/t (Freitag: 172,00 EUR/t) FOB Hamburg bzw. Rostock sowie 169,00 EUR (169,00 EUR/t) FCO Mannheim. Nach Süd-Oldenburg und Holland wurde Futterweizen zu Preisen um 182,00 EUR/t (Freitag: 182,00 EUR/t) FCO gehandelt. Die Preise für neue Ernte liegen mit 170,00 EUR/t FCO Südoldenburg um über 10 EUR/t darunter.
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