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09.12.2016 | 17:50 | Warenterminbörse 

Maispreis steigt auf 164,25 EUR/t

Stuttgart/Paris/Chicago - Der internationale Maismarkt gab trotz hoher Exporte in den USA, aber höher erwarteten Maisernten in Südamerika, in Chicago leicht nach. In der EU-28 zog der Maispreis wegen des auf unter 1,06 USD/EUR gefallenen Eurokurses nach oben. So notierte der Fronttermin bei Mais in Chicago bei 131,05 EUR/t (Mittwoch: 132,25 EUR/t) und in Paris bei 164,25 EUR/t (Mittwoch: 163,00 EUR/t).

Maispreis
(c) proplanta

In den USA konnten zwar die Exporte von US-Mais überzeugen, erreichten die Exporte mit 1.495.400 t gegenüber 761.000 t in der Vorwoche und 1.688.800 t zuvor ein gutes Ergebnis. Aber der Handel erwartet eine Anhebung der US-Maisbestände von 2.403.000 auf 2.413.000 Scheffel, was die Fonds zu Auflösung von Positionen veranlasste. Noch schwerer wiegen die Erwartungen darüber, dass das USDA die Maisernte Brasiliens kräftig nach oben korrigiert. Insofern ist der heute Abend erwartete WASDE-Report für Mais eher bearish. Optimismus versprühten auch nicht die neuen Zahlen bei den US-Ethanol-Beständen, bauten sich laut EIA diese in der vergangenen Woche um 82.000 Barrel auf 18,5 Mio. Barrel auf, wobei auch die Produktion um 11.000 Barrel auf 1,02 Mio. Barrel anstieg.

Belastend auf den US-Maismarkt wirkte sich auch die Ernennung von Scott Pruitt zum designierten Leiter der US-Umweltbehörde EPA aus. Er ist bekennender Gegner der erneuerbaren Energien. Überschattet wird das Exportgeschäft durch die Haltung des neuen US-Präsidenten Donald Trump, der die Grenze zu Mexiko, dem wichtigsten Maisimporteurs für die USA, möglichst dicht machen will, was sich auf die Exportbeziehungen mit Mexiko negativ auswirken dürfte. Auch die Annahme, dass China in dieser Saison die Maisbestände um 10 Mio. t abbauen will, verunsichert den US-amerikanischen Markt, sollten dadurch die Exportmöglichkeiten negativ beeinträchtigt werden. Zudem sorgt die Ausbreitung der Vogelgrippe in Südost-Asien für schlechtere Exporterwartungen von Mais in den asiatischen Raum.

In Südamerika drückte die Aussicht auf leichte Niederschläge in Argentinien die Terminkurse in Chicago ins Minus, sorgten Argentiniens Wetterkapriolen zuvor für Preiserhöhungen, kamen zuletzt erst 50-53 % der Maisanbaufläche von 4,9 Mio. ha zur Aussaat. Laut Buenos Aires Grain Exchange wurde die Fläche aber um immerhin 27 % ausgeweitet. Das USDA veranschlagte im November die kommende Maisernte in Argentinien auf 36,5 Mio. t gegenüber 28 Mio. t im Vorjahr. Marktentlastung könnte dort aber durch höhere Beimischungsquoten zu Biotreibstoffen kommen. In Brasilien taxierte das Handelshaus Safras & Mercado Brasiliens Maisernte auf 92,3 Mio. t, gut 9,2 Mio. t über der USDA-Prognose von November. Hier dürfte heute Abend das USDA im neuen WASDE-Report kräftig nachlegen. Da vermehrt frühreife Sorten zur Aussaat kamen, wird Brasiliens Maisernte deutlich früher beginnen. In Brasilien ist die Erhöhung der Beimischungsquote von 7 auf 8 % im März 2017 im Gespräch, bis 2019 sollen 10 % Anteil erreicht werden.

Wegen des niedrigen Eurokurses nahmen die Maisimporte in die EU-28 wieder zu und erreichten seit Saisonbeginn 3,9 Mio. t. Noch in der Vorwoche erreichten die Maisimporte mit 3,6 Mio. t gut 20 % weniger als zum gleichen Vorjahresstand von knapp 4,5 Mio. t. Vermutlich befürchten die Importeure weitere Preisanstiege bei Mais durch einen fallenden Eurokurs, fällt womöglich nächste Woche die Entscheidung über eine Leitzinserhöhung in den USA. Dabei nehmen auch die Maisimporte aus der Ukraine stark zu. In der EU-28 konnte sich der Mais gegenüber dem Weizen gut behaupten, kostete EU-Mais zuletzt 164,00 EUR/t FOB Bordeaux (Mittwoch: 163,00 EUR/) und war damit nur noch um 2 EUR/t teurer als Weizen. In Südoldenburg und Holland kostete Mais zuletzt 180-182 EUR/t FCO Verarbeiter.

Die Auswirkungen der Kältewelle am Schwarzmeer sind wohl bisher gering. Zwar gab es bei der Maisernte immer noch Verzögerungen, waren in der Ukraine Anfang der Woche 86 % der Anbaufläche von 3,15 Mio. ha geerntet, wobei sich immer höhere Erträge bestätigten. In Russland war die Maisernte zu 85 % abgeschlossen, die bisherige Menge beläuft sich auf 14,4 Mio. t, so dass ein Erreichen der Rekorderntemenge möglich erscheint. Die Ukraine erreichte letzte Woche mit 456.000 t Mais das höchste Exportergebnis der Saison, nach 438.000 t in der Vorvorwoche und zuvor 400.000 t, lagen die Gesamtexporte der Saison bei 3,7 Mio. t Mais. Dabei gingen ein Großteil Richtung Spanien, Italien und Benelux. Russland exportierte letzte Woche 110.000 t Mais gegenüber 65.000 t Mais in der Vorvorwoche und 115.000 t zuvor. Der Druck dürfte angesichts fallender Temperaturen und möglicher Vereisung etwas zurückgehen.

Tendenz: Mais profitiert in der EU vom weiter gestiegenen Rohölpreis und dem schwachen Eurokurs. Vermutlich wird das USDA die Welternte bei Mais etwas anheben und auch die Lagerbestände nach oben korrigieren. Dennoch hält das gestiegene Rohöl den Maispreis auf Kurs, während sich in Südamerika gigantische Maisernten entwickeln.
proplanta
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